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Illemad: Klima-Serie: Auf dem Maierhof arbeitet eine Firma am sauberen Strom für alle

Illemad

Klima-Serie: Auf dem Maierhof arbeitet eine Firma am sauberen Strom für alle

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    Co-Firmenchef und Mitgründer Heiner Gärtner (links) im Gespräch mit Projektleiter Felix Schwahn.
    Co-Firmenchef und Mitgründer Heiner Gärtner (links) im Gespräch mit Projektleiter Felix Schwahn. Foto: Benjamin Reif

    Im Inneren der hellen Büroräume deutet manches darauf hin, dass sich bei GP Joule alles um die Energiewende dreht. Eingelassen in den Konferenztisch ist, zu Dekozwecken, ein Solarpanel. Auf dem Maierhof nahe des Buttenwiesener Weilers Illemad bietet sich ein Kontrastbild zu all den trüben weltpolitischen rund um russische Gas- und arabische Öllieferungen. Fast ein Blick in eine Zukunft, die hätte sein können, wenn man schon vor vielen Jahren konsequent auf erneuerbare Energien gesetzt hätte. Hier, in idyllischer Lage direkt an der Landkreisgrenze zu Augsburg, wird an einem ambitionierten Ziel gearbeitet: 100 Prozent saubere Energie für die Welt. 

    Die Büroräume von GP Joule sind auf dem Maierhof nahe Illemad untergebracht, der Hauptsitz des Unternehmens ist in Reußenköge im hohen Norden Deutschlands.
    Die Büroräume von GP Joule sind auf dem Maierhof nahe Illemad untergebracht, der Hauptsitz des Unternehmens ist in Reußenköge im hohen Norden Deutschlands. Foto: Benjamin Reif

    Auch der Co-Firmenchef und Mitgründer Heiner Gärtner ist nicht eben subtil, wenn er seinen Tätigkeitsbereich umschreibt. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter steht in seiner Kurzbeschreibung "Energiewender". Und mit seinem Unternehmen GP Joule hat er sich zu einem internationalen "Player" für Projekte der Erneuerbaren Energien hochgearbeitet. Die rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma sind in vielen Ländern aktiv, unter anderem auch in den USA. Sie entwickeln gemeinsam mit lokalen Akteuren Wärmenetze, Wind- und Solarparks, überprüfen deren Betrieb und optimieren die Infrastruktur. Auch das Thema Energiespeicherung und darin speziell "Power to Gas" - also Wasserstoff durch grüne Energie zu erzeugen und für spätere Zeit nutzbar zu machen - ist ein Tätigkeitsbereich der Firma, die mittlerweile unter anderem Standorte in New York, Toronto, Dublin und Paris hat. Doch sie bleibt auch lokal präsent. Ein aktuelles Projekt aus der Region ist der Solarpark "Pulsäcker" bei Mertingen. Das gemeinsam mit der Gemeinde Buttenwiesen betriebene Wärmenetz der "Renergiewerke" ist ein fortlaufendes Herzensprojekt der Firma, wie

    Das erste Projekt wurde von Bürgermeister Leo Schrell unterstützt

    Die Firmengeschichte von GP Joule ist ungewöhnlich. Gärtner selbst stammt aus einer Landwirtsfamilie, den Hof der Familie hatte er 2002 übernommen. Zusätzlich studierte er und wurde Agraringenieur. Während des Studiums freundete er sich mit seinem Kommilitonen Ove Petersen an, der aus Reußenköge nahe der dänischen Grenze stammt und sich ebenfalls für die Möglichkeiten der regenerativen Energien begeistert. "Wir haben beide gesehen, welches Potenzial für die Zukunft drinsteckt. Wie man den Energiemarkt besser gestalten könnte", sagt Heiner Gärtner. Das erste große Projekt war dann der Solarpark, der heute noch neben dem Maierhof verlässlich Strom liefert. "Der damalige Bürgermeister von Buttenwiesen, Leo Schrell, war sofort sehr angetan von dem Projekt und hat uns unterstützt", sagt Gärtner. Der 2004 fertig gestellte Solarpark fand damals internationale Beachtung und schaffte es sogar in einen Artikel der renommiertesten Zeitung der Welt, der New York Times

