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Binswangen: Binswangen ist bei der Barrierefreiheit schon weit

Binswangen

Binswangen ist bei der Barrierefreiheit schon weit

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    Vormals ein zehn Zentimeter hoher Absatz, nun ist auch der Eingang ins Binswanger Rathaus kein Problem mehr.
    Vormals ein zehn Zentimeter hoher Absatz, nun ist auch der Eingang ins Binswanger Rathaus kein Problem mehr. Foto: Brigitte Bunk

    Ein großes Lob spricht Helmut Storr seiner Heimatgemeinde aus: „In Sachen Barrierefreiheit ist Binswangen weiter als viele andere Ortschaften.“ Die Gemeinde sei „auf einem guten Weg“. Gut findet er die abgesenkten Randsteine an den Straßeneinmündungen, die für seinen Rollstuhl kein Hindernis sind. Auch, dass die asphaltierte Straße und der gepflasterte Gehweg in den neuen Siedlungen, zum Beispiel im Lindenbühl, höhengleich sind.

    Als er das sagt, sitzt Helmut Storr vor dem Schillinghaus, einem der öffentlichen Gebäude, die er als nächstes anspricht. „Ich komme in den Saal und auch vorne durch die Haustür.“ Ursprünglich wäre das durchaus anders gewesen: „Da waren mehrere Stufen, aber ich hab‘ beizeiten angefangen zu mahnen, dass ich da rein will.“ Kommt er dann ums Eck in die Gaststube? „Locker, da war ich schon oft drin“, antwortet er zufrieden lächelnd.

    Toiletten in Binswangen sind meist auch per Rollstuhl erreichbar

    Er fährt mithilfe einer Rampe ins Schützenheim, über eine schräge Auffahrt gelangt er in die Mehrzweckhalle beim Sportplatz. Die Galerie, um über die Halle zu sehen, oder das Sportheim und den Balkon, erreicht er über den Eingang, der zu den Umkleidekabinen führt. Die Mehrzweckhalle und auch die Synagoge haben Toiletten, die mit Rollstuhl zugänglich sind. „Im Schillinghaus war das von Anfang an klar“, ergänzt er.

    Nicht erwartet habe er, dass es von den ersten Planungen bis zur Umsetzung so lange dauert beim barrierefreien Eingang zur Binswanger Synagoge. In dieser hat der damals 63-Jährige im Januar 2013 den Bürgerbrief der Gemeinde und die Silberdistel unserer Zeitung erhalten. Zum bald fertigen Eingang an der Südseite sagt er: „Ich freu mich drauf, dann brauch ich niemand mehr und komm ohne Hilfe rein.“

    Als der Eingang zur ehemaligen Bank, dem heutigen Rathaus, gepflastert wurde, fragte er den Vorarbeiter der Pflasterkolonne, ob der zehn Zentimeter hohe Ansatz nötig sei. „Früher bin ich mit Hau-Ruck in die Bank gefahren, drum habe ich gefragt, ob man das nicht anders regeln könne.“ Der „kurze Dienstweg“, wie er das nennt, hat sich gelohnt.

    Inklusion gibt es auch für die Gläubigen ins Binswangen

    In die Marienkapelle kann er rein und theoretisch auch in die Kirche, wo es nicht am barrierefreien Eingang scheitert. „Aber egal welchen Weg ich rauffahre, der ist zu steil, da haut es mir den Überlastschutz rein.“ Außer es hilft jemand und schiebt. Einer seiner Lieblingsplätze ist inzwischen die Schmiedabruck, die vor wenigen Jahren ebenfalls einen barrierefreien Zugang erhalten hat.

    Der Binswanger weist darauf hin, dass barrierefreie Eingänge nicht nur für Rollstuhlfahrer wie ihn, für Leute mit Kinderwagen und mit Rollatoren eine Erleichterung seien. Auch Lieferanten seien darüber froh, beim Anliefern von Getränkekisten beispielsweise.

    Beim öffentlichen Nahverkehr ist noch Luft nach oben

    Der öffentliche Nahverkehr sei für ihn keine Option. Doch mit seinem Rollstuhl komme er nach Wertingen, Kicklingen und Roggden. Kürzlich sei er auch mit seinem Schwager an die Sieben-Denzel-Kapellen gefahren. Bei zwei davon – Emersacker und Unterliezheim – sei jedoch die Tür zu eng gewesen. In die Kapelle an der Ludwigschwaige kam er rein, auch wenn ihn im Inneren zwei Treppen ausgebremst haben.

    Bei der Frage, wo das mit der Barrierefreiheit gar nicht klappt, fällt ihm gleich sein Personalausweis ein. Den Antrag habe er schriftlich beim Einwohnermeldeamt in Wertingen gestellt und auch ein Passbild mitgeschickt. Daraufhin habe er die Mitteilung bekommen, dass er zum Unterschreiben vorbeikommen könne. Da er mit seinem Rollstuhl jedoch keine Möglichkeit sieht, ins alte Amtsgerichtsgebäude zu kommen, meinte er, dass jemand zu ihm nach Hause kommen solle. „Vor ein paar Jahren haben sie den Außenbereich so schön gerichtet“, sagt er, ärgert sich aber, dass es keinen barrierefreien Zugang gibt. Die Auffahrrampe sei nicht nur viel zu steil, er stoße auch vorne mit dem Fußraster an, bevor er überhaupt probieren könne raufzufahren. Auf die Anmerkung, dass er doch sonst auch nach Wertingen fahre und die Mitarbeitenden angeboten hätten, vors Haus zu kommen, meint er: „Da geht’s mir ums Prinzip.“

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