Bei manchem Umzug zog der Kinderroller der Oma mit. Bis einer davon kürzlich seine Bleibe im Heimatmuseum Wertingen fand. Die Enkelin vermutet aufgrund der Lebensdaten ihrer Oma, dass er in den 1920er Jahren im Einsatz war.
Marke ist auf dem Wertinger Roller klar erkennbar
Das aus Buchenholz gefertigte Spielzeug weist an der hinteren Achse Zwillingsräder auf. Sie sind stabil aus Metall und mit einem Vollgummireifen überzogen. Auch die Gelenkstellen am Roller sind aus
Die Stirnseite des Kinderspielzeugs zeigt ziemlich unversehrt den blauen Aufdruck mit Logo, Markenbezeichnung und Rahmen. Der Abrieb am Trittbrett ließ die ursprünglich sich dort befindende Rastermusterung verblassen. Deutlich bis heute markiert sind die Stellen, an denen der Tretroller gewartet werden sollte: ÖLEN steht in Kapitallettern auf dem Trittbrett, und mit Pfeilen sind die Stellen an der Achse markiert, die betroffen sind. Abgelöst wurden die Holzroller durch Varianten aus Metall, zum Beispiel der Firma PUK.
Heute fahren auch Erwachsene wieder Roller
Erfunden worden war diese Art Tretroller schon vor 200 Jahren. In einer Enzyklopädie von 1850 wird unter dem Stichwort „Velocipede“ die Laufmaschine definiert: „Der Baurath Langhans hat eine Draisine in Breslau schon vor mehreren Jahren aufgestellt, die damals den Beifall der Kenner erhielt, aber nicht in Anwendung gekommen ist. Diese leichte Draisine hat zwei Achsräder und ein kleines Lenkrad […]“. Langhans setzte auf drei Räder, wie auch unser Objekt des Monats sie aufweist, denn das Balancieren auf zweien war für die Zeitgenossen eine Schreckensvorstellung. Er erfand das Prinzip des Rollers mit einem Standbein und einem Bein, das vom Boden abstößt.
Zur Ausführung kam das Modell erst viel später als Kinderspielzeug: Nach dem Ersten Weltkrieg gab es einen Boom an Kinderrollern. Inzwischen gibt es die Kinderroller auch wieder für Erwachsene: Scooter und E-Scooter als Fortbewegungsmittel sorgen in den Großstädten heutzutage für Diskussionen.
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