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Landkreis Dillingen/Augsburg: Was ist soziale Landwirtschaft?

Landkreis Dillingen/Augsburg

Was ist soziale Landwirtschaft?

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    Wenn demenzerkrankte Senioren auf einem Hof in Berührung mit Tieren kommen, sollen sie "aus ihrer Welt" geholt werden.
    Wenn demenzerkrankte Senioren auf einem Hof in Berührung mit Tieren kommen, sollen sie "aus ihrer Welt" geholt werden. Foto: Thorsten Jordan, dpa (Symbolbild)

    Die Nachfrage nach Bauernhöfen mit einem Angebot zur Tagespflege oder zur Betreuung von Demenzerkrankten steigt, heißt es in einer Pressemitteilung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen-Wertingen (AELF). Auf einem Netzwerktreffen zur sozialen Landwirtschaft in Adelsried konnte Cornelia Stadlmayr vom AELF zahlreiche Teilnehmer aus ganz Schwaben und Oberbayern begrüßen. „Die soziale Landwirtschaft ist ein noch kleiner, aber zukunftsorientierter Zweig der Landwirtschaft“, erklärte Stadlmayr. „Landwirtinnen und Landwirte öffnen dabei ihren Hof für Menschen mit Betreuungs- oder Unterstützungsbedarf.“

    Im Mittelpunkt des Treffens standen sogenannte "Auszeithöfe" und das Wohnangebot für Senioren. Angesprochen wurde auch die Möglichkeit von Bauernhofkindergärten, von Arbeitsplätzen für Menschen mit psychischen Erkrankungen, Behinderungen oder die Tagespflege für Senioren. 

    Nachfrage nach Demenzhöfen ist höher als das Angebot

    „Die soziale Landwirtschaft ist ein zartes Pflänzchen“, sagte Viktoria Lofner-Meir, Vorstand des Vereins Soziale Landwirtschaft. „Sie bringt den Menschen mit Unterstützungsbedarf mehr Lebensqualität, sollte aber eine Win-Win-Situation für die Betreuten und die landwirtschaftlichen Betriebe sein.“ 

    Auszeithöfe sind landwirtschaftliche Betriebe, die zu speziellen Terminen zur Anlaufstelle für Senioren, Menschen mit Demenz und deren Angehörigen werden. Sie besuchen die Höfe und „tauchen dabei voll und ganz ein in die Welt der Bauernhöfe“, so Lofner-Meir. Auf einem Auszeithof können Menschen mit Demenz die Welt des Bauernhofs mit allen Sinnen erleben, berichtet Lofner-Meir und erzählt davon, wie Hunde und Katzen gestreichelt werden oder die raue Zunge eines Kälbchens an der Hand oder am Arm spürbar wird. So werden Menschen mit Demenz für eine Weile aus „ihrer Welt“ geholt, was sie auf ganz unterschiedliche Art und Weise emotional berührt. Denn viele Senioren haben in ihrer Kindheit und Jugend auf Bauernhöfen gelebt. 

    Die Nachfrage nach Demenzhöfen und Höfen mit Tagespflege ist deutlich höher als das Angebot, stellte Maria Nielsen von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein fest. Ein Problem habe sie darin erkannt, dass Pflegedienste Betreuungsbedürftige im ländlichen Raum oft nicht mehr bedienen, wenn die Anfahrt länger als 30 Kilometer ist. Nielsen erläuterte die Finanzierungsmöglichkeiten, die Bauernhöfen über die Pflegekasse offenstehen, wenn sie etwa ein Angebot für Demenzkranke einrichten wollen. 

    Der Politikwissenschaftler Michael Spieker von der Hochschule Benediktbeuern sagte, dass auf einem Bauernhof noch Dinge möglich sind, die im Alltag nicht mehr funktionieren. Der Blick richte sich dort auf das, was ein Mensch in seiner jeweiligen körperlichen und geistigen Verfassung noch leisten kann. Landwirte erlebten ein sinnvolles Handeln durch das Einladen der Menschen auf den eigenen Hof. Außerdem könne die soziale Landwirtschaft dazu beitragen, dass die Gesellschaft die Landwirtschaft mit anderen Augen betrachtet. (AZ)

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