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Wertingen: So ging diese Gemeinde an ein Ärztezentrum heran

Wertingen

So ging diese Gemeinde an ein Ärztezentrum heran

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    Das Ärztezentrum ist aus Sicht der Gemeinde eine Erfolgsgeschichte.
    Das Ärztezentrum ist aus Sicht der Gemeinde eine Erfolgsgeschichte.

    Wenn Dr. Tobias Mollemeyer durch seine neuen Praxisräume führt, ist sein breites Lächeln trotz der obligatorischen Schutzmaske unübersehbar. Der 53-jährige Allgemeinmediziner ist überglücklich mit dem, was ihm der Bauunternehmer Ulrich Reitenberger gebaut hat. Reitenberger will auch in Wertingen ein Ärztezentrum bauen, in direkter Nähe des Krankenhauses.

    Das Ärztezentrum Lechfeld dagegen liegt mitten in einem Einkaufs- und Gewerbeviertel in Untermeitingen, etwa 25 Kilometer südlich von Augsburg. Das vierstöckige Gebäude ist modern gestaltet. Klare Linien, hohe Fenster, zu einer Seite hin läuft es spitz zu. Im Erdgeschoss sind ein Bäcker, eine Apotheke und ein Immobilienbüro untergebracht. Insgesamt bietet der Komplex 5000 Quadratmeter Nutzfläche.

    Im Inneren strahlt es Innovation aus, die sich in vielen Details offenbart. Die mächtigen Brandschutztüren scheinen mit den Wänden zu verschmelzen. Schaut man nicht genau hin, nimmt man sie überhaupt nicht wahr. An den Wänden sind vertikale Polster angebracht, die man herunterklappen und als Sitzgelegenheit verwenden kann. „Für sowas muss der Bauleiter schon wissen, was er macht“, sagt Mollemeyer anerkennend in Richtung Reitenberger.

    Ulrich Reitenberger (links) und Dr. Tobias Mollemeyer in dessen neuen Praxisräumen.
    Ulrich Reitenberger (links) und Dr. Tobias Mollemeyer in dessen neuen Praxisräumen.

    Ärztezentrum als "Filteranlage" für das Krankenhaus

    In Mollemeyers Räumen arbeiten fünf weitere Ärzte, unter anderem ein Herzspezialist. Drei weitere Spezialisten – etwa für Krebsleiden oder Allergien – können für Termine ebenso in die Praxisräume hinzugezogen werden. Im Untermeitinger Ärztezentrum sind außerdem noch ein Urologe, eine Heilpraktikerin, ein Psychologe und ein Physiotherapeut untergebracht.

    Das System der kurzen Wege funktioniere bestens und sei die Zukunft der medizinischen Versorgung auf dem Land, sagt Mollemeyer. Denn es bringe die Patienten zu den Ärzten, die sie wirklich sehen müssen. „Von zehn Patienten, die denken, sie müssen zum Orthopäden, müssen das in Wirklichkeit nur zwei“, sagt der Arzt.

    Dasselbe gelte für ein Krankenhaus. Die Notaufnahmen seien meist überlastet – und Ärztezentren bestens geeignet, um diesem Problem entgegenzuwirken. „Wir sind so etwas wie die Filteranlage für die Krankenhäuser“, sagt Mollemeyer. Bei vielen Leiden können er und seine Kollegen helfen, bei Bedarf werden die Patienten ans Krankenhaus übergeben. Eine Win-Win-Situation, findet er.

    Die Gemeinde Untermeitingen kaufte 500 Quadratmeter Fläche

    Gegenüber dem Ärztezentrum befindet sich ein Pflegeheim, dazu noch eine Station für Kurzzeitpflege. Das sei für die Versorgung optimal, sagt Mollemeyer. Die Ärzte können fast ohne Zeitverlust mehrere Patienten sehen, und sich auch besser gegenseitig vertreten. Mit Blick auf die Wertinger Diskussion und das Bürgerbegehren um Reitenbergers Turmbauprojekt sagt Mollemeyer: „Wenn ich noch ein Krankenhaus in unmittelbarer Nähe hätte, wäre es perfekt.“

    Simon Schropp
    Simon Schropp

    Das Ärztezentrum Lechfeld ist auch aus Sicht des Untermeitinger Bürgermeisters Stefan Schropp (CSU) eine Erfolgsgeschichte. Die Idee für ein solches habe es in der Gemeinde schon länger gegeben. Der erste Anlauf sei quasi am Notartermin gescheitert, als die Investorengruppe sich kurz vor dem Ziel noch verstritten hatte.

    Mit Reitenberger und Mollemeyer habe dann alles wunderbar funktioniert, sagt Schropp. Die Gemeinde verkaufte das Grundstück und änderte den Bebauungsplan, die Firma Reitenberger baute in einem guten Jahr das Gebäude, Mollemeyer stellte ein junges Team zusammen und konnte einziehen. Reitenberger habe alle Ärzte und Apotheker in der Umgebung kontaktiert, um sie ins Boot zu holen, sagt Schropp. Und als es um die Vermietung der Flächen im Gebäude ging, habe er sich eng mit der Gemeinde abgestimmt – ohne, dass er das gemusst hätte. Die Gemeinde kaufte sich schließlich selbst auf etwa 500 Quadratmetern im dritten Stock ein, um selbst Flächen für weitere Ansiedelungen im medizinischen Bereich zu besitzen, sagt Schropp.

    Das Ärztezentrum ist eine Untermeitinger Erfolgsstory

    Ursprünglich sollte auch noch ein Kinderarzt in das Ärztezentrum einziehen. Doch das wurde laut Schropp von der Kassenärztlichen Vereinigung verhindert. „Eine echte Begründung haben wir dafür nicht erhalten“, sagt der Bürgermeister bedauernd.

    In Untermeitingen werde das Ärztezentrum als Erfolgsstory wahrgenommen. „Die Leute sind sehr froh, dass es alles geklappt hat“, sagt Schropp. Dem Ärztezentrum komme dabei zugute, dass es bei den umliegenden Supermärkten schon reichlich Parkmöglichkeiten gebe. Wohnbebauung gibt es in der Nähe nicht, der zusätzliche Verkehr störe also kaum.

    Mancher Besucher komme nur, um sich dieses neue Ärztezentrum anzusehen – wie etwa die Gemeinderäte aus Altenmünster, wo bald ein ähnliches Projekt Reitenbergers entstehen soll. „Auch aus dem Allgäu sind schon Bürgermeister und Stadträte gekommen, und haben gefragt: ‚Wie habt ihr das gemacht?‘“, sagt Schropp. Aus Wertingen sind bisher noch keine Stadträte nach Untermeitingen gefahren. Tobias Mollemeyer würde ihnen gerne das Ärztezentrum Lechfeld zeigen, sagt er.

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