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"Eigentlich müsste ich Mitarbeitern kündigen"
Für May-Britt ist KiZ (Kontakt im Zentrum) ihr zweites Zuhause. Gestern musste sie sich etwas gedulden, denn in der Anlaufstelle für Drogenabhängige ließen sich die Augsburger Grünen, allen voran Parteivorsitzende Claudia Roth, über zwei Stunden aus erster Hand von den Mitarbeitern informieren. "Ohne die wäre mein Leben eine noch größere Katastrophe", erzählt die junge Frau und hofft, dass die Einrichtung nie schließen muss. Schließlich dauerte der Kampf der Drogenhilfe Schwaben um diese Anlaufstelle in der Nähe des Königsplatzes Jahre. Ein lohnender Kampf, allein im ersten Jahr kamen knapp 6000 Hilfesuchende
Obwohl die Einrichtung als solche nicht gefährdet ist, droht Unheil. Erst am 9. Juli gibt es Gespräche zwischen Stadt und Bezirk über die Finanzierung ab Oktober, die Landkreise Dillingen und Donau-Ries haben schon signalisiert, sich nicht mehr beteiligen zu wollen. "Das heißt, eigentlich müsste ich jetzt Mitarbeitern kündigen, da ich nicht weiß, ob und wie es nach dem Spätherbst hier weitergeht", bangt Gerlinde Mair. Die Leiterin der Drogenhilfe wünscht sich längere Verträge. "Mindestens für fünf Jahre", fordert sie, um planen zu können.
Denn die Probleme in Sachen Drogen seien nicht geringer geworden. Man solle, so Mair, doch bitte nie vergessen, dass Abhängige, die gut betreut würden, viel weniger kosten als die, die man ihrem Schicksal einfach überlasse. Studien belegten das. Auch über die Vernetzung des KiZ mit Behörden und anderen Einrichtungen ließ sich Claudia Roth genau informieren. Mit Bildungsträgern sei die Zusammenarbeit recht gut, berichtete Matthias Weber, trotzdem müssten Abhängige grundsätzlich gegen viele Vorurteile kämpfen. Das betreffe auch Substituierte, also Abhängige, die mit Drogenersatzstoffen wie Methadon behandelt würden.
Vor allem in Sachen Finanzierung wollen die Grünen im Stadtrat nach diesem zweistündigen Gespräch tätig werden. Dieter Ferdinand: "Wir werden als Erstes mit dem zuständigen Referenten sprechen und uns dafür stark machen, dass in Zukunft Finanzsicherheit auf längere Sicht besteht."
Parteichefin Roth will dafür sorgen, dass im Herbst Fachleute aus München und Frankfurt zu einer Podiumsdiskussion in die Fuggerstadt kommen, um wegweisende Projekte wie zum Beispiel "Konsumräume" vorzustellen. Frankfurt, so Streetworker Jürgen König, mache damit gute Erfahrungen. So sei die Zahl der Drogentoten in der Hessenmetropole nicht höher als die im viel kleineren Augsburg.
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