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Wertingen: Wertingerin ist für den Deutschen Reporterpreis nominiert

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Wertingerin ist für den Deutschen Reporterpreis nominiert

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    Die Wertingerin Anna-Sophie Barbutev lebt zurzeit in London. Für eine Reportage ist sie für den Deutschen Reporterpreis 2020 in der Kategorie „Freie(r) Reporter(in)“ nominiert.
    Die Wertingerin Anna-Sophie Barbutev lebt zurzeit in London. Für eine Reportage ist sie für den Deutschen Reporterpreis 2020 in der Kategorie „Freie(r) Reporter(in)“ nominiert. Foto: Torben Becker

    Sechs Jahre ist es her, dass Anna-Sophie Barbutev ihr Praktikum bei der Wertinger Zeitung absolviert hat. Von einem Redakteur wurde sie damals direkt wieder rausgeschickt – „um eine Straßenumfrage zu machen“, erinnert sich die 24-Jährige. Die Erkenntnis der damaligen Schülerin des Dillinger Bonaventura-Gymnasiums: „Krass, damit kann man Geld verdienen.“ Sie blieb daraufhin eine Weile als freie Mitarbeiterin erhalten. Der Wunsch, Journalistin zu werden, stand nun fest.

    Die Lust auf spannende Geschichten und das Schreiben hat die Wertingerin seitdem nicht verloren. Für einen Text, der in der Wochenzeitung Die Zeit erschien, nominierte sie nun eine Jury für den Deutschen Reporterpreis. In der Kategorie „Freie(r) Reporter(in)“, das heißt, freiberufliche Journalisten, findet sich Barbutevs Reportage mit zehn weiteren Texten.

    Von Wertingen aus in die weite Welt

    Zwischen ihrem ersten Praktikum bei der WZ und der Nominierung für ihre außergewöhnliche Reportage „Würden Sie diesen Mann entlassen?“ sind nicht nur sechs Jahre vergangen. Barbutev hat seitdem viele Kilometer zurückgelegt und herausgefunden, welche Themen sie fesseln. Mit dem Abitur in der Tasche ging es für sie in die weite Welt – darunter Stationen auf Kuba und in Thailand. Es folgte ein Studium der Kulturwissenschaften in den Niederlanden. Für einen der zwölf Plätze des diesjährigen Jahrgangs der Reportageschule Reutlingen zog sie 2020 zurück nach Süddeutschland. In Reutlingen wollte sie das Handwerkszeug erlernen, „um Geschichten mit Substanz zu erzählen“.

    Das ist hier augenscheinlich geglückt. Während der vergangenen Monate an der Journalistenschule schrieb sie zusammen mit ihrer Volontärskollegin Noemie Harnickell die nominierte Reportage. „Die Szene einer Weihnachtsfeier gelangt ins Netz: Eine Banane klemmt zwischen den Schenkeln des Chefarztes, eine philippinische Pflegerin kniet vor ihm und versucht, sie mit dem Mund zu schälen“, lautet die Einleitung der Reportage, deren Geschehnisse sich so in der Universitätsklinik Tübingen abgespielt haben. Zwei Monate Recherche hat es gebraucht, um das bizarre Partyspiel und seine Folgen zu rekonstruieren. Die Journalistinnen lassen in ihrem Text alle Beteiligten – den Chefarzt, das philippinische Pflegepersonal, die Führungspersonen der Klinik – in Form von Szenen zu Wort kommen. Dabei war ihnen wichtig, neutral zu bleiben – das sei der lokalen Presse zuvor in diesem Kontext weniger gut gelungen. „Wir wollten die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählen, damit sich der Leser selbst eine Meinung bilden kann“, erklärt Barbutev.

    Anna-Sophie Barbutev ist für den Deutschen Reporterpreis nominiert

    Der Text kam so gut an, dass die Die Zeit vorschlug, ihn für den Deutschen Reporterpreis einzureichen. Von der tatsächlichen Nominierung hat Barbutev Anfang November per E-Mail erfahren. Für sie ist die Teilnahme an der Verleihung „eine große Ehre“. Wie hoch ihre Chancen sind, den Preis zu erhalten, könne sie jedoch nicht einschätzen. Schade sei nur, dass die Veranstaltung nicht wie in den Jahren zuvor in Berlin stattfinden könne. Stattdessen werden die Gewinner am 7. Dezember per Liveschaltung im Internet bekannt gegeben.

    Die ehrgeizige Weltenbummlerin hat es mittlerweile nach London verschlagen. Seit Oktober studiert sie dort Soziologie, „um meine analytischen Fähigkeiten zu schärfen“, wie sie sagt. Und Großbritannien habe sie gereizt, schließlich würde der Brexit Studienaufenthalte in Zukunft erschweren.

    Neben ihrer Heimat gibt es einen Fleck auf der Weltkarte, der ihr besonders am Herzen liegt: Bulgarien. Das Herkunftsland ihres Vaters. „Als Kind habe ich die Ferien oft in Bulgarien verbracht“, sagt Barbutev, deren Faszination für die Gegensätze zwischen West- und Südosteuropa seitdem angehalten hat. Kein Wunder, dass sie ihre Herzensthemen so zusammenfasst: „Ich schreibe über Gesellschaft, Osteuropa und Kultur.“ So begleitete die Nachwuchsjournalistin für ihre erste Auslandsreportage eine bulgarische Medizinstudierende in Sofia, die nach Deutschland auswandern möchte.

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