Nach vielen Jahren der Überlegungen wurde am Mittwoch im Wertinger Stadtrat über die Nördliche Entlastungsstraße diskutiert. Das Projekt – wahrscheinlich das gewichtigste für die Zusamstadt in diesem Jahrzehnt – soll den Verkehr weg von den überforderten Straßen der Innenstadt lenken, beispielsweise die Lastwagen, die bisher über den Kreisel der Industriestraße fahren. Die Eisenbachstraße/Bauerngasse soll mit der weiter östlich verlaufenden Donauwörther Straße verbunden werden. Somit sollen sich auch wesentliche Entlastungen der Bauerngasse sowie der Gottmannshofer Straße ergeben.
Schon in der vorherigen Stadtratssitzung war die Nord-Ost-Tangente, wie das Projekt auch genannt wird, indirekt Thema: Für eine teilweise Verkehrsberuhigung des Marktplatzes flossen schon die möglichen zukünftigen Verkehrsströme in die Argumente der Stadträte ein.
Ein erster Entwurf der Nordtangente als Diskussionsgrundlage
Aber bislang ist alles sehr theoretisch. In der Sitzung am Mittwoch wurde nun öffentlich ein mögliches Szenario an die Wand geworfen (siehe Bild). Es zeigt, wie die Nördliche Entlastungsstraße auf einer Länge von 1700 Metern einmal verlaufen könnte. Doch Stadtbaumeister Anton Fink betont: Das ist lediglich eine Idee, um die Diskussion für alle Beteiligten greifbarer zu machen und dafür eine Grundlage zu schaffen. Derzeit befindet sich das Projekt noch nicht einmal im Stadium der Vorplanung.
Eigentlich ging es in der Stadtratssitzung um das äußerst technische Detail eines notwendigen Verfahrens, dessen greifbares Ergebnis ist, dass die Planungsarbeiten für die Straße europaweit ausgeschrieben werden müssen. Doch es entwickelte sich dann abseits dieses Details eine grundsätzlichere Diskussion über die geplante Straße im Wertinger Norden.
Stadtrat Peter Seefried äußerte Unmut über die bisherigen Überlegungen. Seiner Ansicht nach ende das Projekt westlich in einer Sackgasse und sei darüber hinaus auch viel zu sparsam kalkuliert. In einer ersten Prognose, die laut Stadtbaumeister Fink allerdings ebenso vorläufig ist wie der aufgezeigte Trassenverlauf, werden die Kosten mit 6,6 Millionen Euro brutto für die eigentliche Strecke sowie 1,3 Millionen Euro für die anfallenden Nebenkosten beziffert. Viel zu wenig, findet Seefried. „Das wird viel teurer, und es wird das finanzielle Grab Wertingens werden“, so der Stadtrat. Andere Stadträte nahmen die Pläne deutlich wohlwollender auf. Im Detail wird die Straße allerdings viele schwierige Einzelentscheidungen beinhalten. Wie ein begleitender Fahrradweg geführt wird, beispielsweise. Es braucht eine Brücke, um die Straße über die Zusam zu führen. In diesem Zusammenhang wird auch der Hochwasserschutz eine wichtige Rolle einnehmen müssen. Auf 600 Metern muss wohl darüber hinaus die Schücostraße ausgebaut werden, um die Verkehrsströme auf der Industriestraße auch wirklich zu entlasten. Es gebe darüber hinaus sechs wesentliche Knotenpunkte, an denen die Verkehrsführung geregelt werden müsse, sagte Bürgermeister Lehmeier.
Eine Unterschriftenliste gegen eine Straße durch den Schulgarten
Eine echte Mammutaufgabe wird zudem die Führung der Straßen werden, welche die einzelnen Stadtteile an die Entlastungsstraße anbinden. Im gezeigten Plan sind diese mit gestrichelten Linien gekennzeichnet. Hier wird sogar schon das Baugebiet „Waldstadt“ mit einer möglichen Anbindungsstraße bedacht, obwohl es in der Stadtplanung noch unter ferner Zukunftsmusik firmiert. Eine besondere Herausforderung steht aber mit einiger Sicherheit für die Anbindung zum Krankenhaus beziehungsweise den Wertinger Schulen bevor. Hier gibt es aufgrund der bestehenden Bebauung nur wenig Spielraum für unterschiedliche Szenarien, wie die Zubringerstraße geführt werden könnte. Und es gibt schon jetzt eine Unterschriftenliste von Bürgern, die sich gegen eine mögliche Straßenführung durch den Schulgarten wehren wollen.
Bis konkrete Pläne für das Megaprojekt vorliegen, dürfte es noch geraume Zeit dauern. Bevor das Thema wirklich Fahrt aufnehmen kann, wird es durch Corona schon wieder ausgebremst. Das Budget für die Planung der Nordtangente wurde aufgrund der finanziellen Ausfälle der Stadt kräftig zusammengestrichen, wie in einer Sitzung des Stadtrates im Juni bekannt wurde.
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