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Wertingen/Landkreis: Das sagen die Jugendlichen im Landkreis zum Klimawandel

Wertingen/Landkreis

Das sagen die Jugendlichen im Landkreis zum Klimawandel

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    In Wertingen fanden im vergangenen Jahr mehrere Demonstrationen der „Fridays for Future“-Bewegung statt. Corona hat auch die Jugendbewegung ausgebremst – doch der Klimawandel ist laut Meteorologen auch in diesem warmen November deutlich sichtbar.
    In Wertingen fanden im vergangenen Jahr mehrere Demonstrationen der „Fridays for Future“-Bewegung statt. Corona hat auch die Jugendbewegung ausgebremst – doch der Klimawandel ist laut Meteorologen auch in diesem warmen November deutlich sichtbar. Foto: Benjamin Reif

    Wertingen/Landkreis Das Corona-Virus ist und bleibt das am meisten diskutierte Thema im Moment. Doch dadurch gehen andere unter – zum Beispiel der Klimawandel. Im vergangenen Jahr hielt die „Fridays for Future“-Bewegung in Wertingen mehrere Demonstrationen ab. Auch aktuelle Entwicklungen lassen aufhorchen. So ist der derzeitige November auf dem Weg zu einem Hitzerekord, wie es ein Ellerbacher Meteorologe einschätzt (wir berichteten). In einer Umfrage im Landkreis stellte das Landratsamt im Juli den Klimawandel als größte Zukunftsangst unter Jugendlichen heraus. Landrat Leo Schrell und die weiteren Mitglieder des Jugendhilfeausschusses gingen darauf jedoch bis heute überhaupt nicht ein. Wir haben uns deshalb unter Jugendlichen im Landkreis umgehört, um zu erfahren, was sie zu diesem Thema zu sagen haben.

    Julia Seefried(16) aus Unterthürheim: „Mittlerweile kann man den Klimawandel nicht mehr leugnen. Ignorieren sollten wir alle ihn deshalb auf keinen Fall, aber hysterisch in Panik verfallen ist auch keine Lösung. Am besten einfach besonnen reagieren, sodass jeder bei den Maßnahmen mitmacht. Deswegen, finde ich, sollte die Politik auch anders handeln. Die ganzen Verbote sind eigentlich eine schlaue Idee, wie zum Beispiel die CO2-Steuer, aber manche können einfach nicht umgesetzt werden, die Leute lehnen sie komplett ab. Die Maßnahmen müssen die Politiker so umsetzen, dass sie in der Gesellschaft akzeptiert werden. Ich zum Beispiel fahre so oft wie möglich mit dem Fahrrad und benutze technische Geräte und trage Kleidung, solange es geht, mein Leben hat sich dadurch nicht negativ entwickelt. Also, es ist auf jeden Fall wichtig, auf das Klima aufmerksam zu machen, jedoch würde ich nicht noch einmal auf eine ‚Fridays for Future‘-Demonstration gehen. Durch Demos entstehen manchmal nur Extreme, und irgendwann geht es gar nicht mehr um das Klima. Die Leute reden nicht mehr miteinander, sondern nur noch übereinander.“

    Sarah Stöckle (15) aus Wertingen: „Ich leugne den Klimawandel nicht. Ich setze mich deshalb fürs Klima ein, denn so, wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen. Auf einer ‚Fridays for Future’-Demo war ich schon - nur schade, dass es nach einer Zeit nicht mehr ernst genommen, sondern als Trend angesehen wurde. Davon abgesehen esse ich weniger Fleisch, fliege selten, kaufe Second-Hand-Mode und so weiter. Manche meiner Freunde machen da auch mit, andere leider nicht, und sie machen sich auch darüber lustig oder sagen, es sei gar nicht so ernst. Natürlich bin ich auch nicht radikal oder übertrieben bei der Sache, aber es ist einfach immer noch ein wichtiges Thema, auf das ich Leute hinweisen will. Wir müssen alle als Gesellschaft mitmachen, vor allem die großen Firmen, die einen größeren Einfluss haben. So können wir es schaffen, ohne dass unsere Zukunft im Desaster endet.“

    Fabian Kaiser(20) aus Laugna: „Ich finde, Jugendliche interessieren sich sogar zu wenig für den Klimawandel. Sie leben ausgelassen, das hängt viel mit Gruppenzwang zusammen. Ich bin da eher anders gestimmt als meine meisten Freunde, ich achte auf meine Umwelt, trenne Müll und so weiter. Wenn ich die Zeit hätte, würde ich sogar auf eine Demonstration gehen, aber weil das eben nicht geht, versuche ich einfach, meine Freunde umzustimmen. Deswegen sollte die Politik auch strengere Regeln einführen, wobei ich mich da leider nicht sehr gut auskenne und deshalb nicht über die Konsequenzen Bescheid weiß. Aber die Politik muss einfach besser handeln, sonst eskaliert alles.“

