Bei der Mitgliederversammlung der Waldbesitzervereinigung Region Augsburg (WBV) stellte Geschäftsführer Jürgen Kircher klar: „Ich bin seit 32 Jahren professionell im Wald unterwegs, aber so ein sprunghaftes Auf und Ab, wie es 2021 und 2022 gelaufen ist, das kannte ich vorher nicht.“ Auch heute wisse die deutsche Sägeindustrie nicht, wo es hingehe. Der Krieg in der Ukraine mache die Situation unwägbar und die Lager in den Häfen der ganzen Welt seien voll. Und dann warnt er noch vor einer anderen Gefahr.
Kircher bittet die Waldbesitzer im Bürgerhaus Laugna: „Gehen Sie regelmäßig in den Wald und schauen Sie, ob Ihre Fichten von Käfern befallen sind. Wenn ja, machen Sie die schnell raus, damit keine weiteren befallen werden und Löcher entstehen.“ Denn die Flugzahlen der Buchdrucker sind seit Wochen hoch, wie Kircher betont, und das Einzige, womit man den Borkenkäfern beikommen könne, sei die Geschwindigkeit. Die Bäume leiden unter der Hitze und seien somit leichte Beute für die Insekten. Wer sich nicht sicher sei, ob er die Anzeichen wie zum Beispiel das Bohrmehl erkenne, dürfe gerne den zuständigen Förster zu Hilfe holen.
Der Klimawandel stellt Waldbesitzer vor große Herausforderungen
Axel Heiß, Behördenleiter des AELF Augsburg, erläuterte die Hintergründe: „Der Klimawandel stellt uns vor große Herausforderungen.“ Seit 2008 seien etwa 80.000 Hektar in Bayern in widerstandsfähige Mischwälder umgebaut worden. Wegen der starken Naturverjüngung sei der Fichtenanteil in den Jungbeständen dennoch hoch. Momentan komme diese Baumart noch gut zurecht, doch an schlechten Standorten zeigen sich die Auswirkungen der Klimaerwärmung. In Franken seien schon viele Bestände wegen Borkenkäfern, Trockenheit und Stürmen weg, und Axel Heiß fragte: „Reicht die Geschwindigkeit aus, mit der wir beim Waldumbau vorankommen?“ Und ergänzte: „Wir müssen Gas geben, wenn wir vermeiden wollen, dass uns das Klima die Geschwindigkeit vorgibt, und alle Möglichkeiten nutzen.“ Wenn die Waldbesitzer Geld in die Hand nehmen, sollten sie dies in alternative Baumarten statt in Fichten investieren. „Die Berater des AELF stehen zur Verfügung.“
Zur WBV gehören 1067 Waldbesitzer
1067 Waldbesitzer gehören derzeit zur WBV, mit einer Gesamtfläche von rund 26.700 Hektar. Zur Mitgliederstruktur erklärte Kircher, dass fast drei Viertel der Mitglieder Kleinwaldbesitzer sind, mit einer Fläche bis zu vier Hektar. Nur rund sieben Prozent nennen über 20 Hektar ihr Eigen, was allerdings etwa 90 Prozent der Gesamtfläche ausmache. Kircher stellte klar, dass alle wichtig für den Verein sind: „Die einen dienen den anderen und umgekehrt.“ So lagen die Durchschnittspreise über alle Sortimente hinweg bei der Fichte 2019 bei 52,63 Euro pro Festmeter, 2020 gingen sie auf 48,80 Euro/FM herunter, und 2021, als eine hervorragende Preissituation herrschte, gab es durchschnittlich 72,26 Euro/FM.
Es gibt Astungskurse in Laugna
Einstimmig wählten die Mitglieder den neuen Vorstandsvertreter der Stadt Augsburg, Forstreferent Roland Barth. Er folgt auf Eva Weber, die seit Mai 2020 Oberbürgermeisterin von Augsburg ist. Nun bilden Maria Gräfin Thun-Fugger und Dr. Klaus Baader mit Roland Barth den Vorstand. Außerdem lud Jürgen Kircher, der ebenso wie Wolf-Dietrich Graf von Hundt als Geschäftsführer in der WBV tätig ist, noch zu Fortbildungen ein. Zum Beispiel können sich die Waldbesitzer am 5. August über neue Einzelschutzmaßnahmen aus Holz informieren. Am 16. September findet ein Astungskurs am Forstamt Laugna statt. Nähere Informationen gibt es an der Geschäftsstelle, wo sich Interessierte auch anmelden müssen, um teilnehmen zu können.