Siegfried Denzel, jüngst für sein Sieben-Kapellen-Projekt mit der Silberdistel der Heimatzeitung ausgezeichnet, hatte schon im Frühjahr ein weiteres Kulturprojekt angedacht, das im Sommer konkrete Formen annahm und nun dieser Tage realisiert wurde: ein jährlicher Theaterpreis in Höhe von 3000 Euro der Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung. Als Hausherr konnte er rund 40 Vorstände, Spielleiter und Spielerinnen und Spieler aus 22 Theatervereinen und Spielgruppen des ganzen Landkreises Dillingen im offenen Dachsaal der Denzelmühle begrüßen. Mit Erinnerungen an seine Jugendzeit, in der er im Marionetten-Theater Augsburg ein junges Mädchen mit gleichem Enthusiasmus fürs Theaterspiel wie er kennenlernte, die kurze Zeit später seine Frau wurde, erklärte er seine Begeisterung fürs Theaterspiel. Und seinen Entschluss, aus Liebe zu seiner Frau und als Anerkennung der vielen ehrenamtlich agierenden Theaterleute im Landkreis 30.000 Euro für den Theaterpreis in den nächsten zehn Jahren zu stiften. Er freue sich, wenn er einen Teil von seiner Begeisterung und Liebe fürs Theater zurückgeben könne.
Jährlich 3000 Euro für Theatergruppen aus dem Landkreis Dillingen
Landrat Markus Müller nahm den kräftigen Applaus für den Hausherrn zum Anlass, der Familie Denzel für die Spende zu danken und ihr Engagement als Unternehmerfamilie für die Kultur im Landkreis als beispielhaft für eine geglückte Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Kultur zu würdigen. Solche Partnerschaften stärken die Heimat und machen sie vielfältiger und lebendiger. Sein Dankeschön galt auch Heinz Gerhards und Lydia Edin von „DLG-Kultur und wir“, die für die Organisation der Preisverleihung verantwortlich zeichneten. Gerhards erläuterte den gemeinsamen Beschluss, den Theaterpreis in diesem Jahr an drei ausgewählte und drei durch das Los bestimmte Theatergruppen zu vergeben. In einem kurzen Workshop taten sich die anwesenden Theaterleute in Kleingruppen zusammen, um das künftige Verfahren festzulegen. In einer lebhaften Diskussion unterschiedlicher Vorschläge wurde schließlich die Kombination von eigener Bewerbung und die Empfehlung anderer Theatergruppen für die künftigen Theaterpreise angenommen. Die Besetzung der Jury aus Mitgliedern der aktiven Theatergruppen, ergänzt durch ehemalige Preisträger, fand ebenso Zustimmung wie der schon bisher erprobte Zeitplan von der Ausschreibung bis zur Verleihung . Viel Beifall fand auch der Aufbau eines Netzwerks aller Theater- und Spielgruppen im Landkreis.
Siegfried Denzel aus Wertingen spendet insgesamt 30.000 Euro
So konnten Heinz Gerhards und Lydia Edin den Höhepunkt des Abends einläuten. Im Sinne der Stiftung wurde die Preissumme auf mehrere Spielgruppen aufgeteilt. Die drei von der Jury ausgewählten Preise gingen an die Freilichtbühne Villenbach, das Stadeltheater Lauingen und die Theater AG des Albertus Gymnasiums Lauingen. Die Freilichtbühne Villenbach entwickelte sich aus kleinen Auftritten bei Vereinsfesten der Dorfgemeinschaft. 1994 feierte Villenbach sein 800-jähriges Bestehen und dazu passend hatte die Freilichtbühne mit „Ritter Kunz“ ihre Premiere. Von diesem Jahr an entwickelte sich die Laienbühne zu einem Publikumsmagneten, wenn alle zwei Jahre Klassiker wie „Der Diener zweier Herren“ oder „Der Zauberer von Oz“ aufgeführt wurden. Unterdessen sind es 30 Jahre geworden, in denen neben den Spielern viele Helferinnen und Helfer beim Bühnenbau und in den Bereichen Technik, Kostüme, Maske und Ausschank ihren Anteil am Erfolg haben.
Auf eine noch längere Geschichte blickt das Stadeltheater Lauingen zurück. 1973 gründete Leo Schmitt, Kunstdozent an der Pädagogischen Hochschule Augsburg, das Stadeltheater Unterthürheim. „Der Umzug“ und „Das Großfeuer“ von Karl Valentin waren die ersten Theaterstücke im Stadel, der in den nächsten Jahren zu einer vollwertigen Bühne ausgebaut wurde. Ein echtes Großfeuer setzte dann 1985 dem Theaterspiel in Unterthürheim ein bitteres Ende. Das Stadeltheater brannte bis auf die Grundmauern nieder. 1992 ergab sich die Chance, in Lauingen die „alte Turnhalle“ als Spielstätte zu erwerben, tatkräftig unterstützt vom damaligen Bürgermeister Georg Barfuß. Seitdem hat sich das Stadeltheater mit eigenen Produktionen und Gastspielen zu einer ersten Adresse für kulturelle Ereignisse im Landkreis entwickelt.
Freilichtbühne Villenbach zählt unter anderem zu den Preisträgern
Den Preis für das Schultheater 2024 nahm Spielleiter Hartmut Frank für die Theater AG des Albertus Gymnasiums Lauingen entgegen. Mit der von Marie Sienkiewicz entworfenen Politiksatire „ Verblendet“ nehmen die Schülerinnen und Schüler den Zeitgeist aufs Korn. Der Spielerschar gelingt eine exzellente Premiere der Parabel über Macht und Ohnmacht, Gehorsam und Gleichschaltung, Hoffnung und Irrsinn und die verlorene Würde der Menschen in einem Staat, der das Volk durch Desinformation und Fake News willfährig macht. Parallelen zur Gegenwart sind nicht zufällig.
Die weiteren Preisträger, die Theatergruppe der Faschingsfreunde Steinheim, der Theaterverein Aschbergbühne Holzheim-Weisingen und die Theatergruppe Spassclub Lauingen wurden durch das Los bestimmt. So konnte der Wunsch des Stifters, möglichst mehrere Gruppen mit Geldpreisen auszuzeichnen, erfüllt werden. Gerührt vom Applaus und mit einem Blumenstrauß für seine Frau verließ Siegfried Denzel den Saal, nicht ohne den Theatergruppen weiterhin viel Spaß und Freude am Spiel und gute Gemeinschaft untereinander zu wünschen. Das ließen sich die Akteure des Abends nicht dreimal sagen, sorgten doch Christoph Denzel und seine Frau als Gastgeber mit den Brotzeitschmankerl für gute Stimmung und angeregte Gespräche.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden