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Gottmannshofen: "Isara Rapidus": Volksmusikalische Reise in Gottmannshofen

Gottmannshofen

"Isara Rapidus": Volksmusikalische Reise in Gottmannshofen

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    Traten in Gottmannshofen auf: Josef Brustmann an der Zither, Benny Schäfer an der Gitarre und Sebastian Horn an der Bassgitarre (von links).
    Traten in Gottmannshofen auf: Josef Brustmann an der Zither, Benny Schäfer an der Gitarre und Sebastian Horn an der Bassgitarre (von links). Foto: Gerhard Sauter

    Die Kleinkunstbühne Lauterbach bewies wieder einmal ihre feine Spürnase, neu formierte Kabarett- oder Musikgruppen von den großen Städten aufs flache Land zu holen. Was Josef Brustmann, Sebastian Horn und Benny Schäfer mit ihren Saiteninstrumenten und ihren Bass-, Bariton- und Tenorstimmen auf die Bühne zaubern, reißt die Hundertschaft der Besucherinnen und Besucher im großen Saal beim Wirt Josef Stark in Gottmannshofen immer wieder zu spontanem Beifall hin.

    Die Isar ist für alle drei nicht nur ihr Heimatfluss und Kindheitsspielplatz, tief verwurzelt in ihrer Lebensgeschichte, sondern auch Quell für ihre Lieder und Inspiration, neue zu erfinden und traditionelle zu entstauben. Die zweieinhalbstündige Reise durch alte und neue Volksmusikklänge beginnt auf der Isarbrücke in Bad Tölz, auf der zu früheren Zeiten noch Maut bezahlt werden musste. Doch die Tölzer Burschen, stark wie die „Bergbaam“ (Bergbäume), zahlten nie, wenn sie zu ihren Madln gingen. „Starke Kerle, keiner traut sie her“, dröhnt Sebastian Horns sonore Bassstimme durch den Saal. Dass bajuwarische Kraft auch leise und nachdenklich daherkommen kann, zeigen die drei mit dem Frühjahrslied mitten im Herbst „Fängt scho ´s Apern o“, verbunden mit einem kurzen Lateinkurs über das Wort „aperire“, was „öffnen“ heißt, weil „da Frühlingswind, da Schnee mitnimmt“.

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    Sich für Neues öffnen, ohne das Traditionelle zu vergessen, gehört zur musikalischen DNA des „Männerdreig´sangs“. So wird Horns Leidenschaft fürs Pilze sammeln zu einer musikalischen Hommage an mindestens 15 heimische Pilzsorten, die sich nicht nur für den Kochtopf eignen, sondern auch als Glückstreffer, wenn die Polizeistreife nachts um zwei ihren Diensteifer ablegt und über den Pilz „krause Glucke“ ins Schwärmen gerät. Stille Nachdenklichkeit breitet sich im Saal aus, als Josef Brustmann den tragischen Lebensweg der niederbayerischen Dichterin Emmerenz Meier nachzeichnet und das Trio ihr Gedicht „Wetterschwüle“ über die quälende Eifersucht eines Bauern, weil „mei Mensch mi nimmer mag“ musikalisch eindrucksvoll interpretiert. Auch die Moritat über das Leben des Räubers Mathias Kneißl aus Unterweikertshofen, das Heimweh der Auswanderer in die USA oder der musikalische Exkurs zu Ehren des berühmten, doch völlig verarmten Komponisten Franz Schubert zeigen die melancholische, tiefgründige und auch tragische Seite der bayerischen Volksmusik.

    Doch Josef Brustmann und Sebastian Horn reißen das Publikum mit ihren humorvollen Anekdoten und Zwiegesprächen über die pralle Welt ihrer Kindheit rasch aus dieser leicht melancholischen Stimmung. Neue Gstanzl, das Abrakadabra – und Zungenbrecherlied, Erotisches mit der Waldlerin und der barfüßigen Radlerin und Klassiker wie „Bin i mit mei´m Verlanga“ oder „Und wenn i mal gstorbn soll sei“ führen den Zuhörerinnen und Zuhörer noch einmal das pralle Leben in allen Facetten vor Augen. Ein Leben, das mit dem reichen Repertoire überlieferter, selbst getexteter und neu vertonter Volkslieder von „Isara Rapidus“ leichter zu ertragen ist.

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    Ohne Zugabe lässt das Publikum die drei nicht von der Bühne. Sebastian Horn setzt dabei seiner Oma ein literarisch und musikalisch höchst qualitatives Denkmal, angereichert mit dem Freddy-Quinn-Song „So schön war die Zeit“ und dem Teufelsschnaps „Escorial grün“, der Omas Sorgen und Leid federleicht werden und sie in tiefen Schlaf sinken lässt. Erst mit dem Refrain „Prost meine Freind und Vergelt´s Gott, liabe Leit“ endet die rasante musikalische Fahrt von den Quellen der Isar bis zu ihrer Mündung bei Deggendorf in die Donau, einem einmaligen Naturparadies, dem die Lieder des Trios in ihrer Frische und Tiefe in nichts nachstehen.

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