    Der Solarpark neben dem Maierhof war einst sogar Thema in der "New York Times".
    Der Solarpark neben dem Maierhof war einst sogar Thema in der "New York Times". Foto: Benjamin Reif

    Mehr oder weniger "nebenbei" begannen Gärtner und sein Geschäftspartner Ove Petersen dann, Projekte in ganz Deutschland zu verwirklichen. Durch ihre beiden Wohnorte Reußenköge und Illemad, die schlappe 800 Kilometer voneinander entfernt liegen, führt das bis zum heutigen Tag zu recht langen Fahrtzeiten, die Heiner Gärtner in seinem - natürlich elektrisch betriebenen - Auto verbringen muss. Im Jahr 2006 wurde der Maierhof noch um eine Biogasanlage erweitert. Und 2008 begannen sich Gärtner und Petersen voll auf die Umsetzung von Projekten im Bereich Erneuerbare Energien zu konzentrieren und gründeten GP Joule. Arbeiteten sie zunächst noch überwiegend alleine, hatten sie 2009 schon 30 Mitarbeiter. Es war eine Boom-Zeit für die Erneuerbaren, doch diese währte in im dicht besiedelten Bayern quasi über Nacht auf Null gefahren hat. "Hätten wir nicht mehrere Projekte im Ausland gehabt, wären wir wohl wie so viele Firmen in dieser Zeit auch pleitegegangen", sagt Gärtner heute rückblickend. 

    Erneuerbare Energien könnten für alle billigen Strom liefern

    Dabei ist die Botschaft, die er den erneuerbaren Energien zuspricht, eine sehr optimistische. "Wir alle haben längst die technischen Möglichkeiten, unseren Strom unabhängig selbst zu erzeugen - und das mit nur ungefähr drei Prozent der gesamten Fläche", sagt Gärtner. Würden also ungefähr drei Prozent der Landfläche für Solar- und Windparks genutzt, könnte ihm zufolge genug Energie für Privathaushalte, Verkehr und Wirtschaft gleichermaßen erzeugt werden. Die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern Öl, Erdgas und Uran zu brechen, wäre demnach vor allem eines: billig. Biogasanlagen hätten in der von Gärtner und seinen Kolleginnen und Kollegen angestrebten Welt ebenfalls einen Platz - allerdings würde sich ihre Aufgabe ändern. Sie würden nur noch an den Zeitpunkten Strom liefern, welche von den wetterabhängigen Solar- und Windparks nicht ausreichend abgedeckt werden können. Denn Mais anzubauen und via Vergärung zu verstromen, sei in Sachen Flächenmanagement ineffizient, so Gärtner. Ein Solarpark könne mit der entsprechenden Fläche rund 30 Mal so viel Strom liefern. 

    Würden die Bürgerinnen und Bürger etwa an Windparks finanziell beteiligt, ändere sich das Verhältnis zu diesen auch dramatisch. Dann würden sie nicht mehr als anonyme Fehlkörper angesehen, welche die Landschaft verschandeln. Sondern als Kraftwerke, die mit sauberen Strom den eigenen Geldbeutel füllen, sagt Gärtner. So funktioniere es etwa beim Hauptsitz der Firma, im Schleswig-Holsteinischen Reußenköge - ein kleines Dorf mit wenigen hundert Einwohnern, in das Gärtner immer noch mehrmals im Jahr zu Vorstandssitzungen fährt. "In deren Nähe gibt es viel mehr Windräder als bei uns. Aber da stören sie die Leute nicht, weil sie daran beteiligt sind und den direkten Nutzen spüren." 

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