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Landkreis Dillingen: Jüdische Lernorte in Buttenwiesen und Binswangen: „Was Sie tun, strahlt bundesweit aus“

Landkreis Dillingen

Jüdische Lernorte in Buttenwiesen und Binswangen: „Was Sie tun, strahlt bundesweit aus“

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    Landrat Markus Müller (links) und Anton Kapfer (rechts), Vorsitzender des Förderkreises Synagoge Binswangen, dankten den beiden Vertreterinnen des Staatlichen Schulamts Dillingen, Andrea Eisenreich (Zweite von links) und Beate Bschorr-Staimer (Zweite von rechts).
    Landrat Markus Müller (links) und Anton Kapfer (rechts), Vorsitzender des Förderkreises Synagoge Binswangen, dankten den beiden Vertreterinnen des Staatlichen Schulamts Dillingen, Andrea Eisenreich (Zweite von links) und Beate Bschorr-Staimer (Zweite von rechts). Foto: Helmut Herreiner

    Der große Sitzungssaal im Landratsamt Dillingen war fast zu klein, um die vielen Ehrengäste zu fassen, die an der Abschlussveranstaltung eines Großprojektes interessiert waren: Eineinhalb Jahre lang hatte sich ein Arbeitskreis unter der Federführung von Schulamtsdirektorin Beate Bschorr-Staimer, Anton Kapfer aus Binswangen, Bernhard Hof und Johannes Mordstein aus Buttenwiesen, koordiniert durch Lydia Edin im Landratsamt, mit der reichen jüdischen Geschichte im Landkreis Dillingen beschäftigt.

    Das Ziel war, die beiden Orte Buttenwiesen und Binswangen mit ihren überregional bedeutenden Zeugnissen jüdischen Lebens zu „Lernorten“ zu machen und hierfür didaktische Lernmaterialien zu erstellen, die es bisher in dieser Form noch nicht gab. Nachdem die Erarbeitung dieser Materialien, die in erster Linie für Exkursionen vor Ort, aber auch zur Vor- und Nachbereitung im Unterricht genutzt werden können, nun abgeschlossen ist, bildete die Präsentationsveranstaltung einen Rahmen, um diese Idee an die Schulen und in die Öffentlichkeit zu tragen.

    Lernorte Buttenwiesen und Binswangen sind jetzt vollständig erlebbar

    Bschorr-Staimer vom Staatlichen Schulamt Dillingen freute sich mit der leitenden Schulamtsdirektorin Andrea Eisenreich darüber, dass hochrangige Gäste die Bedeutung, aber auch die Notwendigkeit dieses Projekts bezeugten. Neben Landrat Markus Müller waren unter anderem der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus Johannes Dill, von der Schulabteilung der Regierung von Schwaben Markus Wörle und als Vertreter des Regierungsbezirks Schwaben dessen Vizepräsident Peter Schiele anwesend. Im Mittelpunkt jedoch standen die Lehrkräfte aus allen Schularten im Landkreis und die sie begleitenden Fachleute, so Eisenreich. Sie wies darauf hin, dass viele Sitzungen, Treffen und Rundgänge vor Ort nötig waren, um die zuerst noch vage Idee der Präsentation jüdischen Lebens und damit einer bleibenden Erinnerungskultur umzusetzen. „Aber wir alle hatten das klare Ziel, die jüdische Geschichte im Landkreis schulartübergreifend erlebbar zu machen, und dieses Ziel wurde erreicht“, so Eisenreich. Landrat Müller dankte auch im Namen des ebenfalls anwesenden Bürgermeisters Hans Kaltner aus Buttenwiesen allen beteiligten Personen und verwies darauf, wie wichtig Demokratie, Freiheit und die Menschenrechte in und für Deutschland seien.

