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Landkreis: Gärtnereien im Kreis Dillingen hoffen auf Bayerns Landtag

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Gärtnereien im Kreis Dillingen hoffen auf Bayerns Landtag

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    Über eine riesige Verkaufsfläche im Freien verfügt Garten Reiter in Wertingen. Doch darf auch dieser Familienbetrieb im freien Verkauf derzeit nur Nutzpflanzen anbieten. Die drei Geschäftsführerinnen haben sich – auch im Namen ihrer Kollegen – an die heimischen Landtagsabgeordneten gewandt.
    Über eine riesige Verkaufsfläche im Freien verfügt Garten Reiter in Wertingen. Doch darf auch dieser Familienbetrieb im freien Verkauf derzeit nur Nutzpflanzen anbieten. Die drei Geschäftsführerinnen haben sich – auch im Namen ihrer Kollegen – an die heimischen Landtagsabgeordneten gewandt. Foto: Reiter

    Was ist in Bayern anders als im übrigen Deutschland? Diese Frage stellt sich derzeit Stefanie Reiter. Die 38-Jährige führt gemeinsam mit ihren beiden älteren Schwestern „Garten Reiter“ in Wertingen – ein Geschäft mit 7000 Quadratmeter Verkaufsfläche, davon 90 Prozent komplett im Freien. Im Moment darf der Familienbetrieb noch öffnen, weil er verstärkt Pflanzen anbietet, die zur Nahrung für Menschen und Tiere dienen. Reine Blumengeschäfte mussten dagegen schließen. Im Vorfeld auf die bayerische Kabinettssitzung am Dienstag, bei dem die Regelung nochmals Thema sein soll, haben die Reiter-Schwestern persönlichen Kontakt mit den beiden Landtagsabgeordneten Georg Winter und Johann Häusler aufgenommen.

    Dillinger Gärtnerei bietet Gemüsepflanzen an

    Wer sich als „Mischbetrieb“ ausweisen kann, hat im Moment noch das Glück, öffnen zu dürfen. So auch die Gärtnerei Spengler in Dillingen. Diese bietet im Moment sehr viele Gemüsepflanzen – veredelte Tomaten und Gurken, Auberginen und Paprika – an. Doch auch Alexander Spengler schaut hoffnungsvoll auf die Sitzung des bayerischen Landtags. Zum einen weiß er, dass irgendwann die Balkonzeit und demnächst der Muttertag kommen und auch bei ihm womöglich wieder vermehrt Blumen gefragt sein werden. Zum anderen denkt er bereits jetzt an Kollegen, die ihr Geschäft hauptsächlich auf Blumen aufgebaut haben und damit im Moment geschlossen bleiben müssen.

    Eine solche Zierpflanzengärtnerei betreibt Katharina Hurler in Wertingen. Während es im vergangenen Jahr noch Schlupflöcher gab – „mit fünf Kisten Salat- und Kohlrabipflanzen durften wir noch aufmachen“ – sei jetzt klar geregelt, dass der größte Teil der Verkaufsfläche mit Nutzpflanzen zu belegen ist. Die 36-Jährige behilft sich derzeit wie ihre Kollegen mit konkreten Belieferungen. Gleichzeitig hinterfragt sie den Sinn dieser speziellen bayerischen Lösung. Zumal sie im vergangenen Sommer nur gute Erfahrungen mit ihren Kunden gemacht habe. „Alle gingen sehr achtsam miteinander um, warteten geduldig und mit Abstand.“ Und Hurler weist noch auf einen weiteren Gesichtspunkt hin: „Blumen dienen dem Seelenwohl und damit unserer Gesundheit.“ So rät sie allen, morgens zunächst mit der Gießkanne durch den Garten zu gehen statt als erstes die Corona-Zahlen zu studieren. Und auch wenn die Wut und das Unverständnis bei ihr mittlerweile eher einer Traurigkeit gewichen sind, zeigt sie sich weiter kreativ. Auf dem Platz vor ihrer „Apollonia-Gärtnerei“ hat sie Blumensträuße und Frühlingsblumen aufgebaut – daneben eine Kasse mit Wechselgeld zum Selbstbedienen auf Vertrauensbasis.

    Wertinger Hagebaumarkt muss flexibel reagieren

    Flexibel reagieren mussten auch die Mitarbeiter des Hagebaumarkts Wertingen. Dieser vereint einen Bau- und einen Gartenmarkt, für die ganz unterschiedliche Regelungen gelten. Im Baumarkt kann „Ottonormalverbraucher“ derzeit nur Tiernahrung, Brennstoffe und Lebensmittel kaufen – zu gleichen Bedingungen wie im Supermarkt. Zugang zum kompletten Baumarkt haben dagegen nur Menschen mit einem Gewerbeschein. Im Gartenbereich darf Geschäftsführer Stefan Ortner nach den derzeit in Bayern noch verschärften Bedingungen gar nichts verkaufen. Mit Bändern hat er die verschiedenen Bereiche abtrennen lassen, dazu am Eingang extra einen Infostand aufgebaut, wo ein Mitarbeiter den einzelnen Kunden erklärt, was er genau darf. „Viele Kunden beanstanden, dass sie bei uns nicht einkaufen dürfen und im Discounter schon.“ Doch Ortner sind die Hände gebunden, obwohl auf seinem Gelände sehr viel „Raum und Luft“ vorhanden sei. Angesichts der zahlreichen Pflanzen, die auf Käufer warten, blickt auch er erwartungsvoll auf die Kabinettssitzung.

    Mit Warten alleine war es für Stefanie, Gabriele und Barbara Reiter nicht getan. So haben sie sich ganz gezielt an die beiden Landtagsabgeordneten Georg Winter (CSU) und Johann Häusler (FW) gewandt. Während Winter telefonisch versprach, sich für ihr Anliegen einzusetzen, schaute Häusler am Montagmittag persönlich bei Garten Reiter vorbei. „Er steht hinter unserer grünen Branche“, fasst Stefanie Reiter als Fazit des Besuchs zusammen.

    Geschäfte wollen gewisse Sicherheit

    Sie und vor allem ihre Schwester Gabriele Bschorr sprechen auch für den bundesweiten und bayerischen Bund deutscher Baumschulen. Hier stehe – ebenso wenig wie unter den heimischen Geschäften – kein Konkurrenzdenken, sondern ein gemeinsames Ziel im Fokus: „Mit der bundesweiten Notbremse sollen bundesweit einheitliche Verordnungen gelten, die uns eine gewisse Sicherheit in Bezug auf unsere Geschäfte geben“, sagt Stefanie Reiter. Und auch Alexander Spengler stellt sich die grundsätzliche Frage: „Warum brauchen wir Bayern eine Extrawurst?“ Zumal er selbst in seiner Filiale im württembergischen Herbrechtingen – eine halbe Autostunde von Dillingen entfernt – ohne Einschränkungen öffnen darf.

    „Unser Ministerpräsident versucht mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, die jeweils weitgehendste Einschränkung seitens des Bundes und des Landes zu erreichen“, schreibt Johann Häusler im Anschluss an das Gespräch bei Garten Reiter in einer Pressemitteilung. Seinem Dafürhalten nach nehme Söder auf die Familien- und Mittelstandsbetriebe nicht ausreichend Rücksicht: „Diese haben in den vergangenen Monaten viel Verständnis aufgebracht und sind mittlerweile in massive Existenznöte geraten.“

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