„Stell’ dir vor, du lebst in einem Zelt. Was brauchst du?“ Mit dieser Frage versucht Maryam Ali eine Hilfestellung für Menschen zu geben, die ihre Aktion mit einer Spende unterstützen möchten. Sie denkt dabei unter anderem an Essen, das gut transportierbar und in den syrischen Flüchtlingslagern einfach zuzubereiten ist: Dosenthunfisch, Nudeln und Fertigsoßen zum Beispiel. Aber auch andere Hilfsmittel werden gebraucht.
Der Bürgerkrieg an der syrischen Grenze zur Türkei spitzt sich weiter zu. In den Flüchtlingslagern ist die humanitäre Situation teilweise verheerend, vor allem, wenn es an dem Nötigsten fehlt: Kleidung, Essen und medizinische Versorgung. Das weiß auch Maryam Ali. Sie flüchtete selbst aus dem Kriegsgebiet und lebt nun seit fünf Jahren mit ihrer Mutter in der Gemeinde Buttenwiesen.
Um von hier aus helfen zu können, starteten die beiden Frauen mit der Unterstützung des örtlichen Helferkreises eine Sammelaktion. Dabei kam eine Ladung mit Hilfsgütern und warmer Kleidung zusammen, die momentan auf dem Weg nach Syrien ist. Weil das Projekt so erfolgreich war, soll ab kommenden Freitag erneut gesammelt werden – diesmal hat Maryam Ali einen eigenen Container organisiert, der ohne Umwege nach Syrien transportiert werden soll.
Sachspenden können bei der Synagoge in Butterwiesen abgegeben werden
Zwischen 16 und 17 Uhr können Sachspenden bei der Synagoge in Buttenwiesen abgegeben werden. In dem Container werden sie dann an die „Nothilfe Bodensee e. V.“ übergeben, welche den direkten Transfer über die Türkei nach Syrien übernimmt. Weitere Termine sind in Buttenwiesen für die darauffolgenden Freitage am 20. und 27. März sowie am 3. April geplant.
Knapp eine Million Menschen aus der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens sind derzeit auf der Flucht. Seit Dezember ist das Gebiet hart umkämpft, trotz der offiziellen Waffenruhe zwischen Türkei und Russland. Die Opfer von Luftangriffen sind meist syrische Zivilisten. Laut UNO sind rund 60 Prozent der Flüchtlinge Kinder. Hilfsorganisationen wie „Save the children“ bestätigen das: „Bis heute sind rund eine halbe Million Kinder auf der Flucht“, so eine Sprecherin. Maryam Ali kennt das Leid in der Kriegsregion und organisiert deshalb eifrig für ihr zweites Spendenprojekt.
„Welche Gegenstände für eine Spende in Frage kommen, hängt von der Bedürftigkeit der Flüchtlingslager ab“, erklärt sie. „Bis ein Container über die Türkei nach Syrien gelangt, vergehen sieben bis acht Wochen. Wir müssen also im Voraus planen.“ Deshalb werde jetzt keine Kleidung mehr für den Winter, sondern für den Sommer gesammelt. Auch ausgediente medizinische Hilfsmittel wie Rollstühle, Rollatoren, Matratzen und Verbandsmaterial, das das Haltbarkeitsdatum überschritten hat, würden in den Kranken-Zelten der Lager gebraucht. Dort leben die vielen Vertriebenen auf engem Raum zusammen. Die mangelnde hygienische Versorgung stelle für die Flüchtlinge eine große Gefahr da, so die Buttenwiesenerin. Bei solchen Zuständen sei die Verbreitung von Krankheiten, wie auch dem neuartigen Corona-Virus, äußerst bedrohlich. Hilfsgüter, die dem entgegenwirken können, sind zum Beispiel Desinfektionsmittel, Waschmittel für Kleidung und Körperpflegeartikel wie Seife und Zahnpasta. In vielen Zelten gebe es keinen Strom, also würden zudem ganz einfache Gebrauchsgegenstände wie Taschenlampen benötigt. Für die Kinder im Camp können auch Schulsachen und Spielzeug gespendet werden. Maryam Ali will für ihre Hilfsaktion zusätzlich Firmen anwerben, die sie zum Beispiel mit der Spende von Handtüchern unterstützen könnten.
Für die junge Frau ist es die zweite Sammelaktion
Diese Idee kam ihr, weil ein Wäsche-Unternehmen auch das Altenheim in Meitingen beliefert, wo Maryam derzeit ihre Ausbildung zur Pflegerin abschließt. Die engagierte junge Frau, die in Syrien Jura studiert und als Journalistin gearbeitet hat, ist auch in ihrer neuen Heimat gut vernetzt. Sie konnte mit ihrem Freundes- und Bekanntenkreis in der Region um Buttenwiesen und mit Hilfe einer Flüchtlingsgruppe in Dillingen bereits in wenigen Tagen einen Anhänger mit Sachspenden füllen. Auch ihre bevorstehende zweite Sammelaktion erfordert die Koordination und Absprache mit der Gemeinde und dem Organisator der „Nothilfe Bodensee“, einem gebürtigen Syrer, der seit rund 25 Jahren in Deutschland lebt. Als Maryam von dem Projekt erfuhr, wollte sie helfen und brachte mit anderen geflüchteten Frauen die Aktion in Buttenwiesen und Dillingen auf den Weg. Das ehrenamtliche Engagement mit ihrer Vollzeit-Stelle im Pflegeheim zu vereinbaren sei manchmal nicht ganz einfach, erzählt sie. Dennoch wirkt sie fest entschlossen, den Menschen im syrischen Kriegsgebiet mit ihrem Projekt zur Seite zu stehen.
Sachspenden können am Freitag, 13.3. bei der Synagoge in Buttenwiesen (Louis-Lamm-Platz 6) zwischen 16 und 17 Uhr abgegeben werden. Weitere Termine sind am 20.3., 27.3. und 3.4. zur selben Zeit geplant. Kontakt bei Fragen: Maryam Ali (erreichbar ab 16 Uhr unter 01573 9462691) und Martina Hahn (08274 999936).
Lesen Sie dazu auch:
- Flüchtlinge sammeln für Flüchtlinge
- In Buttenwiesen soll bevorzugt im Ortskern gebaut werden
- Moderner Stall wird vorgestellt