Das Thema Elektroautos polarisiert. Für die einen sind die rein elektrisch angetriebenen Fahrzeuge die Zukunft, viele Menschen wiederum sehen andere alternative Antriebsvarianten zum Verbrenner und Hybridfahrzeuge als sinnvollere Lösung an. Eines jedoch steht fest: Der Markt für Elektroautos boomt. Allein im Landkreis Dillingen hat sich die Zahl der „Stromer“ im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, von rund 150 Fahrzeugen 2019 auf über 300, wie Peter Hurler, Sprecher des Landratsamtes Dillingen, weiß.
Landratsamt Dillingen will auf Elektromobilität umstellen
In den kommenden zwei Jahren soll bei den Dienstfahrzeugen des Landratsamts weitgehend auf Elektromobilität umgestellt werden, so Hurler. Von neun Fahrzeugen seien bereits zwei elektrisch, außerdem zwei Hybride. Der benötigte Strom soll durch die Fotovoltaikanlagen auf dem Dach des Gebäudes bereitgestellt werden. Auf die öffentliche Hand seien im Landkreis zudem sieben weitere Elektrofahrzeuge zugelassen.
Auch im privaten Sektor steigt mit der Nachfrage das Angebot der Hersteller. So bietet beispielsweise Volkswagen neben elektrifizierten, „klassischen“ Modellen wie dem E-Golf mittlerweile auch Fahrzeuge auf einer eigens für Elektroautos basierenden Plattform an. Zum Beispiel den ID.3, wie Walter Ohnheiser, Inhaber des gleichnamigen Autohauses in Wertingen, erklärt.
Bei diesen Fahrzeugen werden die Antriebskomponenten nicht in den Motor- oder Kofferraum eingebaut, auch nicht in eine Zusatzschicht des Unterbodens, die den Platz für die Passagiere im Wagen verkleinert, sondern wurden direkt beim Entwurf des Autos bedacht.
Der Inhaber eines Autohauses in Wertingen erklärt, warum die Nachfrage nach Elektroautos wächst
Der Andrang auf die Stromer sei groß, wie Ohnheiser sagt, besonders wegen der üppigen staatlichen Förderung, die den Kaufpreis für die Kunden fast auf das Niveau eines Verbrenners reduziert. Auch Alfred Rudhart, der in Lauingen sein gleichnamiges Autohaus betreibt, bestätigt diesen Eindruck. Bei Opel gibt es aktuell zwei rein elektrische Modelle, den Corsa und den Vivaro. Allein vom Corsa habe er im vergangenen Jahr 40 Stück verkauft, sagt Rudhart. Auch er selbst fahre elektrisch. „Für mein Fahrverhalten ist das optimal. Ich habe sowohl bei der Arbeit als auch zu Hause eine Lademöglichkeit“, erklärt er. Gerade für kürzere Strecken sei das die ideale Lösung. Für ihn sei in dem Fall auch eine Haushaltssteckdose, die im Vergleich mit dedizierten Ladestationen langsam sei, eine geeignete Lademöglichkeit. Denn auch diese könnte das Fahrzeug über Nacht problemlos aufladen.
Elektroautos kommen oft nicht aus Deutschland. Neben beispielsweise dem französischen Hersteller Renault oder amerikanischen Firmen wie Tesla gibt es zum Beispiel mit Toyota und Mazda aus Japan auch Konkurrenz aus Asien. Letztere stellten im vergangenen Jahr den MX-30 vor, einen Crossover aus Kompaktwagen und SUV. „Der Andrang ist gut“, findet Jürgen Lindenmeir vom Autohaus Kraus in Buttenwiesen. Er selbst würde sich besonders als Pendler ein Elektrofahrzeug zulegen. Gerade wenn wie bei den meisten Menschen die alltäglichen Strecken eher kurz ausfallen, sei auch das Laden mit dem mitgelieferten Ladegerät für die Haussteckdose kein Problem. Für die Haltbarkeit des Akkus gibt es auch bei Mazda eine achtjährige Garantie, dass die Kapazität dessen nach dieser Zeit noch über 70 Prozent liegt.
Das Thema Akku beschäftigt allgemein viele Menschen. Vor vier Jahren gab es Schlagzeilen über das Samsung Galaxy Note 7, ein Smartphone, dessen Akku aufgrund eines Konstruktionsfehlers übermäßig oft mit einer Stichflamme „ausgaste“, wie es im Fachjargon der Versicherer heißt. Die Folge: Benutzer zogen sich leichte Brandverletzungen zu und das Gerät stand bald bei einigen Fluggesellschaften auf der roten Liste. Ein solches Szenario wollen sich Kunden von Elektrofahrzeugen natürlich nicht mit einem vielfach größeren Akku in ihrer Garage oder bei der Fahrt vorstellen.
Wie die Feuerwehr Wertingen im Notfall mit den E-Autos umgeht
Ähnliche Probleme sind bei Elektroautos bisher nicht bekannt – doch müssen sich die Feuerwehren dennoch auf ein neues Zeitalter in der Unfallhilfe vorbereiten? Rudolf Eser von der Wertinger Feuerwehr gibt im Falle von Rettungseinsätzen mit Elektroautos Entwarnung. „Im ersten Moment ist das nichts anderes als bei einem Verbrenner“, erklärt er. So sei es auch bei Erdgasautos, bei denen der Gastank unter enormem Druck steht. Die Fahrzeuge könnten notfalls ebenso aufgeschnitten werden. Solange der Akku keinen Kurzschluss hätte, wäre also alles normal. „Klar lässt man Vorsicht walten“, meint Eser, „jedoch soll man das Thema nicht überdramatisieren.“
Bei Reparaturen sei das größere Thema die höhere Bordspannung von 48 statt 12 Volt, weiß Paul Zacher von GGR in Geratshofen. Allgemein seien Elektrofahrzeuge aufgrund der viel geringeren Zahl von beweglichen Bauteilen viel wartungsärmer als Verbrenner. Vor allem die Bremse sei aber ein Bauteil, welches oft ausgetauscht werden müsse. „Die verrostet manchmal eher, als dass sie abgenutzt ist“, meinte er. Grund dafür sei die sogenannte Rekuperation, die dafür sorgt, dass sich der Akku beim Abbremsen des Fahrzeugs wieder etwas auflädt und die Bremse stark entlastet.
In Wertingen sollen auch öffentliche Ladestationen entstehen, die nicht von privaten Firmen angeboten werden. Die erste soll in naher Zukunft am Kaygraben errichtet werden. Auch für die Industriestraße und die Schulstraße seien Ladesäulen geplant, wie Bianca Wiedenmann von der Wertinger Stadtverwaltung berichtet. Beim örtlichen Carsharing, das die Zusamstadt seit 2019 anbietet, würden die Menschen noch den Verbrenner, einen Opel Corsa, bevorzugen. Denn beim elektrischen Renault Zoe, vermutet sie, gebe es noch „Berührungsängste“.
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