    Lukas Jaud(18) aus Binswangen: „Der Klimawandel ist definitiv etwas Negatives, worunter alle Menschen leiden. Deswegen versuche ich, mich zu engagieren, indem ich zum Beispiel öfter zu Fuß gehe. Hoffentlich wird die Politik auch öffentliche Verkehrsmittel weiter ausbauen. Vor der Zukunft habe ich trotzdem keine Angst, man muss einfach damit leben, so wie mit allem, und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.“

    Bryan Winten(20) aus Wertingen: „Wenn das mit dem Klima so wie jetzt weitergeht, habe ich schon Angst um meine Zukunft. Deswegen mache ich auch etwas für die Umwelt, ich kaufe Bio, achte auf den Energieverbrauch und fahre oft mit dem Fahrrad. Meine Freunde haben das zuerst nicht ernst genommen, aber ich habe sie überzeugen können. Ich nutze auch Social Media, um meine Meinung zu verbreiten, was jetzt aber durch Corona etwas untergeht. Die Regierung sollte, was den Klimawandel betrifft, besser handeln, aber die Gesellschaft natürlich auch. Das Umdenken und Handeln fängt ja bei jedem Einzelnen selbst an.“

    Magnus Haußmann(20) aus Laugna: „Ich kann nicht genau sagen, auf welcher Seite ich stehe, wenn es um den Klimawandel geht. Am besten sollte man einen Kompromiss zwischen den beiden großen Seiten finden, denn natürlich ist es wichtig, unsere Umwelt zu schützen, man kann aber beispielsweise auch nicht sofort alle Kohlekraftwerke schließen, weil viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren würden.

    Ich war auch nie auf einer ‚Fridays for Future‘-Demonstration, eben weil es mir so radikal vorkam. Außerdem haben manche das auch schamlos ausgenutzt, nur um nicht in die Schule zu müssen. Stattdessen sollte einfach jeder Einzelne etwas für die Umwelt tun, wobei ich das aber auch nicht immer gut mache – ich könnte zum Beispiel mehr Fahrrad fahren. Aber zum Beispiel ein Elektroauto könnte ich nicht haben, weil ich eine große Strecke zu meiner Uni fahren muss und die Infrastruktur auf dem Land nicht wirklich gut ausgebaut ist. Es ist aber komisch, über das Klima zu reden, denn ich bin kein Profi. Leute, die sich da besser auskennen, könnten vielleicht den öffentlichen Personennahverkehr ausbauen und Elektroautos verbessern, damit unsere Zukunft nicht in einem Horrorszenario enden muss.“

    Hannah Kniebeler(19) aus Roggden: „Auf der einen Seite habe ich Angst, dass wir es versäumen, aktiv Klimaschutz zu betreiben, und es dann zu spät ist. Aber auf der anderen Seite hoffe ich, dass wir es doch ausreichend schützen können, weil man es heutzutage eigentlich nicht ignorieren kann. Um genau das zu erreichen, versuchen meine Familie und ich, Plastikmüll zu vermeiden. So haben wir Plastikstrohhalme durch gläserne ersetzt und benutzen eine Alternative zu Frischhaltefolie aus Bienenwachs. Außerdem ernähre ich mich vegetarisch. Jetzt sollte das Thema allgemein auch präsenter sein, der Klimawandel macht während der Pandemie schließlich keine Pause.“

    Hanna Wörrlein(18) aus Schretzheim: „Der Klimawandel ist ein ernst zu nehmendes Problem und ich hoffe, dass wir es zusammen schaffen können, momentan überwiegt allerdings die Angst. Deswegen setze ich mich für das Klima ein und ernähre mich seit sechs Jahren vegetarisch, teilweise vegan, ich benutze oft den Zug oder das Fahrrad, kaufe Second-Hand-Klamotten und verkaufe auch alte Sachen. Wir als Familie kaufen biologisch und regional ein und vermeiden Plastikmüll. Prinzipiell gibt es auch in der Politik gute klimafreundliche Ansätze, doch diese werden nicht konsequent umgesetzt. Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Besonders der verspätete Kohleausstieg hat mich persönlich sehr enttäuscht. In der Corona-Pandemie hört man auf Wissenschaftler, beim Thema Klimawandel aber leider nicht, obwohl es jetzt nicht weniger wichtig ist. Auch in Zeiten einer Pandemie sollte der Klimawandel immer noch Priorität haben, da es um unseren Lebensraum geht. Wenn ich darüber nachdenke, fürchte ich mich ein wenig vor der Zukunft.“ (mit br)

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