Im Landkreis Dillingen gibt es viele Geschäftsführerinnen. Und obwohl es in der heutigen Welt immer üblicher ist, dass Frauen als Führungskräfte arbeiten, scheint das für so manch einen noch ungewöhnlich. Zum Internationalen Frauentag am 8. März sprechen drei Frauen aus der Region darüber, wie es ihnen in ihren Positionen ergeht. Dabei werden große Unterschiede deutlich.
Am 8. März ist Internationaler Frauentag
Barbara Knötzinger ist Geschäftsführerin des Büachele Hofs in Blindheim. Auf dem Bio-Bauernhof wird Gemüse ökologisch angebaut und an Supermärkte in der Umgebung verschickt. Knötzinger habe bereits mit 26 Jahren als jüngste von vier Schwestern den Hof der Familie übernommen, den zuvor ihr Vater geleitet hat. Jetzt ist sie 35 und führt den Familienbetrieb mit viel Herzblut. Sie habe „von klein auf mitgeholfen“ und kenne sich mit landwirtschaftlichen Prozessen aus.
Anfangs, so erklärt die Geschäftsführerin, wurde sie „von vielen belächelt“. Gegenüber Geschäftspartnern, Kunden und anderen Landwirten habe sie sich erst beweisen müssen. „Andere Bauern haben mich manchmal erst ernst genommen, wenn es gut lief“, sagt sie. „Viele haben auch Neid empfunden, da es für manche Männer schwierig ist, es zu ertragen, wenn eine Frau Erfolg hat.“ Die Landwirtin musste sich durchkämpfen, um akzeptiert zu werden: „Als Frau muss man insgesamt mehr beweisen“.
Barbara Knötzinger ist Geschäftsführerin auf ihrem Bio-Bauernhof in Blindheim
Dabei war Knötzingers Ansporn: „Ich kann alles, was auch ein Mann kann.“ Als Beispiel nennt sie „das Bulldogfahren“. Momente, in denen die 35-Jährige die Männerdomäne in der Landwirtschaft immer wieder spüre, seien Telefonate und Gespräche. Häufig werde sie nach ihrem Geburtsnamen gefragt. Denn für viele sei es nicht normal, dass eine Frau ihren Nachnamen behält und nicht den des Mannes annehme.
Die 35-Jährige ist nicht nur Geschäftsführerin, sie ist auch Mutter von drei kleinen Kindern. Sie erklärt, dass es anstrengend sei, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Trotz ihres Mannes, der sie immer unterstütze, und einer Haushaltshilfe bliebe vieles an ihr hängen. Doch Knötzinger sagt auch deutlich, dass sich in den vergangenen Jahren vieles im Hinblick auf Gleichberechtigung verändert habe. „Es gibt immer mehr Männer, die Frauen in einer führenden Position als ganz normal ansehen“, so Knötzinger. „Das ist eine gute Entwicklung.“
Julia Veh ist Geschäftsführerin einer Buchhandlung in Dillingen
Julia Veh ist eine von zwei Geschäftsführerinnen der Buchhandlung „Bücher Brenner“ aus Dillingen. Vor drei Jahren habe sie gemeinsam mit Nadine Brenner die Leitung übernommen. Auch Veh hat Erfahrungen mit Vorurteilen gemacht. Vor allem in ihrer Anfangszeit als Leiterin musste sie mit Missverständnissen kämpfen. „Manche Kunden dachten, einer unserer Mitarbeiter sei der Geschäftsführer“, erklärt sie. In solchen Situationen reagiere sie aber gelassen. „Ich sehe da drüber, man muss professionell damit umgehen.“ Die Geschäftsführerin sagt, dass sie solche oder ähnliche Momente „jeden Tag in bestimmten Situationen“ erlebe.

Eine weitere Frau, die in einer führenden Position arbeitet, ist Alexandra Karmann. Sie ist Geschäftsleiterin der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen. Karmann erklärt, dass drei von vier Sachgebieten der VG von Frauen geführt werden. Karmann habe 2019 einen Mann abgelöst und erklärt, dass dabei „nach Qualifikation ausgesucht“ worden sei. In ihrer Position wird sie „von männlichen Kollegen ganz normal behandelt“ und ihr seien Vorurteile „nicht aktiv aufgefallen“. Es habe sich jeder daran gewöhnt, dass auch Frauen in führenden Positionen arbeiten und dabei einen guten Job machen.
Alexandra Karmann ist Geschäftsleiterin der Stadt Wertingen
Deutlich wird, dass sich gerade selbstständige Frauen häufig gegen Ungerechtigkeit behaupten müssen. Manuel Schuster ist der erste Vorsitzende des Bundes der Selbstständigkeit im Gebiet Dillingen und ordnet ein: „Frauen haben einen anderen Blick auf manche Themen, eine geschlechtergemischte Führung bietet verschiedene Perspektiven und Ideen für das Unternehmen“. Er finde auch, dass Frauen in führenden Positionen als Vorbilder für zukünftige Generationen fungieren können – so schaffe man Normalität. Er persönlich habe viel von seiner Frau, die in der Personalentwicklung tätig ist, aber auch von Geschäftspartnerinnen seiner gleichnamigen Werbeagentur lernen können. Schuster habe beobachtet, dass diese Frauen „kooperativ und kommunikativ“ auf einer anderen Ebene seien und Mitarbeitern sowie Geschäftspartnern „auf einer Augenhöhe begegnen“. Dies wirke sich positiv auf das Betriebsklima und das Unternehmen aus.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden