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Dillingen: Jobbörse für Geflüchtete findet erstmals in Dillingen statt

Dillingen

Jobbörse für Geflüchtete findet erstmals in Dillingen statt

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    Im Stadtsaal stellten neun Unternehmen aus, 120 Gäste waren eingeladen.
    Im Stadtsaal stellten neun Unternehmen aus, 120 Gäste waren eingeladen. Foto: Dominik Bunk

    Im Dillinger Stadtsaal sieht es am Dienstagvormittag aus wie auf einer kleinen Ausgabe der Berufsinformationsmesse Fit for Job. Arbeitgeber haben ihre Stände aufgebaut und wollen mit den Gästen ins Gespräch kommen. Die sind allerdings keine Jugendlichen, sondern Geflüchtete, die auf der Suche nach Arbeit sind. Denn die Zahl der Schutzsuchenden im Landkreis Dillingen ist mit dem Ukraine-Krieg in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Gleichzeitig leiden viele Unternehmen unter dem Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel. Eine Win-win-Situation? 

    "Die Sprache ist ein wesentliches Thema", sagt der Leiter der Agentur für Arbeit Donauwörth Richard Paul über die Hemmnisse, die es oft noch gibt, wenn Geflüchtete in Arbeit vermittelt werden sollen. Ausbildungen oder Fähigkeiten aus dem Heimatland würden in Deutschland oft nicht anerkannt. Viele Betriebe suchten auch nach Beschäftigten auf geringeren Qualifikationsstufen. "Kleine und lokale Messen sind hier der Erfolgsfaktor", sagt Paul. "Wir haben mit der Veranstaltung ein unkompliziertes Angebot geschaffen, damit Firmen einfacher mit Arbeitssuchenden ins Gespräch kommen können", sagt er.

    Eine Krankenpflegerin aus der Ukraine möchte den Beruf neu erlernen

    120 potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind an dem Tag eingeladen, verteilt auf vier Zeitabschnitte, damit die Wartezeiten an den Ständen der Arbeitgeber kürzer ausfallen. Eine davon ist Ludmila Plintuk, die mit ihrem Mann aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet ist. Sie war in ihrer Heimat Krankenpflegerin, erzählt sie. Das will sie auch in Deutschland wieder werden, muss aber dafür erst einmal einen Ausbildungsplatz finden. Da sie noch nicht fließend Deutsch spreche, könne das aber dauern, meint sie.

    Ella Berger führt Gespräche für die Firma Worx 24.
    Ella Berger führt Gespräche für die Firma Worx 24. Foto: Dominik Bunk

    Eines der ausstellenden Unternehmen im Stadtsaal ist Worx 24 aus Dillingen, eine Zeitarbeitsfirma. Ella Berger, die am Stand Beratungsgespräche führt, sagt, dass sie hoffe, "einige gute und fähige Bewerber zu finden". Im Mittelpunkt stünden dabei technische Berufe. Zudem findet sie, Zeitarbeit sei gerade für Menschen, die in der deutschen Arbeitswelt Fuß fassen wollen, eine Möglichkeit, um viele verschiedene Arbeitsplätze kennenzulernen. Auch der Paketdienstleister DHL ist im Stadtsaal vertreten. Alexander Istvah sucht Zustellerinnen und Zusteller für den Standort Dillingen. "Das Interesse daran ist grundsätzlich groß, aber viele haben keinen Führerschein", sagt er. Da das Fahren der Transporter Voraussetzung ist, sind somit schon einmal viele nicht geeignet. Den Führerschein hier nachzuholen ist für Geflüchtete ohne Zuschüsse nicht leistbar. Mit einigen, die bereits eine deutsche Fahrerlaubnis besitzen, habe er aber bereits Probearbeitstermine vereinbart. 

    Auch eine Firma aus Ellwangen stellt in Dillingen aus

    Stefan Uder vom Ellwanger Unternehmen S-Convey sucht nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in der Produktion von Endlosstoffen mitarbeiten wollen. Das könne beispielsweise am Webstuhl selbst oder an anderen Produktionsmaschinen sein. Eine Besucherin, die ihren Namen nicht nennen möchte, hat sich zuvor das Erklärvideo angeschaut, das am Stand des Unternehmens läuft. Auch sie stammt aus der Ukraine, hat dort als Näherin gearbeitet. Damit könnte sie in ihrem alten Berufsfeld bleiben. Mit den Mitarbeitern vor Ort habe sie bisher allerdings bislang nicht gesprochen. Dabei helfen kann ihr eine der zwei Dolmetscherinnen, die einen offenen Austausch trotz Sprachbarriere ermöglichen sollen. 

    Jobcenterleiter Michael Künast, Landrat Markus Müller und der Donauwörther Leiter der Arbeitsagentur Richard Paul finden, dass die erste Dillinger Jobbörse für Geflüchtete gut gelaufen ist.
    Jobcenterleiter Michael Künast, Landrat Markus Müller und der Donauwörther Leiter der Arbeitsagentur Richard Paul finden, dass die erste Dillinger Jobbörse für Geflüchtete gut gelaufen ist. Foto: Dominik Bunk

    Landrat Markus Müller erklärt, er möchte die Anwesenden "ermutigen, mutig zu sein". Er habe die Veranstaltung mit angestoßen und hält sie für "den richtigen Weg". Doch bisher sei das Format keinesfalls perfekt. Solche Mini-Jobmessen sollen in Zukunft häufiger stattfinden. Mit der Zeit würde man laut Landrat Müller herausfinden, was verbessert werden kann. Aktuell arbeiten im Landkreis Dillingen rund 550 Menschen mit Fluchthintergrund. "Diese Menschen sind wichtige Eckpfeiler unserer Gesellschaft", sagt der Donauwörther Arbeitsagenturleiter Richard Paul, "und sie sind oft in Berufen tätig, für die dringend Arbeitskräfte gesucht werden."

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