In der Debatte um den geplanten Bau eines Ärztehaus-Turms in unmittelbarer Nachbarschaft zum Krankenhaus meldet sich nun auch der Freie-Wähler-Landtagsabgeordnete Johann Häusler zu Wort. Aktueller Anlass ist das Bürgerbegehren der Initiative „Für das Krankenhaus – gegen den Tower“ und dessen Bürgerbegehren, über das die Wertinger am 25. April persönlich abstimmen können. Die Briefwahl hat schon begonnen.
Für dieses Bürgerbegehren fehlt dem Abgeordneten, der in Wertingen sein Büro betreibt, jedes Verständnis, wie er unserer Zeitung schreibt. „Verhinderungsstrategien wie das Bürgerbegehren gegen den Tower sind kontraproduktiv und unverantwortlich“, sagt Häusler. Und auch sonst sieht er in der Debatte einiges im Argen. „Völlig unverständlich sind für mich Leserbriefschreiber, die monieren, dass alle lokal kommunalpolitisch tätigen Gruppierungen außer der CSU das Projekt unterstützen. Das würde die Vertrauenswürdigkeit insgesamt infrage stellen. Kommunalpolitik ist der Wettbewerb um bessere Ideen und um Lösungen für die Zukunftsfähigkeit der Heimatkommune, beziehungsweise der Region“, so Häusler.
Die aktuelle Corona-Krise zeige, welche grundlegende Bedeutung unsere Krankenhausstruktur in Bayern – insbesondere im ländlichen Raum – einnehme und so auch die Akutversorgung auf kurzem Wege sicherstelle. Zahlreiche Gutachten gingen von einer Überversorgung der bayerischen Krankenhauslandschaft aus und empfehlen eine stärkere Konzentration auf leistungsstarke Kliniken mit einer entsprechenden Expertise und hohen Fallzahlen. Dies würde auch die wirtschaftliche Situation der vorwiegend kommunalen Krankenhäuser erheblich verbessern.
Landkreis Dillingen ist "Raum mit besonderem Handlungsbedarf"
Der Landkreis Dillingen, der als einziger schwäbischer Landkreis als „Raum mit besonderem Handlungsbedarf im Landesentwicklungsplan“ eingestuft sei und somit eine unterdurchschnittliche Umlagekraft aufweise, bekenne sich mit allen finanziellen Konsequenzen zu seinen beiden Klinikstandorten in Dillingen und Wertingen, so Häusler. „Vergleichbare Landkreise haben sich mittels Privatisierung beziehungsweise Standortschließungen aus diesem zunehmenden Defizitbereich zumindest weitgehend zurückgezogen.“ Derzeit laufe bayernweit der Versuch, kleine Krankenhausstandorte in „Integrierte Medizinische Versorgungszentren“, eine Synthese zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, umzustrukturieren.
Das Krankenhaus in Wertingen nehme auch heute noch eine zentralörtliche Funktion ein, die in der ehemaligen Landkreisstruktur begründet ist. Die aktuelle Diskussion um dieses Haus beschränke sich schwerpunktmäßig auf den Einzugsbereich des Zusamtals. Tatsächlich komme aber ein Großteil der Patienten und der Einweiser aus dem Lech- und Schmuttertal, zunehmend auch aus Gemeinden östlich des Lechs. Das heißt laut Häusler: Die Grund- und Regelversorgung mit Krankenhausdienstleistungen des nördlichen und westlichen Landkreises Augsburg werde vorwiegend vom Wertinger Krankenhaus erbracht.
Mit dem Krankenhaus verbinde sich in „existenzieller Weise“ die örtliche Infrastruktur. Wertingen sei nach wie vor eine Einkaufs- und Dienstleistungsstadt, insbesondere auf den Einzugsbereich des Krankenhauses bezogen. Coronabedingt werde es auch für den gut aufgestellten Wertinger Einzelhandel schwer, seine Position gegenüber den großen Lebensmitteleinzelhandelsketten und den Versandanbietern zu behaupten.
Häusler: "Zukunft des Wertinger Krankenhauses ist eng mit örtlichem Gewerbe verbunden"
„Deshalb ist die Zukunft des Wertinger Krankenhauses sehr eng mit dem örtlichen Gewerbe und Einzelhandel verbunden“, sagt Häusler. „Umso mehr beunruhigt mich als Heimatabgeordneter der derzeitige substanzielle und organisierte Widerstand gegen das nachhaltigste Zukunftsprojekt der Stadt: die Sicherung des Krankenhausstandorts und die Verbesserung der medizinischen Versorgung.“
Ein Parteiwechsel kann und darf in Häuslers Augen die Zukunft und das Wohl einer ganzen Region aus Revanchegründen nicht infrage stellen. Im Dezember 2019, noch vor dem Beitritt des Investors zur FW-Familie, habe der Aufsichtsrat der Kreiskliniken einstimmig, mit den Stimmen der CSU-Vertreter, diesen Medizin-Campus begrüßt und unterstützt. Die Begründung sei „heute genauso richtig wie damals“.
Der oftmals infrage gestellte Tower könnte zudem ein „richtiger Hingucker“ für das Stadtbild werden und kann das in die Jahre gekommene Personalwohnheim bestens ersetzen, glaubt der Abgeordnete. Außerdem sei die Attraktivität eines Standorts und das qualitative Wohnungsangebot für stark nachgefragte Ärzte, Pflegekräfte und Auszubildende ein wesentliches Entscheidungskriterium für die Arbeitsaufnahme, aber auch für den Verbleib im Haus. „Diese einzigartige Chance bietet der geplante Tower, neben der Konzentration medizinischer Fachdienstleistungen“, so Häusler abschließend. (pm)
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