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Aus den Liedern von Jörg Kupke spricht die Lust am Experimentieren
![Mit Lust, Leidenschaft und Experimentierfreude komponiert der 59-jährige Jörg Kupke – mit Künstlername Jogi – seine ganz eigenen Musikstücke. Mit Lust, Leidenschaft und Experimentierfreude komponiert der 59-jährige Jörg Kupke – mit Künstlername Jogi – seine ganz eigenen Musikstücke.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Jörg Kupke aus dem Zusamaltheimer Ortsteil Sontheim kennt keine Noten, dafür das Gefühl für Schwingung. In Corona-Zeiten ist die Liebe zur Musik neu entflammt.
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Fast drei Jahre äußere Beschränkungen. Weder Kneipe noch Ausstellung. Dafür Homeoffice und ausgiebige Spaziergänge über die Felder hinter dem Zusamaltheimer Ortsteil Sontheim. Da taucht in Jörg Kupke eine alte Liebe auf, die Liebe zur Musik. Sie entflammt ganz neue Ideen in ihm. Sieben CDs sind entstanden – alle von Anfang bis Ende komplett "Jogi", so sein Künstlername. Jedes einzelne Lied etwas Besonderes. Dabei kennt der 59-Jährige keine einzige Note.
"Ich kann die Musik nur übers Hören und Fühlen begreifen", erzählt Jörg Kupke. Notenlernen war ihm schon immer zu abstrakt. So greift er gerne einfach zu einem Instrument und probiert aus. Wenn etwas in Resonanz mit ihm geht, kommen Klänge, die ihn bewegen. Plötzlich tauchen Worte, Textzeilen und Ideen auf. "Dann singe ich einfach drauflos."
Als junger Mann spielte der Sontheimer bereits in einer Band
Der 59-Jährige versucht in Worte zu fassen, was in ihm vorgeht. Wie so manche Idee einfach ein Gefühl bleibt, eine andere sich nach und nach verdichtet, ein konkretes Lied entsteht. "Dann will ich damit auch etwas sagen." Knapp 100 Musikstücke auf sieben CDs sind auf diese Weise in den vergangenen zweieinhalb Jahren entstanden. Dadurch, dass er plötzlich nicht mehr weggehen konnte, hat er sich immer öfter bewusst zurückgezogen in sein kleines Tonstudio. "Mein Ideenreichtum hat sich plötzlich wieder eingestellt", freut er sich, "vielleicht weil ich mich mehr um mich selbst gedreht habe in dieser Zeit."
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Dabei gab es bereits eine Zeit in Jörg Kupkes Leben, in der er aktiv Musik machte. In seiner Jugend und als junger Erwachsener spielte er in Hamburg mit mehreren Freunden in einer Band. Hauptsächlich griff er in dieser Zeit zur Gitarre, dazu experimentierte er etwas mit dem Keyboard und Synthesizer. Beruflich probierte er ebenfalls verschiedenes aus, absolvierte eine Bankausbildung, holte das Fachabitur nach, studierte Volkswirtschaft und jobbte in mehreren Firmen. Bis er in der Softwarebranche sozusagen ins kalte Wasser sprang. Dort blieb er hängen, arbeitet seit etlichen Jahren für eine Münchner Firma und seit Corona vorwiegend im Homeoffice. Zu Hause ist der gebürtige Lübecker seit Ostern 2017 in Sontheim. Dort fand er ein passendes Haus für sich und seine Familie. Seine Frau Petra – geboren in Höchstädt, aufgewachsen in Dillingen – und die erwachsene Tochter Jana Lulu sind die einzigen, die zwischendurch schon mal rein horchen dürfen, wenn ein Lied entsteht. Dann setzt sich Jörg Kupke ans Klavier, spielt und singt das neue Lied an. Tipps wie eine zu laute oder leise Stimme nimmt er gerne an. Ansonsten geht er unabhängig von äußeren Urteilen weiter seinen eigenen Weg.
Rhythmen, Gitarre, Piano, Gesang – alles findet sich in den Musikstücken
Dabei stößt er auch an Grenzen. "Manchmal muss ich Abstriche machen", schmunzelt er, "wenn ich meine Ideen mit meinen Fähigkeiten nicht umsetzen kann." Dafür hat er sich in den vergangenen zwei Jahren mehrere Hilfsmittel gekauft, ein neues Aufnahmegerät und E-Piano, eine Bassgitarre und zwei Keyboards, dazu ein Rhythmusgerät. Schlagzeug spielt er nicht, da greift er lieber auf seine Programmierkunst zurück. Mit all seinen Geräten, Instrumenten und seiner eigenen Stimme ist er in der Lage, polyphone Musik zu erzeugen, mehrere Stimmen und Instrumente gleichzeitig erklingen zu lassen, Streicher im Hintergrund, dazu Rhythmen, Gitarre, Piano und sein eigener mehrstimmiger Gesang. "Ich habe einfach Spaß am Experimentieren." Und damit steckt er an. Zwei seiner ehemaligen Musikfreunde, mit denen er über die Jahrzehnte hinweg im losen Kontakt war, haben mittlerweile ebenfalls wieder angefangen zu musizieren. Er hatte ihnen immer mal wieder ein CD geschickt. Sie motivierten einander, durch den Spaß an der Sache. 50 Stück hat der Sontheimer von jeder einzelnen CD gebrannt – vom Cover bis zur Aufnahme selbst gestaltet. Übers Internet gebe es mittlerweile unzählige Hilfsmöglichkeiten. Und vieles sei heute auch erschwinglich.
Corona, Kriege und Energiekrisen fordern ihn auf, in sich zu schauen, was er selbst machen kann. Die Musik und ihre Schwingung haben ihm dabei schon oft weitergeholfen. "In einer Krise steckt immer die Aufforderung, sie zu bewältigen", sagt der 59-Jährige, "ich versuche im Leben bei allem auch das Positive zu sehen." Das spiegelt sich in seinen Liedern wider. Sie geben wieder, was ihn innerlich bewegt, offenbaren ihn gut gelaunt und traurig, ironisch und lustig, machen nachdenklich, rufen zum Reflektieren und Genießen auf. Anfangs drückte er seine Gefühle in Englisch aus, mittlerweile singt er überwiegend deutsch.
![Gerne setzt sich Jörg Kupke zwischendurch auch mal einfach ans Klavier und spielt seine neuen Lieder an. Gerne setzt sich Jörg Kupke zwischendurch auch mal einfach ans Klavier und spielt seine neuen Lieder an.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Was folgt als Nächstes? "Der Weg ist das Ziel", heißt sein aktuelles Stück. Jörg Kupke setzt sich ans Klavier, lässt seine Hände über die Tasten gleiten und fängt an zu singen: "Weil wir heute noch nicht wissen, wo wir morgen sind. Weil wir das Abenteuer lieben wie ein kleines Kind. Und weil der Horizont für uns eine Versuchung ist, sind wir unterwegs …"
Die eigene Stimme und Musik – "das ist die Sprache der Seele", sagt der 59-Jährige. Um sie erklingen zu lassen, braucht es einen freien Kopf. "Im Loslassen entstehen neue Ideen", weiß er aus Erfahrung. "Und dadurch, dass ich das mache, worauf ich Lust habe, mich auf keinen Stil festlege." In der Musik wie in der Kunst gibt es für Jogi nichts Falsches. Das ist seinen Musikstücken anzumerken. Jedes ein Unikat, aus dem die Lust an der Musik, dem Experimentieren und dem Leben spricht.
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