24 Tote und nur fünf Bewohner, die negativ auf das Covid-Virus getestet wurden. Es sind nackte Zahlen aus dem Seniorenzentrum St. Klara in Wertingen, die die Trauer und Verzweiflung, die sich dahinter verbergen, kaum verdeutlichen können.
„Das Virus kam so leise zu uns herein“, sagt Heimleiter Günther Schneider. Es scheint, als könne er nicht fassen, dass der Erreger so heftig im Haus St. Klara wütet, das insgesamt 76 Betten zählt. Schneider ist derzeit zu Hause, weil auch ihn „das Virus erwischt“ hat, ebenso wie die Pflegedienstleitung. „Es ist schwer zu ertragen, weil ich nicht mehr im Heim sein kann“, erklärt er.
Eine Seelsorgerin aus Augsburg kümmert sich um die Mitarbeiter der Wertinger Einrichtung
24 Bewohner und Bewohnerinnen von St. Klara sind bisher verstorben. Zuletzt war der Tod eines 95-jährigen Bewohners am 16. Dezember zu beklagen. Laut Auskunft des Gesundheitsamtes war dieser Anfang Dezember positiv auf das Corona-Virus getestet worden und zeigte typische Covid-Symptome. Zum schweren Krankheitsverlauf hätten auch Vorerkrankungen beigetragen. Zudem starb am 18. Dezember eine über 90-jährige Bewohnerin in der Einrichtung. Auch sie war positiv getestet worden.
Mitarbeiter und Angehörige sind angesichts der vielen Todesfälle in tiefer Trauer. Eine Seelsorgerin aus Augsburg betreut die Mitarbeiter.
Derzeit gelten 17 der aktuell 39 Bewohner als genesen, so die Auskunft von Dr. Ute Kastner vom Gesundheitsamt.
Viele Bewohner, die den Virus nicht überlebt haben, zeigten laut Dr. Kastner kaum Symptome. Wenn, dann sei es leichtes Fieber oder eine allgemeine Schwäche gewesen. Teils sei es zu einer Lungenentzündung gekommen. Es habe aber auch Fälle gegeben, bei denen die Gefäße in Mitleidenschaft gezogen wurden und es zu einer Embolie gekommen war. „Die meisten schlafen einfach ein“, berichtet Dr. Kastner.
Das Gesundheitsamt habe angeordnet, dass keine Besucher ins Heim kommen dürfen, so Dr. Kastner. Eine Ausnahme stelle die Sterbebegleitung dar. Außerdem werde in dem Seniorenzentrum wöchentlich getestet. Erst am Donnerstag sei eine Testung durchgeführt werden. Dr. Kastner rechnet damit, dass das Ergebnis am Samstag vorliegt.
Laut Gesundheitsamt sind 32 der insgesamt 86 Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet worden
Im Seniorenzentrum herrscht seit Ausbruch des Virus der Ausnahmezustand. Laut Auskunft des Gesundheitsamtes sind 32 der insgesamt 86 Mitarbeitern positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Derzeit seien noch sieben Mitarbeiter in Quarantäne, erklärt Gabriele Preis, die Stationsleiterin ist und sich derzeit mit um die Leitung des Seniorenzentrums kümmert. Allerdings befänden sich viele der infizierten Mitarbeiter im Krankenstand, berichtet Preis. Wie Heimleiter Schneider auf der Internetseite des Seniorenzentrums berichtet, hatten die betroffenen Mitarbeiter leichte bis mittelschwere, teils aber auch schwere Symptome.
Die nicht infizierten Mitarbeiter hätten sich „unglaublich engagiert“, so Schneider. Sie hätten durchgehend Krisendienst geleistet, weit über die normale Dienstzeit hinaus. Mitarbeitende aus anderen Einrichtungen, dem Krankenhaus Wertingen, dem Arbeiter-Samariter-Bund, dem Hospizverein Dillingen, des Roten Kreuzes aber auch Angehörige der zu Pflegenden, mit und ohne medizinisch – technischer Erfahrung, haben laut Auskunft der Heimleitung ausgeholfen und helfen noch aus.
Nun kommt weitere Unterstützung hinzu. Das erklärte Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier auf Nachfrage. Da die Stadt Träger des Seniorenzentrums ist, steht der Rathauschef im ständigen Kontakt mit der Heimleitung. „Wir konferieren jeden Tag über den Personalstand“, sagt er. Lehmeier hat sich an die Bundeswehr gewandt und Unterstützung angefordert. Das Ergebnis: „Es werden vier Soldaten kommen, die die Mitarbeiter des Heims unterstützen“, sagt Lehmeier. Die Soldaten könnten im Bereich der hausmeisterlichen, hauswirtschaftlichen oder verwaltungstechnischen Arbeit aber auch bei der Essenseingabe helfen. Lehmeier hofft, dass die Soldaten am Montag in Wertingen eintreffen.
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