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Wertingen: Vom Neid und Streit zum gegenseitigen Verständnis

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Vom Neid und Streit zum gegenseitigen Verständnis

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    Der Wertinger Personalcoach und -trainer Johannes Bürkner zeigt auf, wie sich Themen in Beruf, Sport und Familie ähneln. Ehrlich und verständnisvoll zu kommunizieren sieht er grundsätzlich als sehr wichtig an.
    Der Wertinger Personalcoach und -trainer Johannes Bürkner zeigt auf, wie sich Themen in Beruf, Sport und Familie ähneln. Ehrlich und verständnisvoll zu kommunizieren sieht er grundsätzlich als sehr wichtig an. Foto: Birgit Hassan

    Die einen können sich impfen lassen, die anderen nicht. Die einen wollen sich impfen lassen, die anderen nicht. Die einen müssen sich testen lassen, die anderen nicht. Die einen dürfen ihr Geschäft öffnen, die anderen nicht. Die einen wollen eine Straße, die anderen nicht. Wir Menschen unterscheiden uns offensichtlich in unseren Bedürfnissen, Möglichkeiten und Werten, treten dadurch zuweilen in Konkurrenz und blicken neidisch oder kämpferisch auf andere. Im Gespräch mit dem langjährigen Personalcoach und -trainer Johannes Bürkner schauen wir hinter die Kulissen von Beziehungen – zu sich selbst und anderen.

    Herr Bürkner, Sie spielen seit Ihrer Kindheit Fußball. Was motiviert Sie?

    Bürkner: Ich spiele einfach total gerne und mit Leidenschaft. Ab der C-Jugend spielte ich beim FC Augsburg, als Mittelstürmer bis zur B- und A-Jugend in der Bayernliga. Irgendwann hat mich leider das Verletzungspech eingeholt.

    Beim Fußball geht’s ja auch viel um Zweikampf und sich durchsetzen ...

    Bürkner: Deswegen spiele ich aktuell bei einer sehr guten Alten-Herren-Truppe mit. Mehr ist mit bald 44 Jahren nicht mehr drin (lacht). Wir wissen alle voneinander, dass wir’s können und nehmen trotz Wettkampfcharakter Rücksicht aufeinander. So macht’s umso mehr Spaß.

    Was reizt Sie am Fußball?

    Bürkner: Fußball ist ein Teamsport. Man lernt sich gegenseitig kennen. Damit wird der Wettbewerb noch schöner. Wenn du irgendwann weißt, wie dein Mitspieler sich verhält und läuft, wie du einen Ball spielen musst, was den Mitmenschen ausmacht. Das ist wie im Training – in meinem Beruf.

    Gemeinsam Erfolge feiern

    Hat Sie der Fußball inspiriert in Ihrer Berufswahl?

    Bürkner: Unbewusst bestimmt. Vieles kommt mir zugute – zum Beispiel Disziplin. Als Unternehmer und Führungskraft musst du diszipliniert sein. Und wenn’s mal schwierig wird, dann brauchst du Menschen im Team, die sagen: Jetzt reißen wir uns zusammen und schauen, wie wir besser spielen und am Ende des Tages gewinnen. Erfolge feiern ebenso wie das Zwischenmenschliche – darum geht’s im Sport, Beruf und im Leben.

    Was geben Sie beruflich weiter und wo liegt aktuell der Hauptfokus?

    Bürkner: Ich schule Fach-, Methoden-, Persönlichkeits- und Soziale Kompetenz. In verschiedenen Unternehmen vermittle ich aktuell die digitale Beratungskompetenz und unterstütze die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter anderem als Kommunikationstrainer.

    Was gehört zu einer guten Kommunikation?

    Bürkner: Echtes und ehrliches Interesse am Gesprächspartner, Fragen stellen, aktiv zuhören, wieder Fragen stellen, und so weiter. Was grundlegend dazugehört, ist immer Empathie. Sie ist wahnsinnig wichtig.

    Verständnis für andere Ansichten und Blickwinkel

    Was verstehen Sie unter Empathie?

    Bürkner: Menschen mit sozialer Kompetenz, die sich für andere Menschen interessieren und sich in die Lage des Gegenübers hineinversetzen können. Das ist in unserer Gesellschaft momentan das Problem. Verständnis zeigen für andere Ansichten und Blickwinkel. Statt mich aufzuregen und den anderen anzugreifen oder wegzurennen, versuche ich – wenn ich emphatisch bin – den anderen kennenzulernen. Es steckt immer mehr dahinter, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

    Warum haben viele Menschen in unserer Gesellschaft damit ein Problem?

    Bürkner: Empathie hat auch mit Zeitnehmen und insbesondere mit Toleranz zu tun. Diese Dinge sind in der heutigen Zeit teilweise komplett verloren gegangen. Wir sind gespalten und meistens nur noch getrieben – im Krisenmanagement gefangen.

    Wertinger Coach rät zu Gesprächen auf Augenhöhe

    Brauchen wir ein wertfreies Miteinander?

    Bürkner: Ja. Ich glaube, dass wir alle dasselbe wollen am Ende des Tages. Doch jeder sucht seinen eigenen Weg und hat seine eigene Wahrheit und Realität. Da kommen wir wieder zur Kommunikation zurück. Als Voraussetzung brauchen wir Informationen. In den Unternehmen ist es meist die Aufgabe der Führungskräfte, die Masse der Informationen zu bündeln und weiterzutragen. Wenn ich weder gut informiert bin, noch gut kommuniziere, entsteht Frustration. Weil man einfach nicht mehr lösungsorientiert „miteinander schwätzt“ – achtsam, auf Augenhöhe und einem guten Niveau.

