![](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/modal-user-780w.jpg)
Beschwingte Musik in Binswangen zaubert Bilder im Kopf
![Die Flötistin Martina Vögele und der Pianist Martin Müller traten in der Alten Synagoge in Binswangen mit einer interessanten Programmgestaltung auf. Die Flötistin Martina Vögele und der Pianist Martin Müller traten in der Alten Synagoge in Binswangen mit einer interessanten Programmgestaltung auf.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Mit Piano und Querflöte unterhielten Martin Müller und Martina Vögele in der Alten Synagoge in Binswangen. Sie verschenken damit eine musikalische Stunde an ein dankbares Publikum.
Es war viel mehr als „Klassik in Jeans“, wie es der Titel des Sonntagskonzertes in Binswangen versprochen hatte. Da traten eine Musikerin und ein Musiker auf, die mit Können und stillem Charme ihr Auditorium schnell für sich einnehmen. „Wir wollen Spaß und Freude an klassischer Musik vermitteln“, erklärt die Flötistin Martina Vögele, die mit ihrem frechen Kurzhaarschnitt lässig und bescheiden anmutend auf der Konzertbühne steht. Ohne Eintrittsgelder agiert an diesem verregneten Sonntag mit ihr zusammen der Pianist Martin Müller.
Pianist Martin Müller präsentiert Tastenzauber in der Binswanger Synagoge
Beide Künstler leben nicht allein von ihrer Musik, sondern unterrichten auch zahlreiche Schüler mit Leidenschaft und in ihrem jeweiligen Metier auf hohem Niveau. Ihr angekündigtes Experiment klingt für die Konzertbesucher sogleich spannend. Sie dürfen auf einer Werkliste Stücke ankreuzen, die sie vorzugsweise von den beiden Musikern hören möchten. „Ach wie schön“, meint denn auch eine ältere Besucherin aus Lauingen und kann sich kaum zwischen Klassischem und Modernem entscheiden. Am Ende wählt sie „Carmen“ und eine Flötensonate von Bach.
Martina Vögele versteht es trefflich, die Querflöte für die verschiedensten Stimmungen in den Musikstücken einzusetzen. Besondere Klangreinheit und ihre Ausdrucksstärke fallen dabei auf. Sie ist hoch konzentriert und der Blickkontakt mit dem Pianisten funktioniert perfekt. Martin Müller begeistert mit seinem persönlich gefärbten Tastenzauber und einer virtuosen Meisterschaft. Beiden Künstlern merkt man an, dass sie gewaltige Freude an der Vermittlung von Interesse und Begeisterung für die Musik haben und sich engagiert dafür einsetzen. Vögele und Müller freuen sich über die Auswahl des Publikums anhand einer bunten Werkliste, die eine interessante Bandbreite zulässt.
Jazziges und Wissenswertes aus der Erfahrung mit Kammermusik
Aus großen Werken aber auch beschwingtem Musikrepertoire gibt es dann Klänge, die unterschiedliches Geschmacksempfinden zulassen. Eine wunderbare Idee. Müller und Vögele bringen Kammermusikerfahrung aber auch Erfahrung als Solisten mit. Beide bildeten sich an der Musikhochschule in Freiburg und wirken ebenso als Musikpädagogen. Martina Vögele erklärt die zu spielenden Stücke verständlich und gibt dem Publikum gerne Wissenswertes mit. Und dann gibt es kurz etwas lustig Jazziges mit Piccolo, dem Nebeninstrument der Querflöte, zu hören.
Eine Variation von Schuberts „Am Brunnen vor dem Tore“ ist das Volkslied „Der Lindenbaum“, das in der Bearbeitung von Theobald Böhm, einem deutschen Flötisten und Flötenbaumeister, den Konzertbesuchern besonders gefällt. In der gewünschten Abfolge, gewählt von den Gästen des Abends, sind auch noch der „Ungarische Tanz“ von Brahms, ein Auszug aus „Carmen“ und die berühmte Flötensonate von Bach in h-moll für Flöte und Klavier zu hören. Und in der Alten Synagoge darf keinesfalls das Element Klezmer fehlen. Müller und Vögele huldigen diesem mit „Wie Klezmer“ in moderner Form von Joachim Johow, einem Berliner Komponisten und Musiker. „Musik zaubert Bilder im Kopf“, gibt die Flötistin Vögele den Besuchern mit auf den Weg in den Sonntagabend.
Das Publikum spendet den Gestaltern des Konzertes am Ende herzlichen Beifall und revanchiert sich mit Spenden für eine bunt gefächerte Musikstunde.
Die Diskussion ist geschlossen.