Ein interkommunaler Bürgerwindpark – mit dieser Idee trat die Firma GP Joule im Oktober 2019 an die Gemeinden Ehingen, Kühlenthal und Buttenwiesen heran. Auf dem Höhenzug zwischen Zusam und Schmutter sollen demnach drei Windräder entstehen, in jedem Gemeindebereich eins. Während die Gemeinderäte der beiden erstgenannten Orte bereits Anfang Dezember 2019 entsprechende Aufstellungsbeschlüsse für die Bebauungspläne fassten, zögert Buttenwiesen die Entscheidung seit über drei Jahren hinaus. Bei der Sitzung Anfang dieser Woche entschied der Gemeinderat erneut, die Entscheidung um vier weitere Wochen zu vertagen – erst sollen die Menschen im Ortsteil Wortelstetten nochmals explizit informiert werden. Ein Vorgehen, das zu einer hitzigen Diskussion führte.
Kein Beschluss über ein Windrad in Buttenwiesen
"Bürgerwind am Rohrholz GmbH & Co. KG" heißt die eigens gegründete Betreibergesellschaft, für die Annette Gärtner am Montagabend nochmals öffentlich im Gemeinderat Buttenwiesen sprach. Anschließend sollte das Gremium einen Aufstellungsbeschluss fassen, um die Bauleitplanung in die Wege zu leiten. "Das heißt nicht, dass wir damit ein Windrad beschließen", betonte Bürgermeister Hans Kaltner ein ums andere Mal. Annette Gärtner stellte klar: "Wir brauchen auch von der Gemeinde Buttenwiesen ein Signal, dass sie sich generell für das Projekt engagiert."
Sie fasste zusammen, was bei mehreren Informationsveranstaltungen erklärt und auf der Homepage der heimischen Firma GP Joule jederzeit nachzulesen ist: Dass die rund 40 Hektar große Fläche mindestens 1000 Metern von Wohnhäusern entfernt ist, günstige Windverhältnisse bietet und man hier gemeinsam mit den Bürgern und Gemeinden ein interkommunales Wind-Projekt entwickeln will, von dem die Bürger profitieren. Während einer 20-jährigen Betriebszeit würden durch die drei Windenergieanlagen über zwei Millionen Euro an die Region ausgeschüttet, heißt es auf der Homepage. "26.000 bis 27.000 Euro bleiben im Jahr in der Gemeinde", konkretisierte Annette Gärtner, die gleichzeitig betonte, dass man mit dem Projekt nicht nur an den Platz vor der eigenen Haustür denke, sondern auch gemeinsam als Pilotprojekt auftreten wolle. "Gemeinsam aktiv und kreativ sein" – damit könne man zum Vorbild werden.
Betreiber sind die Renergiewerke Buttenwiesen
Das Risiko trage die Projektgesellschaft, Betreiber sind die Renergiewerke Buttenwiesen, die Flächenverteilung laufe über ein Poolpachtmodell. "Gemeinsam werden wir planen und Genehmigungen einholen", so Gärtner. Vom Gemeinderat Buttenwiesen wäre dafür das Ja für die Aufstellung eines Bebauungsplanes "Bürgerwind am Rohrholz" in Wortelstetten sowie die entsprechende Änderung des Flächennutzungsplanes notwendig gewesen. Die Firma GP Joule wird dafür ein Fachbüro beauftragen und sämtliche in diesem Zusammenhang anfallende Kosten tragen.
Doch das Gremium entscheidet sich an diesem Abend erneut gegen eine Abstimmung, spricht sich mit 9:7 Stimmen für eine vierwöchige Verschiebung aus. Bis dahin soll es eine explizite Bürgerinformationsveranstaltung in Wortelstetten geben. Den dortigen Einwohnern und Einwohnerinnen nämlich versprach Bürgermeister Hans Kaltner diese in der kürzlichen Bürgerversammlung. Dem widersprach Kaltner nicht, betonte aber, dass diese keineswegs vor der Zustimmung zu entsprechenden Planungen sein müsse. Darüber und die Gründe, warum die Wortelstettener solch eine Abneigung gegen Windkrafträder haben, man deshalb mit ihnen sehr achtsam umzugehen habe, drehte sich eine rund einstündige Diskussion im Gemeinderat. Besonders die beiden Wortelstettener Gemeinderäte Daniel Uhl und Karl-Heinz Rathgeb ergriffen dabei immer wieder das Wort und baten um Rücksichtnahme. So betonte Uhl, dass er in den vergangenen Tagen bewusst mit mehreren Vereinsvorsitzenden gesprochen habe, um sich ein Bild über die Stimmung vor Ort zu machen. "Ich würde sagen, Wortelstetten ist bereit, dennoch sollten wir den Bürgern die Chance geben, sich zu informieren, so können wir sie besser mitnehmen." Rathgeb betonte: "Wir reden immer von einem Windrad, wir bekommen in Wortelstetten aber drei."
Flächendeckende Fernwärme in ganz Buttenwiesen
Bürgermeister Hans Kaltner machte nochmals klar, dass man dem Planungsverband schon bald melden müsse, wo man – auf mindestens 1,7 Prozent der Gemeindefläche – künftig Windkraft wolle. Dafür seien die infrage kommenden Flächennutzungspläne zu ändern. In diesem Zusammenhang erinnerte Kaltner daran, dass der Gemeinderat sich erst vor Kurzem für flächendeckende Fernwärme in ganz Buttenwiesen ausgesprochen habe.
"Sobald wir Ja sagen, bringen wir die Planung und die Windkraft auf den Weg." Mit diesen Worten brachte Gemeinderat Andreas Klein auf den Punkt, was sowohl Befürchtung als auch Ziel an dem Abend war. Ursprung der Wortelstettener Vorbehalte sind die drei bereits vorhandenen Windräder in ihrem Sichtfeld. Auf diese hat die Gemeinde laut Bürgermeister Kaltner keinen Zugriff, selbst an Informationen mangle es. "Auf die Windräder, die künftig bei uns entstehen, möchten wir die Hand drauf haben und mitreden können."
Gemeinderat Buttenwiesen will noch einen Monat abwarten
Jetzt heißt es allerdings erst einmal erneut abwarten, zumindest einen Monat. Dann wird sich entscheiden, ob Buttenwiesen auf das in ihrer Gemeinde entstandene Projekt "Bürger-Windrad" aufspringt oder es allein den beiden Nachbargemeinden überlässt, Windräder auf dem Höhenzug zwischen Zusam und Schmutter zu errichten.