    Dafür scheint es wichtig, die eigenen Gefühlsregungen wahrzunehmen?

    Bürkner: Selbstverständlich. Wenn jemand was sagt, habe ich meine eigene Einstellung dazu, die das ganze Leben lang von meinem persönlichen Umfeld mitgeprägt wurde. Das heißt aber nicht gleichzeitig, dass ich der anderen Person meine Realität aufzwingen muss. Das ist Empathie – mich zurücknehmen und hineinversetzen in den anderen Menschen. Wenn das beiden gelingt, zeigt sich oft, dass sie gar nicht so weit auseinander liegen. Das Mindeste, was dabei passieren kann, dass beide was dazu gelernt haben.

    Wie kann ich die eigenen Gefühle in eine Kommunikation einbringen?

    Bürkner: Indem ich ein qualifiziertes wertschätzendes Feedback gebe. Etwas, was noch ganz wenig in unserer Gesellschaft funktioniert, sowohl in Firmen und der Politik als auch im Familienleben.

    Gedanken und Gefühle offenbaren

    Was ist das Problem?

    Bürkner: Dafür musst du dich öffnen, dich zeigen, musst ehrlich über deine Gedanken und Gefühle sprechen. Auch wenn es vielleicht bedeutet, dass du angreifbar und verletzbar wirst.

    Wo ist der Unterschied zwischen Feedback und Kritik?

    Bürkner: Beim Feedback will ich erreichen, dass der andere Mensch was mit meinen Worten anfangen kann. Dass er vielleicht über etwas nachdenkt und mit meiner Rückmeldung einen anderen Blickwinkel bekommt. Vielleicht sieht er einen Nutzen darin und verändert womöglich etwas. Die Wertschätzung geht schon los, indem ich frage, ob ein Feedback gewünscht ist. Bei Kritik frage ich dagegen nicht, ob ich etwas sagen darf. Sie führt damit eher zur Konfrontation.

    Lassen Sie uns zurückkommen zum Wettkampf. Ihn braucht’s im Sport. Auch im Berufs- und Privatleben?

    Bürkner: Meine Erfahrung ist, dass wir Reibung brauchen, um uns weiterzuentwickeln. Sonst bleiben wir stehen. Die Frage ist, in welcher Art und Weise reibe ich mich. Bin ich beleidigend und persönlich oder bin ich menschenorientiert. Auch das ist eine Einstellungsfrage. Ich erzähle ein ganz persönliches Beispiel zum Thema Neid. Ein Traum von mir ist ein schwarzer Ford Mustang Coupé, weil er für mich der Inbegriff der Freiheit ist. Was passiert, wenn ich so einen

    Wonach wir uns alle sehnen

    Deckt Neid somit auf, wonach wir uns eigentlich sehnen?

    Bürkner: Das sehen wir in der aktuellen Lage. Im Grunde sprechen wir alle vom gleichen. Der Sehnsucht nach Normalität, nach einer besseren Welt, nach dem Sinn des Lebens. Dass wir einfach Mensch sein können. Die Grundvoraussetzung dazu ist, Ruhe zu bewahren. Und das gelingt – wenn wir ehrlich mit uns selbst sind – keinem konstant.

    Können wir es lernen?

    Bürkner: Es geht um unsere Mitte. Wir müssen uns wieder selbst lieben lernen und sehen: Ich habe meine Stärken und Schwächen – und ich mag mich. Was wir letztendlich brauchen, ist das Vertrauen in uns selbst.

    Vertrauen im Gegensatz zur Angst?

    Bürkner: Gerade bei der Angst müssen wir uns bewusst werden, dass das Umfeld uns stark beeinflusst. Es ist menschlich, dass wir dabei unsere Mitte mal verlieren. Umso wichtiger ist es, in die Mitte zurückzukommen. Aus der Angst entsteht auch Mut, bei manchen Menschen sogar ein positiver „Mutausbruch“ in sämtlichen Lebensbereichen.

    Mutter war Rektorin an Wertinger Grundschule

    Was haben Sie aus ihrem persönlichen Leben mit in den Beruf genommen?

    Bürkner: Alles zu hinterfragen. Dank meiner Mama kann ich sagen, dass ich eine wunderbare Kindheit hatte. Sie hat dafür gesorgt, dass ich etwas lerne – vor allem, auf was es wirklich ankommt im Leben. Meine Mutter hat mir Wurzeln und gleichzeitig viel Freiheit gegeben. So bekam ich Flügel. Sie war ja Lehrerin und später Rektorin. Doch das erste, was ich gemacht habe, wenn ich von der Schule nach Hause kam, war, meinen Schulranzen ins Eck zu schmeißen und Fußball zu spielen. Meine Hausaufgaben musste ich eigenverantwortlich machen. Meine Mutter hat mir das Leben und die Welt gezeigt.

    Was sehen Sie davon als wichtigstes Gut an, das Sie auch an ihre Kinder weitergeben?

    Bürkner: Ich glaube, in der Erziehung können wir nicht wirklich etwas falsch machen, wenn wir unsere Kinder aufrichtig und von Herzen lieben – mit Empathie, Toleranz und ehrlichen Gesprächen.

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