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Wertingen: Mit 21 Jahren die erste eigene Praxis in Wertingen

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Mit 21 Jahren die erste eigene Praxis in Wertingen

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    Mit 21 Jahren gründete David Schmunk (rechts) seine eigene Physiotherapie-Praxis in Wertingen. Seit diesem Jahr betreibt er auch das ehemalige „RehaMed“ in Dillingen. Einer seiner Mitarbeiter ist Thomas Spannberg (links).
    Mit 21 Jahren gründete David Schmunk (rechts) seine eigene Physiotherapie-Praxis in Wertingen. Seit diesem Jahr betreibt er auch das ehemalige „RehaMed“ in Dillingen. Einer seiner Mitarbeiter ist Thomas Spannberg (links). Foto: Alexander Millauer

    „Es war mir schon als Jugendlicher klar, dass ich nicht als Angestellter arbeiten will“, sagt David Schmunk. Wenn er von seiner Arbeit erzählt, bilden sich kleine Fältchen unter seinen Augen. Die Mundwinkel schnellen nach oben und verweilen für einige Sekunden. Schnell merkt man: Das ist nicht sein Beruf, es ist seine Leidenschaft. Vor zwei Jahren hat er sich mit einer Physiotherapiepraxis in der Badgasse in Wertingen selbstständig gemacht – da war er 21 Jahre alt.

    Einen Bruder verschlug es nach Höchstädt

    Geboren ist Schmunk in Kasachstan, aufgewachsen in Thüringen. Plattenbau. Armut, grauer Beton, Gewalt, Drogen. „Da war die Party schon mit 14“, sagt Schmunk und lächelt. Doch schon früh merkt er, dass er mehr erreichen will. Schmunk blickt auf zu seinen zwei großen Brüdern. Idole für ihn. Während Schmunk noch in der thüringischen Einöde die Schulbank drückt, hat es einen von ihnen nach Bayern verschlagen – genauer nach Höchstädt. Er arbeitet bei Eurocopter. Schmunk sagt, dass es ihn beeindruckt habe, was seine Brüder bereits erreicht haben. „Dadurch hatte ich schon immer ein reiferes Denken als viele in meinem Alter“, sagt Schmunk.

    Was noch dazukommt: der Leistungssport. Schmunk spielt in der Landesliga im Basketball, ist thüringischer Meister im Ringen. Die breiten Oberarme verraten ihn. „Wenn du im

    Während er in einer Praxis arbeitet, absolviert er verschiedene Weiterbildungen. Manuelle Lymphdrainage, gerätegestützte Krankengymnastik und einiges mehr. Schmunk bezahlt alles von seinem Geld. „Als ich zu arbeiten angefangen habe, war mir klar, dass ich diese Weiterbildungen machen muss“, sagt er. Viele Beschwerdebilder seien zu komplex, als dass sie in der Ausbildung ausreichend vermittelt werden. Er wolle die Ursachen der Beschwerden finden und beheben, sagt er – keine Symptombehandlung.

    Doch nicht nur beruflich, auch privat tut sich 2015 viel bei Schmunk. In Gersthofen trifft er seine jetzige Freundin. Sie unterstützt ihn bei allem. Unterstützung, die er gebrauchen kann: 2016 mietet er die Räumlichkeiten im ersten Stock in der Badgasse 14 an. Über eine enge Wendeltreppe gelangt man in den langen und breiten Flur. Insgesamt drei Kabinen hat Schmunk hier zur Behandlung seiner Patienten. Er hat sich den Traum, den er seit Jahren vor Augen hatte, erfüllt. Auch wenn ihm jeder davon abgeraten hat – seine Eltern und auch seine Brüder. Schmunk macht es dennoch, er nimmt einen Kredit auf und geht das Risiko ein. „Zu verlieren hatte ich doch eh nichts“, sagt er rückblickend.

    Schwieriger Anfang in Wertingen

    Doch der Anfang gestaltet sich schwierig. Viele alteingesessene Wertinger seien zunächst skeptisch gewesen, erinnert er sich. „Mich kannte hier ja niemand“, sagt er. Dazu noch sein junges Alter von 21 Jahren. An seinen ersten Patienten erinnert er sich noch genau: Ein jugendlicher Fußballspieler mit Knieproblemen. Wenn bei dem auch heute noch was zwickt, gehe er immer noch zu ihm, sagt Schmunk. Neben seiner Leidenschaft, Beschwerden der Patienten zu lindern, füllen jetzt aber noch Bürokratie, Organisation, Marketing und Mitarbeitergespräche Schmunks Terminkalender. „Es gab Momente, in denen ich am Patienten stand und so kräftelos war, dass ich dachte, ich kann nicht mehr“, gesteht er. Dazu kommt die Sorge, nicht genug Patienten zu haben. Lange kommen nicht genug in seine Praxis. Einige sind dem Neuen gegenüber misstrauisch, andere schaffen es nicht, die enge Wendeltreppe hinaufzugehen. Einen Aufzug gibt es nicht.

    Doch Schmunk macht weiter, bietet auch Hausbesuche für Gehbehinderte an. Langsam, aber sicher kennt man seinen Namen in der Zusamstadt. Ein halbes Jahr später kauft er für sich und seine Freundin eine Eigentumswohnung in Gersthofen. Die Praxis ist voll, freie Termine gibt es kaum mehr. Jetzt muss er sogar Patienten abweisen. „Das tut mir jedes Mal leid, aber manchmal geht es einfach nicht anders“, klagt er. Mitarbeiter zu finden ist schwierig. „Das liegt auch daran, dass die Ausbildung zum Physiotherapeuten Geld kostet“, sagt Schmunk. Eine Gesetzesänderung, die dieses Jahr in Kraft tritt, ändert das. Persönlich und menschlich. So sollen seine Mitarbeiter sein, wünscht sich Schmunk. Spaß bei der Arbeit sei ihm sehr wichtig, sagt er. Er überlegt einige Sekunden, was ihn als Chef ausmacht, lächelt dabei. „Es ist schwierig, sich selbst zu beschreiben“, gesteht er und sagt nach einigen weiteren Sekunden schließlich: „Ich glaube, dass ich sehr selbstkritisch bin und immer zu einer Lösung, mit der alle zufrieden sind, bereit bin.“ Einer, der seit diesem Jahr neu im Team dabei ist, ist Thomas Spannberg.

    Neues Kapitel in Dillingen

    Als er anfängt, bei Schmunk zu arbeiten, beginnt auch für seinen Chef ein neues Kapitel. In Dillingen übernimmt er das „RehaMed“. Auf 360 Quadratmetern kann er hier Patienten behandeln. Und Schmunk hat sich schon ein weiteres Ziel gesetzt: Bis er 30 ist, will er insgesamt drei Praxen besitzen. Da merkt man: Es ist nicht nur sein Beruf, nicht nur seine Leidenschaft, es ist sein Leben.

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