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Wertingen: Sie spielt mit extremen Farbkombinationen

Wertingen

Sie spielt mit extremen Farbkombinationen

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    Die 61-jährige Julia Steinberg aus Dortmund hat ein Kunststipendium ergattert.
    Die 61-jährige Julia Steinberg aus Dortmund hat ein Kunststipendium ergattert. Foto: Bärbel Schoen

    „Hier ist es zauberhaft“, schwärmt Julia Steinberg und blickt von ihrem aktuellen Refugium aus über die Dächer von Wertingen. Die 61-jährige Dortmunderin hat sich vor zwei Wochen in der Galeriewohnung im ehemaligen Amtsgericht niedergelassen. Dort, wo sich schon viele andere Künstler und Künstlerinnen vor ihr inspirieren ließen. Deren Ergebnisse befinden sich in der Artothek der Stadt, die ebenfalls im Amtsgericht unterbracht ist. Auch Julia Steinberg wird am Ende ihres vierwöchigen Aufenthalts eine Arbeit der Stadt vermachen. Das ist Bestandteil des Kunst-Stipendiums. Genauso wie die Abschluss-Ausstellung. Ab 31. März zeigt Juli Steinberg als „Artist in Residenz“ in einer Gemeinschaftsausstellung mit Florina Coulin und Walter Geggerle frühere und in Wertingen entstandene Arbeiten.

    Es ist der Kontrast zur Großstadt, den Julia Steinberg hier in Wertingen sucht. Aus dem Moloch Ruhrpott kommend, gefällt ihr die leicht hügelige Landschaft im Zusamtal. „Ich komme aus einer völlig flachen Gegend.“ Der Fußball ziehe wöchentlich 80000 Fans ins Stadion von Dortmund. „Nervig“ sei das für sie. Nun kann sie sich der kleinstädtischen Idylle hingeben, wo es viel Ruhe und wenig Ablenkung gibt. Ihr Auto, einen Kombi, hatte sie mit Bildern vollgepackt, bevor sie sich nach Wertingen aufmachte. Jetzt lehnen sie an den Wänden der Galerie. Raum einnehmend und stark in der Wirkung.

    Die Künstlerin mag Wertingen, bleibt aber lieber für sich

    Julia Steinberg spielt mit extremen Farbkombinationen. Sie setzt bewusst auf scheinbar widersprechende Farbkontraste und Farbkonstellationen. Und wenn keine naturalistische Wiedergabe der Motive zu sehen ist, erkennt der Betrachter doch die Bildmotive auf den ersten Blick: Bäume, Schiffe, Wasser, Pflanzen, Gebäudeteile. Am Boden liegen kleine Arbeiten aus Papier, im selben Duktus gemalt. Statt Ölfarben hat sie sich für Pastellkreiden entscheiden. Für Ölbilder reiche die kurze Zeit kaum aus, weil jede Schicht austrocknen müsse. Die Kreiden liegen nach Farben sortiert auf einem langen Tisch. „Ich musste schon für Nachschub sorgen“, erzählt sie. In Augsburg wurde sie bei Bösner, einem Geschäft für Künstlerbedarf, fündig. Die Fahrt in die schwäbische Metropole nutzte sie für Besuche des Textilmuseums und der „Perle des Rokoko“, dem Schaezler-Palais mit seinen Gemäldesammlungen.

    Kontakt zur Wertinger Bevölkerung hatte Steinberg bisher noch nicht: „Ich bin nicht so kommunikativ“, gibt sie freimütig zu. Doch zwei Mal war sie schon im Kino, dessen Retrostil sie positiv überrascht hat. Bei Spaziergängen durch das Städtchen stellt sie immer wieder fest: „Hier findet man alles was man braucht.“ Wertingen sei klein, putzig und zauberhaft.

    Zuhause in Dortmund nerven sie die Fußballfans

    All diese Eindrücke nimmt die Künstlerin derzeit mit allen Sinnen auf, lässt sie auf sich wirken und will offen sein, was kommt. Termine und einen festen Zeitplan gibt es während der vier Wochen nicht. Der Alltag zu Hause sei schon durchgetaktet und mit Terminen gefüllt. In Wertingen hat sie Zeit und Raum für Kreativität. Vom Fenster aus beobachtet sie tägliche Veränderungen in der Natur. Mit Landschaftsmalerei beschäftigt sie sich seit vielen Jahren. Im Laufe der Zeit hat sie eine Vorliebe für die Gratwanderung zwischen abstrakter und konkreter Malerei entwickelt. Sie hat sich vor allem mit abstrahierende Landschaften einen Namen gemacht. Die starke Leuchtkraft der Farben steht dabei im krassen Kontrast zum stringenten konstruktiv-geometrischen Aufbau der Linien. Julia Steinberg geht es vor allem um den prägnanten Ausdruck, den sie immer mehr in der Reduktion findet. “

    Lesen Sie außerdem über die "Friday for Future"-Proteste in Wertingen:

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