    Der Inhalt eines der 15 Lernkoffer: Ritualgegenstände jüdischen Lebens sowie heimatgeschichtliche Zeugnisse.
    Der Inhalt eines der 15 Lernkoffer: Ritualgegenstände jüdischen Lebens sowie heimatgeschichtliche Zeugnisse. Foto: Helmut Herreiner

    „Was Sie hier im Landkreis Dillingen in Sachen Erinnerungskultur tun, das legt bayernweit und sogar auf bundesweiter Ebene Ehre ein und ist beispielgebend!“ Mit diesen Worten eröffnete Ludwig Spaenle seine Dankesrede und fuhr fort: „Sie haben sich mit Ihrem Arbeitskreis um unser gesamtes Land verdient gemacht!“ Wie die anderen Redner auch sprach er deutlich an, dass die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland nicht nur auf die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus reduziert werden dürfe. In Buttenwiesen und Binswangen, aber nicht nur dort, prägte die jüdische Bevölkerung über Jahrhunderte das Ortsbild, die Kultur und vieles mehr. Johannes Dill knüpfte daran an und sprach den Sinn einer anschaulichen Auseinandersetzung mit Geschichte vor Ort an. Gerade in den heutigen Zeiten politischer und gesellschaftlicher Unsicherheiten sei Prävention bitter nötig, so der Vertreter des Staatsministeriums. Seitens des Regierungsbezirks Schwaben dankte Peter Schiele den Beteiligten und Unterstützern des Projekts und gab mit auf den Weg: „Kennenlernen ist das Tor zum Verständnis und zur Toleranz!“ Und hier seien es insbesondere auch die Erinnerungsorte, die immer mehr an Bedeutung gewännen.

    Erinnerungskultur im Landkreis Dillingen: Angebot richtet sich vor allem an Schulen

    Ein großer Dank galt anschließend Eva Horner und Iris Lutzmann für die musikalische Umrahmung, den beiden Lehrerinnen Raphaela Illmer und Ramona Hilpert für den Entwurf eines eigenen Projektlogos und Markus Komposch für die grafische Umsetzung. Danach gehörte die Bühne den Erstellerinnen und Erstellern der Unterrichtsmaterialien, die ab sofort zur Verfügung stehen.

    Die „Arbeitsgruppe Buttenwiesen“, bestehend aus Elisabeth Havelka, Michaela Jäckle, Anna Knötzinger, Sibylle Krause und Anna Moldenhauer, hat mithilfe der Online-Plattform „Taskcards“ eine Fülle von Arbeitsmaterialien, Aufgaben und Informationen erstellt. Die „Arbeitsgruppe Binswangen“, bestehend aus Katja Chromik, Catrin Huber, Nicole Sailer-Probst, Franziska Wesbuer und Ingrid Wais, präsentierte ein umfassendes Materialheft zur Synagoge, zum jüdischen Friedhof und zum Ortsbild von Binswangen. Eine dritte Arbeitsgruppe, die sich aus Lehrkräften weiterführender Schulen zusammensetzte, setzte die Idee eines Lernortkoffers um. 15 Exemplare konnten auch dank der Hilfe des Bezirks Schwaben und der Sparkasse Dillingen-Nördlingen mit originalen Gegenständen der Erinnerungskultur ausgestattet werden. Stephan Bachter, Linda Brüggemann, Lea Gerstmayr, Susanne Grasheu und Eva Horner wirkten federführend an der Konzeption mit.

    Blick auf den jüdischen Friedhof in Buttenwiesen.
    Blick auf den jüdischen Friedhof in Buttenwiesen. Foto: Helmut Herreiner

    Die Koffer sollen zum einen an die jüdischen Geschäftsleute erinnern, die mit der damaligen Lokalbahn Wertingen-Donauwörth auf ihren Handelswegen unterwegs waren, zum anderen aber auch an die Fahrt, die viele in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten führte. All diese Lernmaterialien, betonte Schulamtsdirektorin Bschorr-Staimer, müssten nun mit Leben erfüllt werden. Sie sollten dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler Fragen stellten und dass ein Bewusstsein für eine respektvolle und inklusive Gesellschaft gestärkt werde.

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