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Wertingen: Wer schafft es in die Große Wertinger Kunstschau?

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Wer schafft es in die Große Wertinger Kunstschau?

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    Die Ausstellung mit den Werken findet aufgrund von Corona erst im kommenden Jahr statt. Die Jury bekommt demnächst nicht nur Abbildungen, sondern die originalen Werke zu Gesicht.
    Die Ausstellung mit den Werken findet aufgrund von Corona erst im kommenden Jahr statt. Die Jury bekommt demnächst nicht nur Abbildungen, sondern die originalen Werke zu Gesicht.

    Mit der Ausstellungsreihe „Kunst im Schloss“ bietet die Stadt Wertingen seit über 30 Jahren im zweijährigen Turnus ein Forum für zeitgenössische Positionen in der Kunst. Zum ersten Mal wurden die gewohnten Abläufe empfindlich gestört. Corona und die damit zusammenhängenden Beschränkungen und Hygieneverordnungen haben die Planungen für die Große Kunstschau durcheinander gewirbelt.

    Ursprünglich sollten vom 24. Oktober bis 22. November Werke von mindestens 30 Künstlern im Schloss und in der Städtischen Galerie präsentiert werden. Weil große Menschenansammlungen vermieden werden müssen, haben sich Bürgermeister Willy Lehmeier und der Kunstkreis dazu durchgerungen, die Zahl der Teilnehmer auf 20 zu reduzieren und die Ausstellung auf das Frühjahr 2021 zu verschieben.

    Die Wertinger Jury für Kunst im Schloss hat alle Hände voll zu tun

    Am vergangenen Wochenende trafen sich die Jurymitglieder Andreas Decke, Herbert Dlouhy, Ursula Geggerle-Lingg, Dr. Sabine Heilig und Ting Tan-Mayershofer in der Stadthalle, um die eingereichten Mappen ein erstes Mal zu sichten. Auf fast 50 Tischen lagen Arbeiten der Malerei, Zeichnung, Fotografie sowie Objekte, Installationen und Skulpturen in Form von Fotografien sowie Beschreibungen, Stellungnahmen und Lebensläufe der Künstler.

    Zum Thema „Hintergründe“ hatten sich 94 Frauen und 64 Männer beworben – ein Mammutprogramm für die fünf Jurymitglieder. Nur kurze Pausen gönnten sie sich am vergangenen Samstag, um das Pensum bewältigen zu können. Herbert Dlouhy hatte bereits einen Tag früher mit der Beurteilung und Auswahl begonnen. „Wenn man schnell und zügig arbeitet, schafft man in einer Stunde vielleicht 25 Bewerbungen“, hat er ausgerechnet. Der 77-jährige Bildhauer und Maler aus Hohenreichen, einer der Wegbereiter der modernen Kunst in Wertingen, weiß aus Erfahrung, wie anstrengend die Jurierung sein kann. In den Anfangsjahren sei es noch einfacher gewesen, weil viele Arbeiten wegen mangelnder Qualität durchfielen. Doch Kitsch und gefällige Kunst kommt in Wertingen schon lange nicht mehr vor. Im Gegenteil: Die Qualität der eingereichten Arbeiten bewegt sich auf höchstem Niveau.

    Die Qualität der Einsendungen ist sehr hoch

    „Ich habe sehr gute Sachen gesehen“, bestätigt Ursula Geggerle-Lingg. Die Jury-Mitglieder versuchen, in die Sinnhaftigkeit der Werke einzutauchen, sich Form und Inhalt genauso vorzustellen wie die Wirkung der unterschiedlichen Werke aufeinander. Gleichzeitig suchen sie den Bezug zum Thema herauszulesen. Manchmal stochern sie im Nebel wie Andreas Decke zugibt. Das Thema „Hintergründe“ sei vieldeutig. Der Augsburger Künstler, der selbst schon 2006 in der Zusamstadt ausstellte, juriert in Wertingen das erste Mal. „Originell sind viele Arbeiten.“

    Der erste Blick gilt meist nicht dem Hintergrund. Dennoch sei er wesentlich. „Implizit bestimmt er das Geschehen, schwingt mit und schafft so den Kontext, in dem eine Begebenheit zu lesen ist. Zum Erkennen von Wirklichkeit gehört der Blick dahinter. Die Ausstellung will die Bedeutung thematisieren, die dem nicht unmittelbar ins Auge Springende zukommt“, heißt es unter anderem in der Ausschreibung, die die Kunsthistorikerin und Kunstkreismitglied Dr. Flora Nieß für die Stadt verfasst hat.

    Dr. Sabine Heilig, die Kunsthistorikerin aus Nördlingen, will sich bei der Begutachtung der Kunstwerke nicht vom Vordergründigen verführen lassen. „Hintergründe können biographischer, kultureller oder politischer Natur sein“, erklärt sie. „Mein Anliegen ist, möglichst viele unterschiedliche Strukturen und Ansätze zu sehen.“ Die kompositorische Seite könne ebenfalls ein wesentliches Gestaltungsmerkmal darstellen. Heilig bedauert das Fehlen der Originale – mit dem echten Werk vor Augen wäre ihr zufolge ein tieferer Einblick möglich.

    Ein Kunstwerk heißt "Virus" und ist aus Plastiksoldaten gemacht

    Welchen Eindruck zum Beispiel das Werk eines Bewerbers wohl auf die Jurymitglieder hinterlassen hat? Die Montage von tausend Spielmodellsoldaten zu einem über einen halben Meter großen „Virus“ hat er überschrieben mit „Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau – chinesische, japanische, deutsche, französische Soldaten“.

    Ob das Werk es in die 21. Große Kunstschau schafft? Für die zweite Jurierung im September müssen die Künstler und Künstlerinnen Originale schicken. Eine Einladung, Originalarbeiten abzuliefern, bedeutet allerdings noch keine Zusage für die Teilnahme an der Ausstellung „Kunst im Schloss“.

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