Ein etwas ungewöhnlicher Verein hat am Samstagabend in Laugna Jubiläum gefeiert. Vor 50 Jahren wurde der Schnupferclub „Ziag nauf“ gegründet. Was 1974 aus einer Stammtischlaune entstand, entwickelte sich über einen Geselligkeitsverein zum Träger schwäbischer Kultur.
Schriftführer Jürgen Häußler erzählt: „Natürlich wird bei uns auch geschnupft, aber der Zweck des Clubs ist eigentlich die Förderung der örtlichen Kultur, des heimatlichen Brauchtums und der schwäbischen Mundart.“ Alle zwei Jahre veranstaltet der Club deshalb Heimatabende. Durch Erzählungen, Gedichte, Musik und Theater stehen dabei die schwäbische Sprache und Kultur im Vordergrund. Ein besonderer Förderer des Vereins war der frühere Landrat Anton Dietrich, erzählt Häußler. Dietrich war ab 1996 Ehrenmitglied, bis er 2004 verstarb. „Er fand das Schnupfen unheimlich interessant, weshalb er den Verein besonders unterstützte“, so Häußler.
Der Abend beginnt mit einem Gottesdienst zur Ehrung verstorbener Mitglieder des Clubs. Die Messe wird vom Kirchenchor Laugna unter der Leitung von Irmengard Stallauer begleitet. Pfarrer Alois Roßmanith sorgt für eine Überraschung. Er trägt eine Hymne für den Schnupferclub in Gedichtform vor. Diese wird dem Verein demnächst zur Verfügung gestellt. Der Vorsitzende Manfred Gerblinger ist seit der Gründung Teil von „Ziag nauf“, seit 49 Jahren führt er den Verein. Im Bürgerhaus Laugna dankt er allen Beteiligten des Abends. Das „nicht pompöse, aber angemessene Fest“ zeige Wertschätzung und Solidarität auch gegenüber kleinen und unbekannten Vereinen. Gerblinger ist überzeugt, dass auch in Zukunft daran festgehalten wird.
Laugnas Bürgermeister Gebele erinnert an den Ursprung des Schnupfens
Bürgermeister Johann Gebele geht in seiner Festrede auf die Geschichte des Schupfens ein. Der Ursprung liege in Südamerika. 1561 kam der Schnupftabak dann nach Europa, wo er auch beim Hochadel sehr beliebt war. Seine Blütezeit endete im 19. Jahrhundert, das Schnupfen wurde durch Zigaretten abgelöst. Erst das Rauchverbot in Gaststätten habe die Tradition des Schnupftabaks wiederbelebt. Gebele deutet auch auf die Risiken des Schnupfens hin. Da der Tabak Nikotin enthält, könne übermäßiger Gebrauch süchtig machen. Trotzdem gebe es einige positive Faktoren. Der Tabak, verfeinert mit Menthol oder Kräutern, erhöhe die Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Herzfrequenz und sorge für eine Leistungssteigerung, erläutert Gebele. Gleichzeitig wirke er entspannend. Alle Angaben seien ohne Gewähr, betont der Bürgermeister. Einige Mitglieder des Clubs sind überzeugt: „Schnupfen macht die Nase frei!“
Der Schnupferclub „Ziag nauf“ stehe durch seine kulturelle Aktivität mitten im Dorfgeschehen, sagt Gebele. „Mit ‚Willsch a Pris‘ ging's los. Was am Biertisch begann, schrieb Erfolgsgeschichte.“ Es sei eine besondere Leistung, den Verein so lange aufrechterhalten zu haben. Als Dank überreicht der Bürgermeister Vorsitzendem Gerblinger ein Geschenk. Für die Mitglieder des Schnupferclubs hat er traditionell Laugnawasser dabei.
Auch Landrat Markus Müller gratuliert zum 50-jährigen Bestehen des Clubs. „1974 gab es zwei bedeutende Ereignisse in Deutschland – den Gewinn der Fußball-WM und die Gründung des Schnupferclubs in Laugna“, scherzt Müller. Der Verein, sein kulturelles Wirken und auch das Jubiläumsfest zeigten, dass aus etwas Kleinem im Miteinander etwas richtig Gutes entstehen könne. Dies verdeutlichen Müllers Worten zufolge die Aktivitäten des Clubs, die von Geselligkeit und Humor, über Kultur und Freizeit bis hin zu Tradition und lokaler Identität alles abdecken. Der Landrat zeigt auch vor Manfred Gerblinger und dem Vorstandsteam großen Respekt. „Seit 49 Jahren gab es fünf Bundeskanzler, sieben bayerische Ministerpräsidenten und vier Laugnaer Bürgermeister, hingegen nur einen Vereinsvorsitzenden des Schnupferclubs“, so Müller.
Zur Gestaltung des Abends tragen die Musikkapelle Laugnas und der Theaterverein mit einem Einakter über eine Silberhochzeitsnacht bei. Vorstandsmitglied Franz Fackler erstellte zudem eine Fotogalerie, auf der verschiedene Veranstaltungen und Aktionen zu sehen sind. Clubmitglied Gerhard Schmidt erzählt aus der Chronik von „Ziag nauf“. Mit vielen Witzen und lustigen Anekdoten sorgt er für Lacher im Publikum. Er erwähnt die Heimatabende und erzählt, was Heimat für ihn bedeute. Heimat sei das Grundbedürfnis des Menschen, das Identität und Sicherheit gebe. Es sei das Wohlfühlen in der Gemeinschaft. „Nur wer seine Heimat kennt, wird ihre Werte schätzen, sie schützen und sie für die Nachwelt erhalten“, betont Schmidt. Im Schnupferclub sei die Kameradschaft sehr groß. Man fühle sich wie in einer Familie, so Schmidt. 102 Menschen aus allen Altersklassen sind
102 Menschen sind Mitglied bei „Ziag nauf“ in Laugna
Der Höhepunkt des Abends ist die Ernennung der Ehrenmitglieder. Manfred und Waltraud Gerblinger, Hubert und Wolfgang Mayer, Gerhard Stengelmair, Ludwig Kotschner und Heinz Seemiller erhalten als Gründungsmitglieder den Status des Ehrenmitglieds. Außerdem wird Laugnas Altbürgermeister Georg Keis zum Ehrenmitglied ernannt. Ludwig und Peter Tischmacher bekommen für 40-jährige Mitgliedschaft ebenfalls Urkunden. 102 Menschen aus allen Altersklassen sind aktuell Teil des Schnupferclubs „Ziag nauf“. Der Großteil dieser Mitglieder hat einen persönlichen Bezug zu Laugna.
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