Als Herbert Dlouhy vergangene Woche mit seiner Frau einen Spaziergang durch die Birnenallee zwischen den Wertinger Stadtteilen Hohenreichen und Possenried machte, fiel sein Blick auf etwas Weißes an einem der neu gepflanzten Bäumchen. „Wir haben doch milde Temperaturen, das kann doch kein Schnee sein“, dachte sich Dlouhy und inspizierte das Ganze genauer.
Wie sich herausstellte, haben Unbekannte versucht, vier der im vergangenen Jahr neu gepflanzten Birnbäume mit Streusalz zu zerstören, sagt Betriebshofsleiter Johannes Deisenhofer unserer Zeitung. Dieses wurde direkt an den Stämmen der Bäumchen eingebuddelt. Das Salz zieht das Wasser aus der nahe gelegenen Erde und hätte die Bäume quasi „verdursten“ lassen, wäre der Vandalismus unentdeckt geblieben.
Ob die Bäume überleben, ist noch unklar
Nun werden die Bäumchen stark gegossen, um sie vor dem Tod zu bewahren, sagt Deisenhofer. Ob sie den „Anschlag“ überleben, ist noch unklar. Der Betriebshofchef kann über die Zerstörungswut der Unbekannten nur den Kopf schütteln. „Wer macht denn so was?“, fragt er sich. Der Vorfall wirft auch Fragen auf hinsichtlich des Absterbens zweier junger Bäumchen in der Allee im vergangenen Jahr. „Das konnten wir uns auch nicht erklären“, sagt Deisenhofer. Aber nahe des Stamms nach Salz zu graben, wäre ihm ohne die Entdeckung von Herbert Dlouhy nicht in den Sinn gekommen.
Wertingens Umweltreferentin Hertha Stauch ist fassungslos und entsetzt über den Vorfall. Eigentlich sollte das Wochenende für die Grünen-politikerin ganz im Zeichen der Bäume stehen, schließlich ist am Sonntag offizieller Tag des Baumes. Viele wurden heuer schon in der Stadt gepflanzt.
"Wer so etwas macht, hat Null Empathie für die Natur"
Die Entdeckung Dlouhys macht sie „sehr traurig“, wie sie sagt. „Wer so etwas macht, hat null Empathie für die Natur“, sagt sie. Und für die alte schwäbische Kultur, für die Birnbäume charakteristisch sind. Die rund 400 Meter lange Allee zwischen Hohenreichen und Possenried – die der Künstler Dlouhy einst selbst angeregt hatte – ist laut Stauch einzigartig im ganzen Landkreis und soll einen alten Wirtschaftsweg darstellen, möglichst naturnah und ohne Asphalt.
Entlang des Wegs sind Kunstwerke aufgestellt, manche davon vom Künstler Dlouhy selbst. Der Vandalismus an den jungen Bäumchen geschah jedoch direkt vor einer Skulptur des Künstlers Hans Malzer, sagt Dlouhy. Die Aktion könnte auch eine krude Form des Protests gegen den Spruch sein, der auf der Engel-skulptur seines Künstlerkollegen steht, mutmaßt Dlouhy. Dort steht: „Engelwächter schützen unser Land vor Unverstand.“ Möglich, dass in diesen emotional aufgeladenen Zeiten jemand so Protest zum Ausdruck bringen wollte, so könnte es sich Dlouhy vorstellen.
„Es ist ein Glücksfall, dass der Künstler Herbert Dlouhy dort wohnt und die Allee mit seinen Skulpturen und denen anderer Künstler aufwertet“, sagt Hertha Stauch. Sie will jetzt, dass der Naturvandalismus angezeigt wird, denn laut Naturschutzgesetz ist es verboten, Pflanzen ohne Grund zu zerstören. Sie will nun anregen, die Birnbaumallee zwischen Hohenreichen und Possenried als Naturdenkmal einzustufen. Zumindest die alten Bäume.
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