Die Zeiten sind nicht die besten, die Landkreise knapp bei Kasse. Bleiben da noch Raum und vor allem Geld für Kultur? Zumindest in diesem Jahr können die Landräte aus Dillingen und Donau-Ries wieder sagen: Ja! Am Donnerstag stellten die Projektverantwortlichen das Programm für das zweite Literaturfestival Nordschwaben vor. Die Veranstalter wollen "Größen der Literaturszene" in den ländlichen Raum bringen. Nicht alle waren von der Idee ursprünglich überzeugt. Doch die Planer hoffen nun auf ein Jahr ohne Corona-Sorgen und viel Publikum.
"Wir wollen Literatur in die Fläche bringen", sagt Landrat Markus Müller beim Pressegespräch. Er und sein Donau-Rieser Amtskollege Stefan Rößle sind sich einig, dass das Konzept, das im Allgäu inzwischen gut funktioniert, auch in Nordschwaben erfolgreich sein kann. Ob das tatsächlich der Fall ist, lässt sich jedoch noch nicht abschließend sagen. Denn die erste "Live"-Auflage des nordschwäbischen Literaturfestivals musste unter erschwerten Bedingungen ablaufen. 2020 hatte man eigentlich bereits starten wollen, die Pandemie kam dazwischen, auch ein Jahr später gab es keine Präsenzlesungen, das Festival musste im Internet stattfinden.
Literaturfestival Nordschwaben: Es gab Zweifel, ob das Konzept funktioniert
2022 dann der nächste Anlauf mit nunmehr leichten Corona-Einschränkungen. 888 Besucher zählten die Verantwortlichen insgesamt bei den verschiedenen Lesungen. Nun, ein Jahr darauf, klingt die Pandemie immer weiter ab, doch ein anderes Problem ist hinzugekommen: das Geld. Im Donau-Ries-Kreis sei eine Sparkommission damit betraut, zu sehen, wo man noch etwas abknapsen kann, sagt Landrat Stefan Rößle. "Da kommen natürlich auch solche Projekte auf den Prüfstand."
Doch die Sparkommission hat den Daumen nicht gesenkt, und so kann das Literaturfestival im März dieses Jahres starten. Es sei bereits zu Anfang nicht einfach gewesen, die Betreiber der Veranstaltungsorte in den beiden Landkreisen zu überzeugen, berichtet Projektleiterin Sylvia Heudecker von der Schwabenakademie in Irsee. Es habe Zweifel gegeben, ob man den Überbau des Literaturfestivals brauche und solche Lesungen nicht einfach selbst organisieren könne. Und natürlich, ob Lesungen genug Menschen in die Veranstaltungsorte locken und sich die ganze Sache auch lohnt.
Das ist das Programm des Literaturfestivals Nordschwaben
Dem will man begegnen, indem man bekannte Namen ins Programm bringt. Zwölf Autorinnen und Autoren sind in diesem Jahr dabei. Eröffnet wird das Festival mit der Lesung von Amelie Fried. Die Autorin liest aus ihren jüngsten Romanen "Die Spur des Schweigens" und "Traumfrau mit Ersatzteilen" in der Schranne in Nördlingen. Die Lesung ist am Sonntag, 12. März, als Matinee geplant.
Am selben Tag können Literaturfans gleich zur nächsten Lesung nach Donauwörth weiterreisen. Im Zeughaus gibt der bekannte Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler Passagen aus seinem Buch "Hoffnung – gerade jetzt!" zum Besten. Am 17. März liest Harald Jähner dann im Schloss Höchstädt aus seinem Buch "Höhenrausch". Der Kulturjournalist schildert darin die Zeit zwischen zwei Weltkriegen. Wer sich für Historisches begeistern kann, den dürfte auch die Lesung von Tim Pröse interessieren. Pröse präsentiert am 22. März in der Binswanger Synagoge seine Hommage an Sophie Scholl.
Doch auch Krimi-Fans kommen beim Literaturfestival nicht zu kurz. In Rain liest Ursula Poznanski am 14. März im "Treffpunkt Bayertor" in Rain aus ihrem Thriller "Böses Licht", einem Krimi, der am Wiener Burgtheater spielt.
Vergleichsweise wenig Autorinnen im Programm
Bereits am Programm des Jahres 2022 habe es Kritik gegeben, bestätigt Landrat Stefan Rößle am Rande des Pressegesprächs: der Anteil der Autorinnen. "Aber in diesem Jahr sind es doch immerhin schon mehr", sagt der Landrat, das Programm zurate ziehend. Drei Autorinnen und neun Autoren sind in diesem Jahr dabei. Im vergangenen Jahr war es nur eine Autorin. Wenn es um die Gäste gehe, hätten die Veranstalter das letzte Wort, sagt der Landrat zur Erklärung. Und manche wünschten und entschieden sich dann offenbar eher für männliche Autoren. Projektleiterin Sylvia Heudecker sagt, man sei auch schon vom Ministerium für Kunst und Wissenschaft auf den Männerüberschuss angesprochen worden. "Ich hätte auch gern mehr Frauen." Vielleicht lasse sich die Zahl der Schriftstellerinnen ja aber in den kommenden Jahren steigern.
Das Ministerium unterstützt das Projekt über den Kulturfonds Bayern. Weitere Geldgeber sind der Bezirk Schwaben sowie die Landkreise Dillingen und Donau-Ries. Auch in diesem Jahr gibt es zudem wieder viele Sponsoren aus der Privatwirtschaft.
Das komplette Programm sowie Informationen zu den Vorverkaufsstellen finden Sie auf www.literaturfestival-nordschwaben.de