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Wertingen: Nach dem Zusamtaler Starkregen „mit einem blauen Auge davongekommen“

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Nach dem Zusamtaler Starkregen „mit einem blauen Auge davongekommen“

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    Gerade noch rechtzeitig konnten die Mitarbeiter des Wertinger Hagebaumarkts das Wasser stoppen, bevor es die erste Regalschicht erreichte.
    Gerade noch rechtzeitig konnten die Mitarbeiter des Wertinger Hagebaumarkts das Wasser stoppen, bevor es die erste Regalschicht erreichte. Foto: Jürgen Schack

    „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Stefan Ortner mit Blick auf den Starkregen am Sonntagabend. Im Moment atmet der Geschäftsführer des Wertinger Hagebaumarkts erst einmal durch. Noch kann er das Geschäft nicht öffnen und auch den Schaden nicht konkret beziffern. Doch mit Blick darauf, wie knapp der Markt vor einem viel, viel größeren Schaden bewahrt werden konnte, zeigt er sich am Dienstag erleichtert.

    Wertinger Feuerwehr konnte nicht helfen

    Knapp 15 Zentimeter Luft gibt es zwischen Boden und den ersten Regalschichten. Als Geschäftsführer Ortner kurz nach 19 Uhr am Sonntagabend in dem Wertinger Baumarkt eintrifft, sieht er mit Schrecken, wie das Wasser von Minute zu Minute weiter steigt. Als er bemerkt, dass der Wasserpegel draußen niedriger ist, reißt er alle Türen auf. Die Feuerwehr kann ihm in dem Moment nicht helfen. „Als ich anrief, sagte man mir, dass noch 180 vor mir sind“, erzählt Stefan Ortner. So galt es, möglichst viele Mitarbeiter zu informieren. Innerhalb 20 Minuten waren 15 Leute vor Ort. Mit Gummischiebern – „die bieten wir praktischerweise im Geschäft an“ – und einem Wasserstaubsauger konnten sie gemeinsam den Wasserstand bis halb eins auf null senken.

    „Zwei Zentimeter unter den ersten Brettern konnten wir das Wasser stoppen.“ Angesichts dessen zeigt sich Ortner erleichtert. Einiges stand dennoch am Boden, Computer und das Warenwirtschaftssystem sind ausgefallen, damit auch die Kasse. Am Donnerstag, hofft er, dass der Baumarkt wieder öffnen kann. Bis dahin müsse man sehen, was definitiv aussortiert oder günstiger abverkauft werden müsse. „Jedenfalls war es ein schönes Signal des Zusammenhalts“, blickt er auf die Ruck-zuck-Aktion zurück. Erstaunt hat ihn gleichzeitig, welch Unterschied die etwas tiefere Lage des Baumarkts im Vergleich zu den nebenstehenden Gebäuden und Geländen macht, die praktisch kein Wasser hatten. Aus heutiger Perspektive, ist er sich sicher, würde auch der große Parkplatz keineswegs mehr voll asphaltiert werden. Ortner: „Der wurde in den 90er Jahren gebaut, da machte man sich in dieser Hinsicht noch nicht viele Gedanken.“

    Verschiedene Abwassersysteme in Wertingen

    Entscheidungen jeweils im Trend der Zeit wurden früher auch im Bezug auf die Abwassersysteme getroffen. Wie der Wertinger Abwassermeister Christian Bronnhuber auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, läuft die Kanalisation in Wertingen über ein Mischsystem, sprich Abwasser und Regenwasser in denselben Rohren. In den Stadtteilen Gottmannshofen, Geratshofen und Reatshofen beispielsweise, die einst eine eigenständige Gemeinde bildeten, entschied man sich für ein Trennsystem, weil man so bei der Abrechnung mit der Stadt

    Was aber heißt das konkret in Bezug auf Starkregen? Sowohl in Misch- wie Trennsystemen ist die Kapazität der Rohre entsprechend den umliegenden Haushalten und Flächen berechnet, damit grundsätzlich kein Unterschied. Wenn das Kanalrohr voll ist, gehe laut Bronnhuber einfach nichts mehr rein. „Dann sucht sich das Wasser den Weg, wo es am einfachsten rauskommt, und das ist meist der Kanaldeckel.“ Halten könne man das Wasser in diesem Fall nicht mehr. „Wir können nur versuchen, das Wasser zu lenken“, so der Abwassermeister. Während beim Trennsystem das Regenwasser aus den Kanaldeckeln drückt, ist beim Mischsystem auch ein Teil des städtischen Abwassers dabei.

    Die Feuerwehr konnte am Sonntagabend nicht allen gleichzeitig helfen. So waren sowohl die Wasserwacht (wie hier in Frauenstetten) als auch Nachbarn und andere private Hilfskräfte gefragt.
    Die Feuerwehr konnte am Sonntagabend nicht allen gleichzeitig helfen. So waren sowohl die Wasserwacht (wie hier in Frauenstetten) als auch Nachbarn und andere private Hilfskräfte gefragt. Foto: Valerie Riegel

    Wer bei Wasserschäden grundsätzlich denkt, „das zahlt ja die Versicherung“, irrt womöglich. Karl Aumiller, Sprecher des Bezirksverbandes Augsburg im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), klärt über die Situation bei Unwettern auf, wenn Haus und Wohnung beschädigt werden. „Nur rund 40 Prozent der Haushalte haben in Deutschland eine sogenannte Elementarschadenversicherung abgeschlossen, die für Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen aufkommt.“ Da Hochwasser eine elementare Naturgefahr ist, dürfen demnach nur diejenigen auf Schadenszahlungen aus ihren privaten Versicherungen hoffen, die an ihre Wohngebäude- oder Hausratversicherungen einen sogenannten Elementarschadenschutz angekoppelt haben.

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