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Biete Bier für Punkte

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Biete Bier für Punkte

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    Mit einer Bierdusche feiern viele Fußballvereine mittlerweile ihre Erfolge. Auch Trainer Peter Piak vom TSV Wertingen sagte im Sommer 2009 nach dem geglückten Aufstieg in die Bezirksoberliga nicht "Nein" zum bayerischen Nationalgetränk. Bisweilen wird das Bier oft anderen Vereinen als "Motivation" geboten. Archivfoto: Oswald
    Mit einer Bierdusche feiern viele Fußballvereine mittlerweile ihre Erfolge. Auch Trainer Peter Piak vom TSV Wertingen sagte im Sommer 2009 nach dem geglückten Aufstieg in die Bezirksoberliga nicht "Nein" zum bayerischen Nationalgetränk. Bisweilen wird das Bier oft anderen Vereinen als "Motivation" geboten. Archivfoto: Oswald

    Von JOhannes Graf und

    Auch Brotzeiten und Spanferkel

    Gerne bauen abstiegsgefährdete Vereine - oder alternativ Aufstiegsaspiranten - in diesen Situationen auf die Grundbedürfnisse des Menschen: essen und trinken muss jeder. Gerade deshalb war die Lage luxuriös, wie Ecknachs Abteilungsleiter Jochen Selig beschreibt. "Uns haben so ziemlich alle Vereine angerufen, die im Abstiegskampf steckten", sagt er. Geboten wurden vorwiegend Bier und Brotzeiten, vielleicht war auch manches Spanferkel dabei. "Wir hätten eine ganze Woche feiern können", sagt Selig. Konnten sie aber nicht, weil die Ecknacher gegen den TSV Täfertingen verloren, die gerettet waren und Ecknach keinem geholfen hatte.

    Das Beispiel der Ecknacher ist kein Einzelfall. Immer wieder rollen am Ende einer Saison größere und kleinere Bierfässer von A nach B oder von C nach D. Das war vor 40 Jahren schon so und wird es wohl auch noch länger sein. An diesen Gepflogenheiten hat Bezirksspielleiter Johann Wagner (Zusamaltheim) nichts auszusetzen. "Ich kann daran nichts Schlechtes finden. Solange es der Motivation dient", sagt Wagner. Prinzipiell machen die Vereine nichts anderes über die gesamte Saison hinweg, wenn sie ihren Spielern Sieg- oder Punktprämien zahlen. In diesem Fall kommt der Antrieb eben von einem anderen Verein.

    Anders sieht es aus, wenn man nicht auf die Stärke einer anderen Mannschaft setzt, sondern sie dafür belohnt, im direkten Duell zu verlieren: Bestechung also! Manipulierte Spiele sind kein Privileg der Profis, wie jüngst ein Beispiel aus einer Kreisliga im Kreisverband Chemnitz verdeutlicht. Da wurden Bier und Euros im dreistelligen Bereich für eine hohe Niederlage geboten (wir berichteten im Hauptsport). Wagner hat eine klare Meinung: "Das ist Manipulation und Bestechung. Das hat mit Motivation gar nichts zu tun." Vereine würden in diesem Fall Niederlagen in Kauf nehmen.

    Auf eine etwas andere Art machen sie dies jetzt schon, wenn es darum geht, den Abstieg einer Reserve-Mannschaft zu verhindern. Sämtliche Regelauslegungen werden ausgelotet, um Spieler der ersten Mannschaft am Ende einer Saison und in möglichen Relegations- und Entscheidungsspielen einzusetzen (siehe Info). Indirekt betroffen war davon in der abgelaufenen Spielzeit auch der TSV Gersthofen in der Landesliga Süd. Zusammen mit dem FC Pipinsried und dem FC Gundelfingen kämpfte der Verein um den Ligaverbleib. Weil Falke Markt Schwaben, im Niemandsland der Liga, Spieler der ersten in der zweiten Mannschaft einsetzen wollte, standen diese kurzerhand in Gundelfingen in der ersten Halbzeit nur zu zehnt auf dem Platz. "Das ist eine absolute Wettbewerbsverzerrung", schimpft Robert Walch, Trainer des TSV Gersthofen, Kein Einzelfall, immer wieder werden Mannschaften in unteren Klassen gezielt mit höherklassigen Spielern verstärkt, die dann nicht mehr voll in der ersten Mannschaft spielen. Spielleiter Wagner bezeichnet gerade das Markt-Schwaben-Beispiel als "höchst unsportlich", bei Sitzungen würde dies angesprochen. Er weiß aber: "Wir können den Vereinen nicht vorschreiben, dass sie mit elf Spielern auflaufen müssen."

    Wagner denkt bei negativen Beispielen nicht nur an die Auswirkungen in der gleichen Liga. Vielmehr bestraft seien auch Teams, die gegen Reserven höherklassiger Mannschaften spielen. "Das ist eine noch größere Unsportlichkeit", sagt Wagner. Um sich endgültig den Klassenerhalt zu sichern, lief die TSG Thannhausen II im Bezirksliga-Punktspiel gegen den SC Altenmünster mit neun Bayernliga-Spielern auf und gewann 2:0. Ende der Geschichte: Altenmünster schaffte trotzdem den Klassenerhalt, die TSG Thannhausen zog seine zweite Mannschaft aufgrund der Insolvenz seiner Fußball-GmbH zurück.

    "Jeder ist sich selbst der Nächste"

    Wagner kann den Ärger der betroffenen Vereine gut verstehen, macht eines aber auch deutlich: "Jeder ist sich selbst der Nächste. Wären die Vereine in der gleichen Lage, würden sie auch alles versuchen, was geht."

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