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Buttenwiesen: In Buttenwiesen auf den Spuren der Volksmusik

Buttenwiesen

In Buttenwiesen auf den Spuren der Volksmusik

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    Johanna Wech singt mit dem Publikum neue Volkslieder ein, begleitet von Ursula Maria Echl am Klavier.
    Johanna Wech singt mit dem Publikum neue Volkslieder ein, begleitet von Ursula Maria Echl am Klavier. Foto: Franz Käsinger

    Zahlreiche Film- und Musikfreunde aus dem Zusamtal haben sich im Alten Kino Buttenwiesen zum Abschlussabend der Kulturwoche der Gemeinde Buttenwiesen versammelt. Franz Käsinger, Hobbyfotograf und Filmemacher aus Pfaffenhofen, stimmte mit beeindruckenden Herbstfotos aus der unmittelbaren Heimat in den Abend ein und Johanna Wech vom Heimatverein stellte in kurzen Worten den Film „Sound of Heimat“ des Neuseeländers Hayden Chrisholm vor. Als Fremder trifft dieser mit unverstelltem Blick und offenem Ohr auf eine Vielfalt von Liedern, Melodien und Tänzen, die ihn in die „deutsche Seele“ blicken lassen.

    Doch bevor es heißt „Film ab“, stimmen Johanna Wech und Ursula Maria Echl am Klavier das erwartungsfrohe Publikum mit „Das Lieben bringt groß Freud“ auf einen Abend ein, der immer wieder einzelne Filmszenen mit gemeinsam gesungenen Liedern anreichert und den „Sound of Heimat“ mit allen Sinnen spürbar macht. Hayden Chrisholm macht sich von Köln aus, wo er Musik studiert, auf die Spuren heimatlicher Klänge in verschiedenen Regionen Deutschlands. Er spielt und singt mit dem Kneipenchor „Singender Holunder“ in Köln, nimmt an einem Jodelkurs der Jodellehrerin Loni Kuisle im Allgäu teil, hört begeistert den satirischen Heimatliedern der Wellküren zu und lässt sich von Michael Well von der Biermösl Blosn die ersten Volkstanzschritte beibringen. Der schwäbische Volksmusikpfleger Christoph Lambertz zeigt ihm mit seiner Bamberger Musik-Combo, wie Volksmusik mit Rock gewürzt klingt, und tief im Osten trifft er auf 100 chinesische Kinder, die traditionelle deutsche Volkslieder spielen. Begeistert begleitet er mit seinem Instrument die Sängerin Bobo, die Volkslieder aus der Romantik mit modernen Jazztönen auffrischt.

    Die Kulturtage in Buttenwiesen gehen mit „Sound of Heimat“ zu Ende

    Der Missbrauch traditioneller Volkslieder durch den Nationalsozialismus wird im Film nicht ausgeklammert. Es ist für die Zuschauer schon beklemmend, wie ein polnischer Zeitzeuge die „Singstunde“ im KZ Buchenwald schildert. Je nach Laune des „Chorleiters“ konnte diese auch Stunden dauern. Und wenn ein geflüchteter Häftling eingefangen wurde, mussten die anderen antreten und „Alle Vögel sind jetzt da“ singen. Für die Häftlinge blieb oft nur die Zuflucht zum Lied „Die Gedanken sind frei“. Der Film beleuchtet auch die ambivalente Haltung vieler Menschen in Deutschland, ob jung oder alt, zur Volksmusik. Die Gründe dafür liegen sowohl im ideologischen Missbrauch der Lieder in der NS-Zeit als auch in der Verdrängung nach 1945 und im Ersatz durch die volkstümliche Musik des Musikantenstadels und anderer Formate im Fernsehen.

    In den von Franz Käsinger fachgerecht aufbereiteten Filmszenen präsentiert sich „Sound of Heimat“ als ungemein unterhaltsam, da und dort überraschend und mit einem Schuss Melancholie. „Ein Film über die deutsche Seele“, schreibt der Spiegel, der „Lust auf Volkslieder macht“. Die Lust auf das Singen bekannter und neuer Volkslieder ist auch beim Publikum im Saal zu spüren. So sind nach jeder Filmszene gemeinsam gesungene Lieder bis hinaus auf den Rathausplatz zu hören. „Nun leb wohl, du schöne Stadt“ oder „Das Laub fällt schon von den Bäumen“ gehören ebenso zum Repertoire wie das Schelmenlied vom „Vogelbeerbaum“. In allen Liedern, ob im Film gehört oder im Saal gesungen, finden sich tiefe Wurzeln zur Heimat als Ort der Begegnung, der Freundschaft und der Liebe. So beschreibt „Kein schöner Land in dieser Zeit…“ noch einmal den „Sound der Heimat“, bevor die große Sängerschar den Abend mit dem Kanon „Abendstille überall“ ausklingen lässt. „Ein passender Abschluss der Kulturwoche“, so das Urteil der drei Akteure stellvertretend für die vielen Mitwirkenden, die Kultur in Buttenwiesen in diesen Tagen sichtbar und erlebbar gemacht haben.

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