Die Ulrich Reitenberger Bau will am Wertinger Marktplatz ein modernes Fachwerkhaus errichten (wir berichteten). Eigentlich hätte der Bau noch im Februar beginnen sollen, doch daraus wird vorerst nichts.
Das ganze Projekt wird sich um einige Wochen nach hinten verschieben, glaubt Bauleiter Markus Zingler. Denn auf einer Länge von etwa 20 Metern verlaufen auf dem Areal der ehemaligen Glaserei Seitz, die im Januar abgerissen worden war, Überreste der Wertinger Stadtmauer. Etwas weiter nördlich, als sie eigentlich vermutet worden waren.
Landesamt für Denkmalpflege schaltete sich in Wertingen ein
Die Nachricht an sich war für die Baufirma keine Überraschung, doch die notwendigen Arbeiten gestalten sich umfangreicher als gedacht. Das Landesamt für Denkmalpflege schaltete sich ein und ordnete an, dass eine Spezialfirma die Überreste genau untersuchen und schließlich rückbauen soll.
Das geschieht auf Rechnung des Bauherren. In den vergangenen Tagen waren die Archäologen schon fleißig am Werk, machten Einschnitte in den Boden, um zu untersuchen, was sich ihnen dort eigentlich präsentierte. Denn bisher sind es nur Vermutungen, dass es sich tatsächlich nur um Überreste der Stadtmauer handelt. Doch genaue Informationen gibt es noch nicht – auf Anfrage unserer Zeitung teilte eine der fünf Pressesprecherinnen des Landesamtes für Denkmalpflege mit, dass diesbezüglich noch keine Informationen gegeben werden könnten.
In der Nähe, parallel zur Alemannenstraße, verlaufen aber Teile der Stadtmauer. Und über die Straße, hin zur Redaktion der Wertinger Zeitung, spannte sich einst das Thürheimer Tor, das einstige Stadttor nach Norden. Kurz vor der jetzigen Straße verbreitert sich das jetzt neu freigelegte Mauerwerk – vielleicht das Fundament des einstigen Torbogens.
Temperaturen sorgen für Verzögerung des Baustarts am Wertinger Marktplatz
Außer dem Fund selbst sorgen auch die derzeitigen Temperaturen für eine Verzögerung des Baustarts für das Fachwerkhaus. Der strenge Frost der vergangenen Tage hat dafür gesorgt, dass die mit der Arbeit an der Stadtmauer betraute Firma ihr Werk vorerst einstellen musste. Am Montag sollen die Grabungen weitergehen. Dafür wurde am Freitag extra ein sechs mal zehn Meter großes Zelt auf dem Grundstück errichtet. Mittels Gasheizung wird dann das arbeiten trotz klirrender Kälte wieder möglich sein.
In Wertingen sind nur noch vereinzelt Stücke der Stadtmauer frei sichtbar. Die Stadtmauer wurde laut historischen Aufzeichnungen wohl um das Jahr 1280 herum gebaut – was heute noch zu sehen ist, stammt aber eher aus dem 17. Jahrhundert, aus neueren Instandhaltungsmaßnahmen. Erhalten sind laut Bauamtsleiter Johann Meitinger noch Teile der Stadtmauer zwischen Badgasse und Schmiedgasse, hinter den Häusern der Schulstraße bis zum Kalteck, im Bereich des Böhmengässchens und im Osten des Amtsgerichts. Letzterer Teil ist der wohl bekannteste, der auch verziert ist.
Die Stadtmauer wurde in der Vergangenheit im Zuge vieler Bauarbeiten entfernt. Jede solche Maßnahme wird vom Landesamt für Denkmalpflege überwacht.
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