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Wertingen: Im Seniorenzentrum St. Klara in Wertingen herrscht Trauer

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Im Seniorenzentrum St. Klara in Wertingen herrscht Trauer

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    Derzeit ist die Stimmung im Seniorenzentrum St. Klara in Wertingen traurig und bedrückt. Die neue Leiterin der Einrichtung ist Pauline Wiesenmayer. Sie sagt, dass es Bewohner und Mitarbeiter tief getroffen habe, dass sie sich von so vielen verabschieden mussten.
    Derzeit ist die Stimmung im Seniorenzentrum St. Klara in Wertingen traurig und bedrückt. Die neue Leiterin der Einrichtung ist Pauline Wiesenmayer. Sie sagt, dass es Bewohner und Mitarbeiter tief getroffen habe, dass sie sich von so vielen verabschieden mussten. Foto: Matthias Becker

    Ausnahmezustand, Tod und Trauer. Es sind schwierige Zeiten in denen Pauline Wiesenmayer die Leitung des Seniorenzentrums St. Klara in Wertingen übernimmt. Seit Anfang des Jahres ist sie Chefin der Einrichtung, die 76 Seniorinnen und Senioren Platz bietet. Ihr Start wurde ausgebremst. Als sie die Leitung übernehmen sollte, erkrankte sie an Corona – ebenso wie ihr Vorgänger. Im Interview spricht die 57-Jährige über die vielen Verluste, die Trauer im Haus und die Hoffnung darauf, dass das Lachen und die Freude wieder ins Haus St. Klara zurückkehrt.

    Frau Wiesenmayer, Sie und Ihre Mitarbeiter haben traurige und kräftezehrende Wochen hinter sich. Wie ist die Lage im Haus?

    Pauline Wiesenmayer: Derzeit gibt es 32 Bewohner in der Einrichtung. 33 Seniorinnen und Senioren sind in den vergangenen Wochen in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Bewohner und Mitarbeiter sind traurig und bedrückt. Wir arbeiten hier mit Menschen, die wir ins Herz schließen. Auch die Bewohner haben Freundschaften untereinander geschlossen. Wir mussten uns von so vielen verabschieden, das hat uns tief getroffen. Diese Trauer wird uns noch lange begleiten.

    Pauline Wiesenmayer
    Pauline Wiesenmayer Foto: St. Klara

    Sie sind seit 1. Januar die neue Heimleiterin. Sie hatten einen schweren Start. Was kam da alles zusammen?

    Pauline Wiesenmayer: Ja, ich hätte mir auch einen anderen Übergang gewünscht, aber das kann man selbst nicht steuern. Es tut mir weh, dass sich mein Vorgänger, Günther Schneider, nicht richtig verabschieden konnte. Als er seinem Herzen folgen und wieder in der Lehre tätig sein wollte, konnte keiner erahnen, dass das Coronavirus unsere Einrichtung so hart treffen wird. Somit konnte keiner voraussehen, unter welchen Umständen er die Einrichtung verlassen muss. Es zerriss ihm das Herz. Wir wollten eine Übergabe in den damals schon schwierigen und schockierenden Zeiten machen. Aber dann sind wir beide positiv getestet worden und mussten am 12. Dezember in Quarantäne. In dieser Zeit haben Gabriele Preis, Beate Schneider, Angelika Giovas und Karin Soucek unsere Aufgaben übernommen und hervorragend gemeistert.

    Wurde im Seniorenzentrum St. Klara schon geimpft?

    Pauline Wiesenmayer: Von den Mitarbeitern, die die ganze Zeit negativ geblieben sind, haben sich fast alle auf eigenen Wunsch hin impfen lassen. Wir haben erlebt, was das Virus anrichten kann und haben viele Menschen daran verloren. Aktuell wurden alle Mitarbeiter und Bewohner vor ein paar Tagen negativ getestet.

    Wann dürfen Besucher wieder in das Seniorenzentrum?

    Pauline Wiesenmayer: Das wissen wir aktuell noch nicht genau. Am 13. Januar wurde die Quarantäne vom Gesundheitsamt aufgehoben. Aktuell werden alle notwendigen Hygienemaßnahmen bezüglich Neuaufnahme und Besuchsrecht mit dem Gesundheitsamt abgestimmt.

    Sie selbst haben erst mit 39 Jahren die Ausbildung zur Altenpflegerin gemacht. Wie kam es dazu?

    Pauline Wiesenmayer: Eigentlich bin ich eine gelernte Schreinerin. Ich habe dann aber früh geheiratet und mich um meine drei Kinder gekümmert. Als die größer und selbstständiger wurden, wollte ich einen Beruf erlernen, bei dem ich viel mit Menschen zu tun habe. Da habe ich mich an meine Kindheit erinnert und dass ich oft und gerne bei meiner Oma war. Dort kamen auch andere ältere Menschen zum Plausch vorbei und haben oft faszinierende Geschichten erzählt.

    Wie klappte es mit der Ausbildung?

    Pauline Wiesenmayer: Es war schon stressig. Aber meine Familie hat mich unterstützt und ich habe den Vorteil, dass ich leicht lerne. Die zweijährige Ausbildung habe ich in Wertingen absolviert und dabei mein Praktikum in Meitingen und Wertingen gemacht. Das Anerkennungsjahr absolvierte ich in St. Klara.

    Hat es Ihnen dort gleich gefallen?

    Pauline Wiesenmayer: Ja, ich erinnere ich mich noch genau. Ich habe mich gleich wohlgefühlt. Es war ein tolles Miteinander auch mit den Kollegen. Es hat alles gepasst. Als ich dann gefragt wurde, ob ich bleiben will, habe ich natürlich ja gesagt. Mittlerweile bin ich fast 20 Jahre in St. Klara. Von 2002 bis 2004 habe ich mich im Bereich Pflegedienst- und Heimleitung weitergebildet und wurde anschließend Pflegedienstleiterin und 2006 stellvertretende Heimleitung.

    Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

    Pauline Wiesenmayer: Wir versuchen gerade, wieder etwas Normalität in die Einrichtung zu bringen. Unser Wunsch ist es, trotz Trauer im Herzen, für unsere Senioren weiterhin stark zu sein und wieder zum Lachen und zur Freude zurückzufinden. Verluste kann man nicht ausgleichen und Menschen nicht ersetzen. Und dennoch wünschen wir uns, dass Senioren wieder in unsere Einrichtung einziehen, sich wohlfühlen – ein neues Zuhause finden können.

    Interview: Elli Höchstätter

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