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Dillingen: „Sie sind ein leuchtendes Beispiel für Solidarität“

Dillingen

„Sie sind ein leuchtendes Beispiel für Solidarität“

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    Berichteten von ihren Erfahrungen im Miteinander der Unterstützerarbeit; (von links) Georg Schrenk (stehend), Erika Lüters mit Jamal Antar aus Syrien, Eva Dippon mit  Fawzia Ahmadzai aus Afghanistan, Moderatorin Judith Zacher, Eshetu Mamoe aus Eritrea sowie Barbara Brüning, Abdi Hassan aus Somalia und Cornelia Kügel-Merkel.
    Berichteten von ihren Erfahrungen im Miteinander der Unterstützerarbeit; (von links) Georg Schrenk (stehend), Erika Lüters mit Jamal Antar aus Syrien, Eva Dippon mit Fawzia Ahmadzai aus Afghanistan, Moderatorin Judith Zacher, Eshetu Mamoe aus Eritrea sowie Barbara Brüning, Abdi Hassan aus Somalia und Cornelia Kügel-Merkel. Foto: Marion Buk-Kluger

    Es gab Grund zu feiern, zehn Jahre wird in Dillingen ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit geleistet. Dass es für dieses Thema überhaupt Engagement aus der Bürgerschaft braucht, könnte man kritisch beleuchten. Doch an dieser Stelle soll die Würdigung im Vordergrund stehen, dass es Mitbürger und Mitbürgerinnen gibt, die sich dieser Aufgabe kontinuierlich annehmen. „Yesterday“, auf dem Saxofon von Andrii Liakh (15) aus der Ukraine gespielt, eröffnete die Feierlichkeiten zu zehn Jahre Unterstützergruppe Asyl/Migration in Dillingen im Stadtsaal.

    Der interkulturelle Nachmittag war nicht nur gedacht, um auf diese vielen Jahre der ehrenamtlichen Arbeit zurückzublicken, sondern auch um Danke zu sagen. „Zehn Jahre aktive Flüchtlingsarbeit vor Ort sind keine Selbstverständlichkeit“, betonte der Vorsitzende und Koordinator Georg Schrenk, der sich unermüdlich mit seinen Mit-„Streitern“ der notwendigen Arbeit widmet. Er erinnerte in seiner Begrüßung an den 10. September 2014, als sich 19 Menschen versammelten, um darüber nachzudenken, wie man Flüchtlingsarbeit vor Ort leisten könne. Am 15. November desselben Jahres kamen schließlich 42 Menschen zusammen, die die Unterstützergruppe gründeten.

    Kaffee aus Eritrea und andere Köstlichkeiten wurden angeboten.
    Kaffee aus Eritrea und andere Köstlichkeiten wurden angeboten. Foto: Marion Buk-Kluger

    Das Durchhalten und stetige aktive Tun, auch die Hilfe zur Selbsthilfe von Geflüchteten, die ihrerseits Landsleuten unter die Arme greifen, wurde sowohl von Schrenk als auch Oberbürgermeister Frank Kunz und Landrat Markus Müller gewürdigt. „Wenn sie nicht wären, wäre unser Landkreis nicht so sozial und menschlich. Sie sind ein leuchtendes Beispiel für Solidarität“, zeigte sich Landrat Markus Müller zusammenfassend beeindruckt von der Arbeit, die über die Jahre geleistet wurde.

    „Es ist an der Zeit, dass wir uns daran erinnern, Mensch zu sein“

    Emmanuel Owolabi aus Nigeria war ein weiteres Beispiel dafür, wie ein Helferkreis „kämpfen“ kann, dass Humanismus gelebt wird und Perspektiven für Geflüchtete geschaffen werden können. Der 14-Jährige sollte einst mit Mutter und Schwester abgeschoben werden. Dies konnte abgewendet werden, die Mutter hat ihre Ausbildung zur Altenpflegerin mittlerweile abgeschlossen und Emmanuel spielte auf der Trompete im Dillinger Stadtsaal ein Musikstück, bevor Pfarrer Wolfgang Schneck in seiner Festansprache auf die Grundlage jeglichen Engagements in der Gesellschaft einging und Mahatma Gandhi zitierte „Es ist an der Zeit, dass wir uns daran erinnern, Mensch zu sein.“ Dies müsse man jedoch üben, üben, üben.

    Emmanuel Owolabi spielte Trompete.
    Emmanuel Owolabi spielte Trompete. Foto: Marion Buk-Kluger

    In einem Talk kamen schließlich Flüchtlinge der ersten Stunde mit ihren jeweiligen Unterstützerinnen zu Wort. Moderatorin Judith Zacher ließ lebendig werden, was hier an Hilfe gegeben wurde und aus welcher Motivation heraus der Einsatz zustande kam. „Der krasse Unterschied vom Wohlergehen hier und dem Schicksal der Flüchtlinge lag mir am Herzen“, hieß es da. Weil man die neuen Nachbarn kennenlernen wollte oder dass ein „zweiter Blick auf die Menschen“ nötig sei, denn der eröffne auch für einen selbst viele neue Perspektiven, durch die man viel über andere Kulturen kennenlernen könnte. „Wir sind alle Menschen, die es verdient haben, Mensch sein zu dürfen“, brachte es Cornelia Kügel-Merkel auf den Punkt.

    Eine große Dankbarkeit gegenüber den Unterstützern ist spürbar

    Aufseiten der einst geflüchteten Menschen war eine große Dankbarkeit gegenüber ihren Unterstützern spürbar. Und auch der Wille selbst etwas zurückzugeben. „Wenn jemand da ist, der an dich glaubt, das inspiriert.“ Abdi Hassan, der mit 14 Jahren nach Gundelfingen gekommen war, ist mittlerweile selbst im Integrationsbeirat, als Unterstützer für Landsleute und im Projekt MiMi (Mit Migranten für Migranten – Interkulturelle Gesundheit in Bayern) engagiert.

    Andrii Liakh am Saxofon.
    Andrii Liakh am Saxofon. Foto: Marion Buk-Kluger

    Mit einem interkulturellen, kulinarischen Büfett und einem Erfahrungsbericht von Serhii Kondratiuk aus der Ukraine, der mit seiner Familie in Steinheim wohnt, endete dieser Nachmittag der Erinnerung, aber auch des Blicks nach vorn, ganz im Sinne der Worte von Václav Havel: „Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“

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