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Wertingen: Krankenhaus-Areal Wertingen: Alles auf Null?

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Krankenhaus-Areal Wertingen: Alles auf Null?

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    Wie es jetzt auf dem Krankenhausgelände in Wertingen nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren gegen den geplanten Ärztehaus-Turm weitergeht, scheint völlig offen. Landrat Leo Schrell sieht keine Basis mehr für die Realisierung von Pflegeheim und Parkdeck und äußert sich auch in Sachen Pflegeschule zurückhaltend.
    Wie es jetzt auf dem Krankenhausgelände in Wertingen nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren gegen den geplanten Ärztehaus-Turm weitergeht, scheint völlig offen. Landrat Leo Schrell sieht keine Basis mehr für die Realisierung von Pflegeheim und Parkdeck und äußert sich auch in Sachen Pflegeschule zurückhaltend. Foto: Andreas Dengler (Archiv)

    Der Bürgerentscheid am Sonntag in Wertingen ging klar gegen den Ärztehaus-Turm von Ulrich Reitenberger aus. Rund 3300 Wertinger gaben ihre Stimme ab. 1958 davon, das sind 59,2 Prozent, stimmten gegen die Weiterplanung des Ärztehaus-Turms.

    Landrat Leo Schrell (Freie Wähler) ist vom Ausgang des Entscheids enttäuscht. Gegenüber unserer Zeitung gab er am Montag folgendes Statement ab: „Wir haben ein modernes Zukunftskonzept zur weiteren Verbesserung der medizinischen Versorgung der Menschen in der Region Wertingen und im gesamten Landkreis Dillingen vorgelegt. Bei all unseren Überlegungen stand und steht der langfristige Erhalt des Wertinger Krankenhauses an oberster Stelle. Das Ärztehaus unmittelbar am Krankenhaus hätte ein wichtiger Baustein dafür werden können. Dass sich die Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich dagegen ausgesprochen haben, finde ich schade.“ Der Landrat sowie die Freien Wähler im Stadtrat hatten von Anfang an für das Projekt von Ulrich Reitenberger geworben, der ebenfalls den Freien Wählern angehört und für diese im Kreistag sitzt.

    Schrell sieht keine Möglichkeit mehr für ein Pflegeheim am Krankenhaus

    Für die Aufwertung des Krankenhausgeländes stellten Reitenberger und Schrell bereits im März 2020, damals noch unter dem Titel „Medizincampus“, ihre Idee vor. Neben dem Ärztehaus-Turm, der im Planungsentwurf mit elf Stockwerken angedacht war, sollten auf dem Krankenhaus-Areal eigentlich auch ein Pflegeheim, eine Pflegeschule und ein mehrgeschossiges Parkdeck entstehen.

    Eigentlich – denn diese Pläne könnten nun hinfällig sein. Schrell dazu: „Da ein Pflegeheim nach meiner Einschätzung auch nur durch einen privaten Investor errichtet werden könnte und dafür ein Grundstücksverkauf durch den Landkreis erfolgen müsste, wird voraussichtlich auch dieses Projekt nicht umsetzbar sein.“ Auch Bürgermeister Willy Lehmeier hatte gegenüber unserer Zeitung die Befürchtung geäußert, dass sich für derartige Pläne dieselben Probleme ergeben würden wie bei Reitenbergers Turm. Eines der häufigsten Argumente der Kritiker in Stadtrat und Kreistag war der Verkauf des Grundstücks gewesen, der für den Bau notwendig gewesen wäre.

    Und damit nicht genug: „Für das geplante Parkdeck fehlt mit der gestrigen Entscheidung ein Investor“, fährt Schrell fort. Und auch für die Pflegeschule, für die immerhin schon eine Bauvoranfrage eingereicht wurde, gibt es seitens Schrell kein felsenfestes Bekenntnis. „Die Krankenpflegeschule könnte trotzdem gebaut werden. Die weitere Vorgehensweise werde ich dem Aufsichtsrat zur Beratung vorlegen“, so der Landrat. Auf die Frage, ob das Aus für den Tower auch Auswirkungen auf seine Entscheidung hinsichtlich einer möglichen vierten Kandidatur für das Amt des Landrates habe, äußerte sich Schrell wie folgt: „Meine aktuelle Wahlzeit endet erst im Juli 2022, sodass ich noch genügend Zeit habe, eine Entscheidung zu treffen. Der Ausgang des Bürgerbegehrens hat darauf allerdings nicht den geringsten Einfluss.“

