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Ehrung: Mit seinem Gangstock ermittelt er den Wert von Grundstücken

Ehrung

Mit seinem Gangstock ermittelt er den Wert von Grundstücken

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    „Wer einen besseren Boden hat und im Gegenzug einen schlechteren erhält, bekommt mehr Fläche.“Seit 30 Jahren ist Günter Häußler aus Binswangen als Bodenschätzer in Schwaben unterwegs. Zehn Jahre zuvor war er schon Hagelschätzer. Nun wird der Binswanger ausgezeichnet.
    „Wer einen besseren Boden hat und im Gegenzug einen schlechteren erhält, bekommt mehr Fläche.“Seit 30 Jahren ist Günter Häußler aus Binswangen als Bodenschätzer in Schwaben unterwegs. Zehn Jahre zuvor war er schon Hagelschätzer. Nun wird der Binswanger ausgezeichnet. Foto: Brigitte Bunk

    Mit seinem Gangstock sticht Günter Häußler in den Boden. „Den habe ich von einem Schätzer aus Burtenbach bekommen“, erklärt der Binswanger. „Das ist unser Arbeitsgerät, jeder Bodenschätzer hat so einen.“ Seit 30 Jahren ist der 78-Jährige in Schwaben als Sachverständiger für Werteermittlungen für das Amt für Ländliche Entwicklung in Krumbach unterwegs. Im Landkreis Dillingen beispielsweise bei der Flurneuordnung in Oberthürheim und Pfaffenhofen und anlässlich des Baus der neuen B16 bei Steinheim, Hausen und Schretzheim. Vor dem Bau der neuen Umgehungsstraße wird er wohl auch für ein paar Wochen bei Höchstädt im Einsatz sein.

    Häußler unterteilt Grundstücke in drei Kategorien

    Um einen Anhaltspunkt zu haben, wie viel die Grundstücke wert sind, die den Eigentümer wechseln müssen, wird die Bodenbeschaffenheit zugrunde gelegt. Die wiederum legt der Sachverständige fest. Dabei beraten ihn zwei ortskundige Helfer, die auch Mitspracherecht haben. Sie graben Löcher in den Boden, unter anderem um zu sehen, wann die dunklere Humusschicht in die hellere Schicht darunter übergeht. Sein Gangstock, mit dem er dabei in die Erde sticht, hat Einkerbungen in 30, 40 und 50 Zentimeter Höhe. Häußler erläutert: „Der Boden kann tonig sein, dann hält er das Wasser besser, oder er ist eher sandig.“ So wird er in drei verschiedene Kategorien eingeteilt, die auch den Preis bestimmen oder die Größe des Tauschgrundstücks.

    Seinen Hof hat der Binswanger inzwischen einem seiner Söhne übergeben, ohne dessen Hilfe er überhaupt nicht die Zeit für diesen Posten gehabt hätte. Doch als erfahrener Landwirt kann er die Sorgen der Grundstücksbesitzer nachvollziehen, welche ihre Fläche bewirtschaften. Die entstehenden Nachteile werden, soweit möglich, zwar ausgeglichen, sagt er: „Wer einen besseren Boden hat und im Gegenzug einen schlechteren erhält, bekommt mehr Fläche.“ Schwierig werde es allerdings, wenn Geld bezahlt wird, das nicht reicht, um ein ebenbürtiges Grundstück zu kaufen, das oft noch weiter vom Hof entfernt liegt. Manchmal kommt es auch vor, dass eine Nachschätzung nötig wird. Als Beispiel fällt ihm Pfaffenhofen ein: „Da waren wir im Herbst, als es ziemlich trocken war, dann kam ein nasses Jahr und wir mussten nachschätzen.“

    Er übt das Ehrenamt seit 1990 aus

    Zu diesem Ehrenamt kam der Binswanger im Jahr 1990, als er schon zehn Jahre lang für die Versicherungskammer als Hagelschätzer unterwegs war. Dort war er als Revisionsschätzer auch für andere Schätzer zuständig, damit dieselben Maßstäbe in den verschiedenen Regionen angelegt werden. „Ein anderer Schätzer hat mich gefragt, ob ich auch Bodenschätzer werden will und ich habe zugestimmt, dass er mich vorschlagen darf.“

    Eigentlich sollte Günter Häußler Ende April die Staatsmedaille in Silber für ehrenamtliche Verdienste um den ländlichen Raum erhalten. Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, die Fähigkeit, den Menschen Impulse zu geben und Tatkraft – das verbindet laut Pressemitteilung die sechs Persönlichkeiten, denen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber diese Auszeichnung verleihen wird. Aufgrund der Corona-Schutz-Maßnahmen wird dies zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

    Minister Kaniber: "Haben einen wertvollen Beitrag geleistet"

    „Wir brauchen Menschen, die den Mut und die Energie haben, sich für die Gemeinschaft, unsere Umwelt und unsere Heimat einzusetzen“, sagt die Ministerin. Instrumente wie die Integrierte Ländliche Entwicklung, Gemeindeentwicklung, Dorferneuerung und Flurneuordnung seien nur so erfolgreich, weil viele Menschen sich aktiv für den ländlichen Raum einsetzen. Die insgesamt sechs Geehrten, drei aus Schwaben, hätten sich in vielfältigster Weise zum Wohl der Menschen im ländlichen Raum eingebracht – ob als stellvertretender Vorsitzender der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum und geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bayerischen Gemeindetags, als Sachverständige der Wertermittlungen in der Flurneuordnung oder als Mitglieder im Spruchausschuss der Ämter für Ländliche Entwicklung.

    „Sie alle haben als Impulsgeber mit Kompetenz, Sachverstand und Verantwortungsbewusstsein einen wertvollen Beitrag dazu geleistet, dass unsere ländlichen Räume vital und lebenswert bleiben“, sagt Ministerin Kaniber. Neben Günter Häußler werden aus Schwaben noch Arthur Bommer aus Burtenbach und Hermann Dreyer aus Aichach geehrt. (mit pm)

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