Der Schatten der Bäume schützt vor der Hitze des Sommertags, die Vögel zwitschern hoch in den Bäumen, und Käfer krabbeln über den Boden in den Fuggerschen Stiftungswäldern nahe Bocksberg. Der Wald ist im Sommer nicht nur angenehm kühl, sondern hilft auch gegen den Klimawandel. Denn die Bäume entziehen der Atmosphäre CO2, speichern Wasser, kühlen die Umgebung und bieten vielen Tiere und Pflanzen ein Zuhause.
Im Landkreis Dillingen gibt es auf 17.000 Hektar Wald, das entspricht 22 Prozent der Fläche des Landkreises. Davon gehören 51 Prozent Privatbesitzern, 21 Prozent sind Staatswald und 18 Prozent Kommunalwald. Etwa 3200 Hektar davon gehören zu den Fuggerschen Stiftungswäldern bei Bocksberg, Laugna und Emersacker. Durch deren Ertrag finanziert sich die Stiftung seit Ende des 18. Jahrhunderts. Die 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stiftungforstamts mit Hauptsitz in Laugna arbeiten nach einem besonderen Motto: Schützen durch Nützen.
Im Fuggerscher Stifungswald bei Bocksberg wird auf Biodiversität geachtet
Damit kennt sich der Leiter des Fuggerschen Stiftungsamts Dominik Mendle aus. Auf das nachhaltige Bewirtschaften des Walds habe man bereits früh gesetzt, berichtet er beim Pressetermin des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen-Wertingen (AELF) im Wald nahe Bocksberg. Die Stiftung habe in den Forst investiert, damit man davon langfristig finanziell etwas habe, das auch Erträge bringe. Im Wald dort stehen 30 unterschiedliche Baumarten – 70 Prozent davon ist Nadelholz, 30 Prozent Laubbäume. In solchen Wäldern lebt auch eine Vielzahl an Arten. Diese Biodiversität, also die Vielfalt der Tiere und Pflanzen, im Landkreis Dillingen zu erhalten, ist wichtig, damit die Menschen in einem stabilen Klima leben und die lebenswichtigen Kreisläufe funktionieren.
Um für mehr Biodiversität im Wald zu sorgen, werden im Fuggerschen Stiftungswald zwei Maßnahmen ergriffen, wie Eva-Maria Birkholz, Leiterin des Bereichs Forsten und stellvertretenden Behördenleiterin des AELF Nördlingen-Wertingen, erklärt. Ersten wird der Wald von einem reinen, klimaempfindlichen Fichtenbestand zum widerstandsfähigen Mischwald mit Nadelholz umgebaut. Eigentlich wären die Wälder in Deutschland unter den bisherigen Klimabedingungen von der Buche dominiert. Die Forstwirtschaft wiederum hat lange auf die Fichte gesetzt, die schnell wächst und deren Holz sich einfach verkauft. Kurz: Es lohnt sich finanziell.
Vom klimaempfindlichen Fichtenbestand zum widerstandsfähigen Mischwald
Doch in der Klimakrise ist die Fichte nicht mehr zukunftsfähig. Durch intensive Forstwirtschaft und die Folgen des Klimawandels, wie Dürre und Trockenheit, werden die Bäume geschwächt. "Fichten haben ein flaches Wurzelsystem", erklärt Stefan Stadlmayr, Leiter des Forstreviers Wertingen vom AELF. Dadurch seien sie auf regelmäßigen Niederschlag angewiesen und haben bei Stürmen wenig Halt im Boden. Sind die Bäume geschwächt, bieten sie ein gefundenes Fressen für Insekten wie den Borkenkäfer. Dieser kann sich durch hohe Temperaturen im Frühling bereits früher vermehren, sodass ein Vielfaches an Käfern unterwegs ist.
Die Folgen sind auch auf Waldflächen im Fugggerschen Stiftungswald nahe Bocksberg zu sehen. Dort hat der Borkenkäfer einige Fichten befallen, die gefällt werden mussten. Anstelle dessen wachsen dort nun eingepflanzte Buchen. Eine Maßnahme, die vom Freistaat gefördert wird. Geschützt werden sie vor Rehen, die gerne frische Triebe fressen, durch einen Maschendrahtzaun. Die Rehe werden zudem vermehrt abgeschossen, bis das Gleichgewicht im Wald wieder hergestellt ist, wie Mendle erläutert. Wenn die jungen Buchen auf dem Waldstück etwa auf Mannshöhe gewachsen sind, wird mit der Zeit der Altbestand entfernt und weitere Baumarten gepflanzt.
Dürre und Trockenheit: Welche Bäume passen sich an Klimawandel an?
Die Schwierigkeit liegt auch darin zu wissen, welche Bäume in der Klimakrise gut zurechtkommen. Um herauszufinden, ob ein Baum sich anpassen kann, braucht es dem Leiter des Fuggerschen Stiftungsamts Dominik Mendle zufolge etwa 100 Jahre. Doch wie sich bis dahin die Klimakrise entwickelt haben wird, lasse sich nur schwer sagen. Sie setzten auf verschiedene Arten, in der Hoffnung, dass ein Teil überlebt. Doch man schaue, welche Baumarten in anderen Ländern mit weniger Niederschlag auskommen. Aber auch das Finanzielle spielt eine Rolle. Das Holz muss verwertbar sein, das ist für die Forstwirtschaft und Finanzierung der Fuggerschen Stiftung entscheidend.
Die zweite Maßnahme, um für Biodiversität im Wald zu sorgen, sind Biotopbäume und Totholz. Dafür gibt es vom Staat Geld. Vor einem sogenannten Biotopbaum, der besondere Lebensräume für andere Lebewesen anbietet, steht Stefan Stadlmayr. Er deutet auf die alte Buche mit einem breiten Stamm, deren Äste teilweise abgebrochen sind, Spalten und Höhlen sind in der Rinde zu sehen. "Die eignen sich für Insekten, Vögel und Fledermäuse", erklärt Stadlmayr. Am Stamm können auch Arten wie Pilzkolonien wachsen. "Ein Mehrfamilienhaus", fügt Eva-Maria Birkholz, die Leiterin des Bereichs Forsten beim AELF hinzu. Auf der anderen Seite des Waldwegs liegen mehrere umgestürzte alte Eichen am Boden oder hängen zwischen den anderen Bäumen. Dieses Totholz bietet einen Lebensraum für die Tiere, wie Ameisen, Eidechsen und andere wärmeliebende Arten. Birkholz erklärt: "Diese Bäume speichern auch dann noch weiter CO2."