Vor allem ist es der geplante Mobilfunkturm bei Osterbuch, über den sich einige Anwohnerinnen und Anwohner ärgern. Der Mast soll circa 500 Meter von der Straße Am Schlehlefeld entfernt errichtet und vom Unternehmen Telefónica betrieben werden, den Standort hat die Gemeinde Laugna genehmigt. Und die ansässigen Bürger? Die beschweren sich über angeblich mangelnde Transparenz, schlechte Kommunikation und "mündliche Falschaussagen" vonseiten des Bürgermeisters Johann Gebele und der Verwaltung. Auf der Agenda haben sie noch mehr Themen. Der Rathauschef hält dagegen.
Aber von vorn. In der Aprilausgabe des Gemeindeblatts informierte die Kommune darüber, dass der Gemeinderat dem Antrag auf den rund 40 Meter hohen Funkturm zugestimmt hat. In einem offenen Brief an den Bürgermeister und das Gremium sagen Anwohner nun: "Bürgerbeteiligung im Vorfeld Fehlanzeige." Im Namen der in Am Schlehlefeld Wohnhaften hat sich Oliver Rominger an unsere Redaktion gewandt. Er schreibt, dass sich die Anwohner "geschlossen" zu diesem Thema äußern würden. Auf Nachfrage unserer Redaktion schickt er eine Liste mit zehn Namen und Telefonnummern, noch weitere hätten unterzeichnet, von denen er keine Kontaktdaten habe.
Anwohner aus Osterbuch sind gegen den geplanten Funkturm
Stichprobenartige Anrufe ergeben zustimmende Worte für Romingers Schreiben. Ein Anwohner kritisiert, Am Schlehlefeld gebe es "keine Empfangsprobleme". Warum habe man sich dann dazu entschieden, den Funkturm gleich hier in der Nähe zu errichten, anstatt eine konstruktivere und kostengünstiger Lösung zu wählen, fragt sich ein anderer. Zum Beispiel mit einem "kleinen Strahler" am Bürger- oder Feuerwehrhaus im Unterdorf, wo der Empfang tatsächlich nicht gut sei. Außerdem könne derjenige mit schlechtem Empfang ja auch den Anbieter wechseln.
Die angerufenen Bürger sprechen wie Rominger von einer "schwachen Kommunikation" seitens des Rathauses. Dem widerspricht Bürgermeister Gebele vehement: Die Gemeinde habe mehrmals in Bürgerversammlungen, im Gemeindeblatt und in der Presse über das Vorhaben informiert. Jedoch nicht ausreichend, wie die Beschwerdeführer finden. "Das war immer alles sehr vage formuliert", sagt eine Anwohnerin in Bezug auf den Standort. Sie fühle sich "vergackeiert" und stört sich schon jetzt an der fehlenden Ästhetik des Mobilfunkmasts: Den wolle sie nicht ständig "in voller Pracht" von ihrem Haus und Garten aus sehen. Zudem führen die Bürger angeblich sinkende Immobilienwerte und Gesundheitsrisiken an.
Laugnas Bürgermeister spricht von "bodenloser Unverschämtheit"
Ein anderer Kritiker bemängelt, dass vor den Bürgerversammlungen nicht angekündigt worden sei, dass der Funkturm Thema sein wird. Tatsächlich ist es aber nicht üblich, dass einzelne Themen bekannt gegeben werden. In vielen Kommunen werden meist nur ein Bericht des Bürgermeisters und eine anschließende Fragerunde angekündigt. "Ich habe nicht gewusst, dass man einfach so in eine Gemeinderatssitzung gehen kann", lautet eine weitere Aussage.
Angesichts dieser Kritik "platzt mir jetzt dann der Kragen", so der Rathauschef. "Wir haben unsere Informationspolitik nicht vernachlässigt", sagt er und spricht von "einer bodenlosen Unverschämtheit". Er weist auch auf Bürgersprechstunden hin, die dreimal in der Woche stattfinden. Der Bauausschuss, der vorrangig mit dem Thema Funkturm befasst ist, sei ebenfalls entsetzt ob dieser Anschuldigungen. Zum Thema Empfang betont Gebele, dass es ja auch darum gehe, Feuerwehr und Polizei die Arbeit zu erleichtern. Laugna habe im Prozedere um den Funkmast alle Regularien erfüllt. Und letztendlich sei die Gemeinde auch nur zuständig für die Genehmigung des Standorts. Ausgeschrieben wurde das Projekt von der Bundesnetzagentur, die Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt. Wo der Turm errichtet werden muss, um bestmöglich den Empfang zu verbessern, haben Experten zuvor in einem Suchverfahren eruiert. Dass sich eine Anhöhe wie die Am Schlehlefeld eigne, ist Gebele zufolge naheliegend.
Streit in Osterbuch: Jetzt steht ein klärendes Gespräch an
In Oliver Romingers Beschwerdeschreiben geht es aber nicht nur um den Funkturm. Doch ein weiterer Punkt streift das Thema zumindest: Das Neubaugebiet "Am Sonnenhang IV" wird noch näher an dem Mast entstehen, nämlich nur noch 350 Meter davon entfernt. Moniert wird, dass das Punktesystem für die Bauplätze "Neuzugänge gezielt ausgrenzt". Punkte gibt es für Einheimische, Familien mit Kindern oder auch diejenigen, die einem Verein angehören. Gebele erklärt, dass das in anderen Gemeinden ebenso gemacht werde. "Wir wollen eine Entwicklung, die zu unserer Größe passt", sagt der Bürgermeister. Man wolle niemanden ausgrenzen, doch in erster Linie "sind wir für unsere Leute und die Gemeinde verantwortlich". In Bezug auf die Vereinszugehörigkeit argumentiert der Rathauschef, man brauche Mitbürger, die sich engagieren und "soziale Strukturen" im Dorfleben aufrechterhielten.
Dennoch: Im Zentrum der Streitigkeiten in Osterbuch steht ganz klar der Funkturm. Im Telefonat mit unserer Redaktion bestätigen das einige der Bürgerinnen und Bürger und sagen, dass sie die Vergabe der Bauplätze weniger störe. Auf beiden Seiten – die der Anwohner und die der Verwaltung – ist angesichts gegenseitiger Anschuldigungen die Rede davon, Rechtswege einzuleiten. Womöglich kann aber auch ein klärendes Gespräch die angespannte Lage auflösen. Der Bürgermeister und sein Gremium laden dazu am 3. Juli ein.