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Buttenwiesen: Einem großzügigen Juden wurde nicht gedankt

Buttenwiesen

Einem großzügigen Juden wurde nicht gedankt

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    Der Buttenwiesener Kaufmann Hugo Lammfromm, der sich 1938 das Leben nahm.
    Der Buttenwiesener Kaufmann Hugo Lammfromm, der sich 1938 das Leben nahm. Foto: Foto: Sammlung Franz Xaver Neuner

    Das Heimatmuseum Wertingen besitzt zwei Backformen aus Kupfer – unscheinbare Gegenstände, die kaum alltäglicher sein könnten. In früheren Zeiten gab es derartige

    Im März 1935 schenkte der jüdische Kaufmann Hugo Lammfromm aus Buttenwiesen diese beiden Backformen dem erst im Jahr zuvor gegründeten Wertinger Museum. In der von ihm selbst verfassten „Schenkungsurkunde“ erläutert er sein Motiv: „Der Unterzeichnete gestattet sich hierdurch, dem Heimatmuseum Wertingen aus Liebe und Verbundenheit mit seiner Heimat zwei kupferne Backformen, welche seit Generationen in dessen Familienbesitz waren, zu schenken.“

    Abgebildet sind zwei typische kupferne Backformen aus dieser Zeit, bei denen es sich vielleicht um die Schenkungen aus Buttenwiesen handeln könnte.
    Abgebildet sind zwei typische kupferne Backformen aus dieser Zeit, bei denen es sich vielleicht um die Schenkungen aus Buttenwiesen handeln könnte. Foto: Foto: Cornelius Brandelik

    Eine alteingesessene Familie in Buttenwiesen

    Hugo Lammfromm gehörte zu einer alteingesessenen jüdischen Familie in Buttenwiesen. Er führte eine kleine Eisenwarenhandlung am Marktplatz. Sein Vater Israel Lammfromm, der von 1863 bis 1930 lebte, zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten der Zusamtalgemeinde. Als Zugführer der Feuerwehr, engagiertes Mitglied in vielen Vereinen und gefragter Redner bei zahlreichen Festen und Veranstaltungen erwarb er sich große Verdienste um das Gemeinwohl. Die von ihm verfasste und auf eigene Kosten herausgegebene „Chronik der Markt-Gemeinde Buttenwiesen“ ist bis heute das Standardwerk zur Ortsgeschichte.

    In der Gründungszeit des Heimatmuseums Wertingen in den 1930er Jahren erfolgte die Inventarisierung der Museumsobjekte leider äußerst lückenhaft. Angesichts mehrerer Backformen im Museumsbesitz, die sich kaum voneinander unterscheiden, können daher die Backformen von Hugo Lammfromm nicht mehr eindeutig identifiziert werden.
    In der Gründungszeit des Heimatmuseums Wertingen in den 1930er Jahren erfolgte die Inventarisierung der Museumsobjekte leider äußerst lückenhaft. Angesichts mehrerer Backformen im Museumsbesitz, die sich kaum voneinander unterscheiden, können daher die Backformen von Hugo Lammfromm nicht mehr eindeutig identifiziert werden.

    Nach dessen Tod 1930 trat Sohn Hugo (geboren 1902) in die Fußstapfen des Vaters. Auch er war ehrenamtlich engagiert, so etwa als Schriftführer der Israelitischen Kultusgemeinde. Wie die Schenkung an das Heimatmuseum Wertingen zeigt, war auch er von der „Liebe und Verbundenheit mit der Heimat“ beseelt.

    Die Lammfromms ereilte ein schreckliches Schicksal

    Seine Heimat dankte es ihm allerdings nicht. Ganz im Gegenteil: Hugo Lammfromms Schicksal steht symbolisch für die Tragik der jüdischen Geschichte unserer Region. Seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurden Juden in ganz Deutschland drangsaliert, diskriminiert und verfolgt. Auch die Buttenwiesener Juden mussten zahlreiche Schikanen erdulden. Die Polizei durchsuchte 1938 die Wohn- und Geschäftsräume von Hugo Lammfromm. Seine Verzweiflung muss so groß gewesen sein, dass er sich kurz darauf das Leben nahm. An ihn erinnert bis heute sein Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Buttenwiesen. Seine Frau Siegfriede (geboren 1905) und der kleine Sohn Erwin (geboren 1934) wurden 1942 deportiert und in einem Vernichtungslager ermordet.

    Die beiden Backformen des Heimatmuseums sind daher mehr als bloße Alltagsgegenstände. Sie erinnern daran, dass Juden und Christen in Buttenwiesen und auch im benachbarten Binswangen jahrhundertelang einvernehmlich zusammengelebt und voneinander profitiert haben. Aber sie sind auch ein Zeugnis für die schlimmen Folgen, die Judenhass und Antisemitismus haben können.

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