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Gottmannshofen : Wenn das Haus der Familie Bestle aus Gottmannshofen nach Tanne duftet...

Gottmannshofen

Wenn das Haus der Familie Bestle aus Gottmannshofen nach Tanne duftet...

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    Auf große Freude stieß das Wiederaufleben des Adventskranzbindens in Gottmannshofen.
    Auf große Freude stieß das Wiederaufleben des Adventskranzbindens in Gottmannshofen. Foto: Lioba Reiter

    Punsch- und Tannenduft liegt in der Luft von Familie Bestles Garage in Gottmannshofen. Vor der Tür brennt ein Lagerfeuer. Innen sorgt Dekoration für vorweihnachtliche Stimmung rund eine Woche vor dem ersten Adventswochenende. Hier findet seit einigen Jahren das Adventskranzbinden des Gartenbauvereins Gottmannshofen statt. Vorsitzender Christian Bestle erzählt: „Wir veranstalten das Adventskranzbinden schon seit es den Verein gibt, also seit 1949.“ Anfangs fand die Aktion im Schützenheim in Geratshofen statt. Die Garage von Familie Bestle biete sich allerdings mehr an. Weil sie hier leben, sei der Aufwand minimiert. Mit Corona die Tradition ein wenig eingeschlafen. Jetzt soll sie wieder neu aufleben.

    Früher hatte ein Adventskranz mindestens 22 Kerzen

    Adventskränze haben eine jahrelange Tradition, die ursprünglich aus dem evangelischen Glauben stammt. Die Urform wurde noch mit mindestens 22 und höchstens 28 Kerzen ausgestattet. Für jeden Tag im Advent eine. Die erste Kerze wurde am ersten Advent entzündet und die letzte am 24. Dezember. Vor allem aus praktischen Gründen entwickelte sich später die heute bekannte Form mit vier Kerzen. Seit etwa 1860 nutzt man Tannenzweige zur Herstellung des Kranzes. Vorher bestand er aus einem Wagenrad.

    Die Tradition des Bindens und auch des klassischen Kranzes aus Tannengrün gehe leider immer mehr verloren, erläutert Christian Bestle. Viele Menschen hätten heutzutage eine moderne Schale oder ein Gesteck, auf dem die Kerzen befestigt werden. Wenn man doch einen Kranz möchte, könne man diesen außerdem überall günstig kaufen. Das selbst Binden sei aufgrund der Zweige keine Kostenersparnis. Trotzdem steht der Vorsitzende des Gottmannshofener Obst- und Gartenbauvereins hinter der Tradition. „Wer den Kranz selber bindet, schätzt ihn viel mehr“, meint er. Seine Frau Helga Bestle sieht noch einen anderen Grund, weshalb man den Kranz selbst binden sollte. „Er riecht ganz anders als ein fertig gekaufter Kranz. Das ganze Haus duftet dann nach Tannengrün.“

    Lisa Eggert sowie Christa Bestle und Lena Bestle zeigen stolz ihre selbst gebundene Adventskränze.
    Lisa Eggert sowie Christa Bestle und Lena Bestle zeigen stolz ihre selbst gebundene Adventskränze. Foto: Lioba Reiter

    Christian Bestle besorgt jährlich viele verschiedene Zweige. Von unterschiedlichen Tannenarten bin hin zu Efeu ist alles dabei. Das gefällt den Besuchern der Veranstaltung. Sabine Kirmse meint: „Es ist schön so eine große Auswahl an Zweigen zu haben, um die man sich nicht selbst kümmern muss. So werden die Kränze sehr vielfältig.“ Beim Binden werden die Zweige zunächst zurechtgeschnitten und dann zu kleinen Bündeln zusammengefasst. Diese werden dann mit Draht an einem Strohkranz, dem sogenannten Römer, befestigt. Die Dekoration des Kranzes macht jeder selbst zuhause. „Da kann man sich dann austoben und machen, was das Herz begehrt“, so Christian Bestle. 

    Jeder gibt seinem Adventskranz seine eigene Handschrift, auch in Gottmannshofen

    „Jeder bindet die Kränze anders“, erzählt Christa Bestle, die Mutter des Vorsitzenden. Sie bindet heute das erste Mal von innen nach außen. „Das geht sogar besser“, findet sie überrascht. Petra Dehm sagt: „Jeder, der einen Kranz bindet, gibt ihm seine eigene Handschrift, darum werden alle ein wenig unterschiedlich.“ Tipps zum Binden zu Hause gebe es deshalb eher weniger. „Einfach anfangen – dann läuft das schon“, rät Stefanie Fuhrer. Wenn sie vorher zu viel überlege, klappe das Binden umso weniger. Auch bei Anfängern sei noch kein „abstrakter Kranz“ herausgekommen, meint Christian Bestle. „Das klappt eigentlich immer.“

    Helga und Christian Bestle luden in ihre Garage in Gottmannshofen zum Adventskranzbinden ein.
    Helga und Christian Bestle luden in ihre Garage in Gottmannshofen zum Adventskranzbinden ein. Foto: Lioba Reiter

    Das Ziel der Veranstaltung ist jedoch nicht nur, schöne Kränze für das Zuhause zu erhalten. Birgit Bestle findet, vor allem die Adventsstimmung und Vorfreude auf Weihnachten steige bei der Aktion. Es sei schön, durch eine solche Tradition zusammenzukommen. Auch ihre Tochter Lena ist seit drei Jahren dabei. Sie hat bereits einen eigenen Kranz gebunden. Die Veranstaltung vom Gartenbauverein Gottmannshofen zeigt also: Das Adventskranzbinden ist eine Tradition für jedes Alter.

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