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Wertingen: Wertinger Stadträte wollen beim Klimaschutz mitmachen

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Wertinger Stadträte wollen beim Klimaschutz mitmachen

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    Bereits mehrmals waren Schüler, Eltern mit Kindern, Großeltern und Unternehmer in Wertingen gemeinsam für den Klimaschutz auf die Straße gegangen.
    Bereits mehrmals waren Schüler, Eltern mit Kindern, Großeltern und Unternehmer in Wertingen gemeinsam für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. Foto: Benjamin Reif (Archiv)

    Sein Name ist Niklas Zöschinger. Er spricht am Mittwochabend vor dem Wertinger Stadtrat als Vertreter der Umweltbewegung „Fridays für Future“. Wenige einleitende Worte, auf die eine – gefühlt – lange Pause folgt. 20 Sekunden Pause war sie lang, erklärt er. Eine Zeitspanne, während der regelmäßig 5000 Kilogramm Plastikmüll in den Weltmeeren landen. Zöschinger bleibt an dem Abend konkret und fordert die Kommunalpolitiker dazu auf, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

    Ein Wertinger Schüler

    Zöschinger selbst hat vor knapp einem Jahr erstmals von der Umweltbewegung der Jugend gehört, zwei Monate nachdem sie sich in Deutschland etabliert hatte. Mit Klassenkameraden fuhr er nach München, fand die Reden beeindruckend und noch mehr den „Spirit“. Er sah, dass es Menschen mit den gleichen wie seinen Anliegen gab. Und der Wertinger Schüler, der aus Höchstädt stammt, überlegte: Wäre es nicht noch viel wirkungsvoller, in den kleinen Städten seiner Heimat die Initiative zu ergreifen? Mit einem Organisationsteam von 30 Leuten und rund 400 Demonstranten auf den Straßen des Landkreises machten die jungen Menschen bereits mehrmals auf ihr Anliegen aufmerksam – den aktiven Klimaschutz.

    Und die Bewegung im Landkreis Dillingen ist gewachsen – Schüler, Eltern, Großeltern und Unternehmer engagieren sich mittlerweile. Jetzt sehen die jungen Menschen den nächsten Ansatz in der Kommunalpolitik. Ganz konkret fordert Niklas Zöschinger daher zu Beginn der Stadtratsitzung am Mittwochabend von den Wertinger Räten unter anderem das Ausrufen des Klimanotstandes, die Beteiligung an einem Aufforstungsprojekt und das Recht auf Anhörung bei ökologischen Entscheidungen in der Kommunalpolitik.

    Niklas Zöschinger von „Fridays for Future“ sprach vor dem Wertinger Stadtrat.
    Niklas Zöschinger von „Fridays for Future“ sprach vor dem Wertinger Stadtrat. Foto: Birgit Hassan

    Mit dem jährlichen Ausrufen eines „Future Day“ und entsprechenden Aktionen vor Ort solle zudem ein Bewusstsein für die restlichen 364 Tage des Jahres geschaffen werden. Außerdem gelte es, achtsamer mit Lebensmitteln umzugehen. Hier erinnert der 18-Jährige zum einen an die 12000 geschlachteten Schweine, die weltweit täglich im Müll landen, zum anderen an die App „too good to go“, mit der

    Ideen für Wertingen und den Landkreis

    Ideen, wie es in Wertingen und dem Landkreis Dillingen weitergehen könnte, haben Zöschinger und seine Mitstreiter bereits. So wollen sie beispielsweise einen Verein gründen, weitere regionale Klimaschutzmaßnahmen angehen und verstärkt mit Politikern zusammenarbeiten. „Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst“, übersetzt Zöschinger am Ende seiner Ausführungen ein Zitat von Mahatma Gandhi.

    Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier freut sich über die Bodenständigkeit, die der 18-Jährige rübergebracht habe. „Wir werden von heute auf morgen nicht die Welt verändern“, sagt er. An „kleinen Stellschrauben zu drehen“ gefalle ihm allerdings, und er signalisiert: „Ich von meiner Sicht arbeite gerne mit Ihnen zusammen.“

    Ähnlich denkt Zweiter Bürgermeister Johann Bröll, der einen Vergleich zum Artenschutzgesetz zieht. „Aus einem Schwung heraus ist auch diese Bewegung entstanden, die zunächst belächelt wurde und mittlerweile vieles verändert hat.“ So ermuntert Bröll die jungen Klimaschutzvertreter, sich auch kommunalpolitisch einzusetzen, und verweist auf die Kommunalwahlen im kommenden Jahr. Und er zeigt auf mögliche Klima-Ansatzpunkte vor Ort: teilweise Sperrung des Autoverkehrs am Wertinger Marktplatz in den Sommermonaten, der Ausbau von Radwegen und den großen Stadtwald.

    Für Otto Horntrich hat die Stadt mit den alternativen Energien beim neuen Kindergarten einen wichtigen Schritt getan. Generell könnten Kommunen nur eingeschränkt konkret etwas machen. „Aber wir haben eine Vorbildfunktion“, erinnert er. Gerne wolle er bei Entscheidungen junge Menschen und ihre Ideen mit einbinden. Anton Stegmair verwies auf die vier fairen Schulen in der Zusamstadt, von denen Ideen und Handlungen ausgehen könnten.

    Eigene Erfahrungen eines Wertinger Stadtrats

    Von persönlichen Erfahrungen berichtet Ludwig Klingler, der sich bereits seit 40 Jahren aktiv für den Naturschutz engagiert. In den Anfangsjahren sei er als Spinner beschimpft, später als politischer „Grüner“ auf der Straße gemieden worden. Doch er habe durchgehalten, sei in den Stadtrat gekommen und freue sich über das Engagement der jungen Menschen: „Demokratie braucht Ausdauer und Zähigkeit – Politik braucht Sie, lasst euch nicht entmutigen!“

    Mit einer persönlichen Frage leitet Franz Bürger sein Statement ein. „Wo haben Sie Ihren Urlaub dieses Jahr verbracht?“, will der Stadtrat von Niklas Zöschinger wissen. „Zu Hause“, kommt als schlichte Antwort. Bürger geht es darum, dass die Menschen beim Urlaub wieder umdenken. Er lenkt den Fokus besonders auf die vielen Flüge und Kreuzfahrten. 5000 Bäume zu pflanzen ist für ihn nur ein kleiner Anfang. Grundlegendes Umdenken sei angesagt. Dr. Johann Popp regt an, dass der Stadtrat noch einen Schritt weitergeht und eine eigene Klima- und Zukunftsoffensive startet: eine Anlaufstelle für direkte Bürgerbeteiligung zum Erfassen von Klimaschutzmaßnahmen, die zu diskutieren sind – im und außerhalb des Stadtrats.

    Doch es gab an dem Abend auch andere Töne. So hatte Peter Seefried gleich zu Beginn signalisiert: „Ich bin für Umweltschutz, aber dagegen, dass sich ‚Fridays for Future‘ in Wertingen etabliert.“ Da müsse er ihn enttäuschen, sagte Niklas Zöschinger: „Die Bewegung hat sich bereits etabliert und wird weitergehen.“

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