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Freizeit: Mit dem Planwagen durch die Region

Freizeit

Mit dem Planwagen durch die Region

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    Der Blick aus dem Planwagen fällt auf Kerstin Mayer (links) und Jacky Schmölzer. Beide wollen die Region so erleben, wie es im Wilden Westen einst üblich war.
    Der Blick aus dem Planwagen fällt auf Kerstin Mayer (links) und Jacky Schmölzer. Beide wollen die Region so erleben, wie es im Wilden Westen einst üblich war.

    Das habe er noch nie erlebt, wie kompliziert plötzlich der Urlaub mit Kutsch- und Wanderreitern geworden ist: Johann Grandel, der 73-jährige Pferdenarr aus Binswangen, sitzt am Esstisch von Monika Sapper in Wertingen und tauscht Bilder und Erinnerungen aus. Beide gehörten zu einer neunköpfigen Reisegruppe, die in der vergangenen Woche mit Planwagen und Pferden von Prettelshofen nach Dasing unterwegs waren. Mit dem Auto erreicht man das 40 Kilometer entfernte Ziel in gut einer halben Stunde. Doch den drei Reitern und sechs Kutschern kam es nicht auf die Geschwindigkeit an.

    Oder doch? „Eins sein mit der Natur, das geht im Auto nicht“, sagt Monika Sapper. Zurück zur Langsamkeit ist die Philosophie der Pferdenarren. Die Strecke nach Dasing und zurück betrug insgesamt 145 Kilometer, zurückgelegt in fünf Tagen, Durchschnittsgeschwindigkeit fünf Kilometer pro Stunde. Die Teilnehmer kamen aus Binswangen, Prettelshofen, Zusmarshausen, Villenbach, Augsburg und Wertingen.

    Monika Sapper entdeckte ihre Liebe zu den großen Vierbeinern vor zehn Jahren. Heute kann sie sich ein Leben ohne Pferd gar nicht mehr vorstellen. Kreuzfahrt- oder weite Flugreisen – darauf verzichtet sie gern. Mit Johann Grandel, dem ehemaligen Kfz-Meister, ist sie sich einig: Das Wandern mit Pferden ist die schönste Art zu reisen. Mensch, Tier und Natur seien dabei in völligem Einklang.

    Johann Grandel begleiten Pferde fast sein ganzes Leben lang. Auf einem Einödhof zwischen Binswangen und Höchstädt wuchs er auf. „Äcker wurden damals mit Pferden bearbeitet, die Milch durfte ich als Bub mit einem Einspänner nach Binswangen transportieren“, erinnert er sich zurück. Die Liebe zu Pferden habe er nach dem Verlassen des Elternhauses nie verloren. Mit der Geburt der Tochter sei sie wieder aufgeflammt. Und 2002 begann er sogar mit einer eigenen, kleinen Zucht in Binswangen. „Ich hab mir damals einen dicken Wälzer gekauft und alle Pferderassen studiert.“

    Am Ende sei er beim „Schwarzwälder Fuchs“ hängen geblieben. Einer Pferderasse, von der er beim Anblick der üppigen hellen Mähne bis heute schwärmt: „Ich liebe diese gutmütige und ausgeglichene Rasse.“ Mit dem Schwarzwälder Fuchs könne man außerdem die ganze Breite des Fahrsports ausführen. „Er ist ein Allrounder.“ Mit einem Gewicht von 600 Kilogramm und einem Stockmaß von 1,50 Meter schafft es der zähe und leistungsstarke Schwarzwälder Fuchs problemlos, Kutschen und Planwagen weite Strecken zu ziehen.

    Unzählige Male ist Johann Grandel als Kutscher durch die Lande gezogen. Manchmal allein, oft mit anderen Pferdenarren, oftmals auf Festzügen und zu Geburtstagen und Hochzeiten. Wegen seiner langjährigen Erfahrung wird er in der Community sehr geschätzt. Die Teilnehmer einer Reitertour verlassen sich gerne auf den Experten, der die Zügel in der Hand hält und die Richtung vorgibt.

    So hat Johann Grandel auch die Route der letzten Tour mithilfe von Karten zusammengestellt und für Übernachtungsmöglichkeiten gesorgt. „Dieses Mal war es nicht ganz einfach“, schildert er. Coronabedingt musste er drei von fünf Unterkünften streichen und auch die Teilnehmerzahl begrenzen. Sogar die neunköpfige Gruppe konnte wegen der verschärften Hygiene- und Abstandsregeln nicht überall eine Wanderreitstelle finden.

    Der ursprüngliche Plan, von Prettelshofen aus über Thierhaupten, Mering und Mödishofen nach Dasing zu reiten, musste geändert, die Wanderreitstationen in

    Johann Grandel nutzt bei Routenplanungen jetzt sogar moderne Kommunikationsmittel. Ein spezielles Navigationsgerät für Reiter ist ihm ein wichtiger Begleiter geworden. Es hängt um seinen Hals oder an einer Kutschen-Halterung und lotst die Reiter über unbefestigte Wald- und Wiesenwege. Die enge Verbundenheit mit dem Tier sei eine unbeschreibliche Erfahrung. Sapper: „Man lernt sein Pferd viel besser kennen, wenn man den ganzen Tag mit ihm verbringt.“

    Den gleichmäßigen Atem zu spüren und das zufriedene Schnauben sowie den rhythmischen Hufschlag zu hören, bringe ein echtes Glücksgefühl mit sich und erdet einen. Gleichzeitig zieht einen die abwechslungsreiche Landschaft in ihren Bann.

    Am Lagerfeuer im Park vom Herrlehof ließ die Gruppe den anstrengenden Tag gemütlich ausklingen. Ein besonderes Erlebnis war die Übernachtung auf dem Planwagen. Monika Sapper überglücklich: „Ich habe das erste Mal mit meiner Freundin Jacqueline Schmölzer dort übernachtet. Das war ein Traum. Über uns der Sternenhimmel, daneben unsere Stuten Zelia und Dori.“

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