    Rege Diskussion auf Facebook

    Auf der Facebook-Seite unserer Zeitung wird der Entscheid kontrovers diskutiert. Ein User schreibt etwa: „Jeder will ein Krankenhaus in der Nähe, aber keiner will dafür etwas tun oder akzeptieren, unverständlich.“ Ein anderer entgegnet ihm: „Das stimmt, jeder will ein Krankenhaus in der Nähe, aber niemand will ein Ärztehaus, das einem Bauträger gehört, über dies er dann später frei entscheiden kann, wer darin lebt. Über das Aussehen des Turms, der keineswegs in das Bild dieser Gegend passt, muss man, glaube ich, gar nicht erst reden.“ Ein Mann schreibt: „Unglaublich, aber wahr – Ärztehaus gerne, aber doch bitte nicht in meinem Vorgarten, so denken wohl die meisten die hier gegen das geplante Projekt gestimmt haben.“ Eine Frau meint schlicht: „Schade, Chance vertan.“ Und auch die Pläne von Ulrich Reitenberger, nun seine ursprüngliche Idee für ein Ärztehaus-Projekt in de Dillinger Straße wieder aufzugreifen, wird in einem Post thematisiert. Eine unserer Leserinnen schreibt: „Jetzt können wir uns schon auf den nächsten Bürgerentscheid einstellen, wenn die Firma Reitenberger versucht, das Ärztehaus in der Dillinger Straße zu verwirklichen – auch dort wird es Gegner geben, die es verhindern wollen!“ Die ursprünglichen Pläne Reitenbergers sind im Internet auffindbar. Das Konzept vereint „Wohnen, Gesundheit, Leben und Arbeit“. Der Laugnaer Unternehmer bestätigte gegenüber unserer Zeitung dieses Vorhaben. Für das Krankenhaus ergeben sich damit aber seiner Ansicht nach längst nicht so große Synergieeffekte, wie sie der Ärztehaus-Turm hätte bereitstellen können.

    Die Gegner des Turms halten sich mit Kommentaren zurück

    Die erfolgreichen Gegner des Projekts hielten sich am Montag mit Kommentaren zurück. Am Sonntag hatte der Initiator der Bürgerinitiative „Für das Krankenhaus – Gegen den Tower“, Klaus Lang, noch in einem Statement geschrieben: „Mit dem Bürgerbegehren haben wir einen Anstoß zur Diskussion gegeben. Dieser Prozess muss jetzt von den Verantwortlichen weitergeführt werden, um in einem offenen Verfahren die bestmögliche Lösung für Wertingen und seine Bürger und Bürgerinnen zu erarbeiten.“ Was das im Detail bedeuten soll, sagte Lang nicht. „Nach dem Kommunal- und Krankenhausrecht gibt es für Stadt, Landkreis und Klinik-GmbH Leitungen, Organe und Gremien“, so Lang. Er habe vor, das Ergebnis des Bürgerentscheids mit seinen Mitinitiatoren noch genauer zu beraten. Der Ortsvorsitzende der Wertinger CSU, Hans Moraw, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist.“ Das vergangene halbe Jahr sei der Turm das alles beherrschende Thema gewesen – und ein „brenzliges“. Jetzt sei es an der Zeit, sich wieder „zusammenzuraufen“.

    Darauf hofft auch sein Stadtrats-Kollege Tobias Kolb (Kommunale Umweltliste). Ebenso wie Moraw spricht er von der Notwendigkeit, sich wieder „zusammenzuraufen“. Er denkt positiv: Der Wille, das Wertinger Krankenhaus zu erhalten, sei bei allen Stadträten erkennbar.

    Der Entschluss des Stadtrates vom Oktober ist mit dem Bürgerentscheid nun unwirksam. Beim entscheidenden Votum über den vorhabenbezogenen Bebauungsplan, die 13 zu acht zugunsten des Projektes ausging, hatten auch die vergleichsweise jungen Stadträte Franz Bürger Junior (CSU) und Michael Humbauer (CSW) ihre Stimme zugunsten Reitenbergers abgegeben, ebenso wie Tobias Kolb (KUL), Peter Seefried (BIW) sowie alle Stadträte der Freien Wähler und der Grünen.

    Lesen Sie dazu den Kommentar unseres Redakteurs: „Dagegen“ ist die Marschrichtung

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