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Buttenwiesen: Das kam nach dem Aus für das Atomkraftwerk

Buttenwiesen

Das kam nach dem Aus für das Atomkraftwerk

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    Die Flurneuordnung hat viele Aufgaben: naturschutzfachlich hochwertige Flächen ausweisen, Feldwegebau, ökonomisch bewirtschaftbare Flächen, auch Straßen sollen ihren Platz finden.
    Die Flurneuordnung hat viele Aufgaben: naturschutzfachlich hochwertige Flächen ausweisen, Feldwegebau, ökonomisch bewirtschaftbare Flächen, auch Straßen sollen ihren Platz finden.

    Bis ins Jahr 2006 gehen die Überlegungen zurück, die zum Flurneuordnungsverfahren Pfaffenhofen III führten. 2011 erfolgte die offizielle Anordnung durch das Amt für Ländliche Entwicklung. Daraufhin wurden Grundstücke zusammengelegt und neu verteilt, die bei der „vorläufigen Besitzeinweisung“ 2016 den neuen Eigentümern zur Bewirtschaftung übergeben wurden. Nun wurde geschaut, ob dies auch in der Praxis funktioniert, der Wegebau startete. 2022 soll die rechtliche Sicherung durch die Bekanntgabe des Flurbereinigungsplans erfolgen. Konkrete Auswirkungen darauf, ob das Ziel des Verfahrens komplett erreicht wird, hat der Ausgang des Bürgerentscheids in Buttenwiesen am kommenden Sonntag. Und zwar in dem Bereich, in dem momentan die 800 Meter lange sowie die stattdessen neu geplante 650 Meter lange Trasse der Gemeindeverbindungsstraße nach Donaumünster liegt. Das betrifft nicht nur die Eigentümer der rund 50 der gesamten 1390 Hektar – oder insgesamt 4016 Hektar, wenn man von der Fläche der gesamten Verfahrensgruppe ausgeht. Zu dem gehören auch Unter- und Oberthürheim sowie Lauterbach. Doch erst mal von vorn.

    Einst war im Zusamtal bei Pfaffenhofen ein Atomkraftwerk geplant

    Zu Zeiten, als im unteren Zusamtal der Bau eines Atomkraftwerks geplant war, kaufte das Energieversorgungsunternehmen RWE dort Grundstücke. Georg Baur vom Amt für Ländliche Entwicklung in Krumbach, Vorsitzender des Vorstands der Teilnehmergemeinschaft Pfaffenhofen III, erläutert: „Die Grundstücke konnten später die Gemeinde und das Wasserwirtschaftsamt für einen symbolischen Betrag kaufen, mit der Auflage, dass sie naturschutzfachlich hochwertig genutzt werden.“ Albert Stöckinger, Gemeinderat in Buttenwiesen und örtlicher Beauftragter der Teilnehmergemeinschaft, ergänzt: „In dieser Zeit wurde das Planungsbüro Kapfer beauftragt, ein ‚landschaftspflegerisches Zielkonzept‘ zu erstellen.“ Der Planer schlug vor, die Flurbereinigung zu machen. Denn die besagten Grundstücke, teils auch von den LEW, lagen vereinzelt zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Landwirte vor Ort hatten ebenfalls eher kleine Grundstücke, aber verteilt auf die Gemarkungen Pfaffenhofen, Lauterbach, Ober- und Unterthürheim. Einfach Land zu tauschen, um größere, zusammenhängende Flächen für den Moor- und Wiesenbrüterschutz zu bekommen, funktionierte aufgrund der damaligen „Zersplitterung der Felder“, wie es Stöckinger ausdrückt, nicht. Georg Baur erklärt: „Um eine Kulisse zu bilden, in der Flächen optimal strukturiert sind, ist eine Flurneuordnung sinnvoll.“

    Derzeit geht die Straße direkt am Stockertgraben entlang. Durch die neue Trasse soll hier ein Biotopverbund entstehen, Straße und Felder weiter weg vom Gewässer sein.
    Derzeit geht die Straße direkt am Stockertgraben entlang. Durch die neue Trasse soll hier ein Biotopverbund entstehen, Straße und Felder weiter weg vom Gewässer sein.

    Schon 2006 bildete sich laut Stöckinger ein Arbeitskreis, der auch überlegte, auf welche Wege verzichtet werden könne. Nach der Anordnung der Flurneuordnung im Jahr 2011 wurde der Wege- und Gewässerplan erstellt und die konkrete Aufteilung der Grundstücke angegangen. Ein grobes Gerüst des Verfahrensgebiets innerhalb der vier Ortsteile entstand. Die Wertermittlung, katastertechnische Behandlung und Vermessung wurde durchgeführt, bis zur vorläufigen, gemarkungsübergreifenden Besitzeinweisung 2016. Dabei konnten Dammflächen an der Donau und an der Zusam zur Wasserrückhaltung im großen Stil gesichert werden. Auch die Gemeinde konnte unterstützt werden, um an Grundstücke für das Gewerbegebiet Pfaffenhofen zu kommen. Die Flächen für die ökologische Nutzung, die inzwischen hauptsächlich auf Unterthürheimer und Pfaffenhofener Flur liegen, wurden optimiert. Weithin zu sehen sind heutzutage die Rinder, die dort auf Grünlandflächen weiden. Außerdem wurden für Wiesenbrüter extensiv genutzte Wiesen angelegt.

    Schutz der Moore spielt ebenfalls eine Rolle

    Der Moorschutz greift im Bereich Lauterbach. An den Gräbensystemen wurde der notwendige Abstand zwischen Gewässern und bewirtschafteten Flächen geschaffen, damit weniger Nährstoffe ins Wasser gelangen. Auch am Stockertgraben bei der jetzigen Einmündung der Gemeindeverbindungsstraße nach Donaumünster, wo mit Abschluss der Flurneuordnung und der Verlegung der Trasse der geplante Biotopverbund umgesetzt werden kann. Das ist auch der Grund dafür, warum der Gemeinderat dem Kompromissvorschlag von Bürgermeister Hans Kaltner zustimmte, erst einmal nur diesen Teilbereich auszubauen. Georg Baur führt aus: „Die Ziele des Flurneuordnungsverfahrens werden in diesem Bereich nicht zufriedenstellend erreicht, wenn der Bürgerentscheid Zustimmung erfährt.“ Teilweise müsste die derzeitige Aufteilung der Grundstücke – aufbauend auf einer mindestens 5,50 Meter breiten Fahrbahn – rückabgewickelt werden. Die rechtliche Absicherung für die Grundstückseigentümer bei einer Rückabwicklung sei nicht mehr gegeben. Unzumutbare Grundstückszuschnitte und schwieriger zu bewirtschaftende Grundstücke wären die Folge. Stöckinger verweist auf einen weiteren Aspekt: „Radfahrer, die auf dem Donau-Radweg herkommen, können nicht glauben, dass sie jetzt auf die Straße müssen.“ Wird der Straßenteilabschnitt, die 650 Meter, nicht nach den Vorgaben für eine Kreisstraße gebaut, wird der Bau des geplanten, parallel verlaufenden Anwandweges für die Landwirtschaft ebenfalls infrage gestellt und damit der vorgesehene Geh- und Radweg.

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