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Wertingen: Eine Hohenreichener Linde muss verarztet werden

Wertingen

Eine Hohenreichener Linde muss verarztet werden

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    Eine der beiden alten Linden auf dem Hohenreichener Schlossberg wurde bei einem Sturm Anfang April beschädigt. Jetzt müssen behutsame Schnittarbeiten durchgeführt werden, um das Naturdenkmal zu erhalten.
    Eine der beiden alten Linden auf dem Hohenreichener Schlossberg wurde bei einem Sturm Anfang April beschädigt. Jetzt müssen behutsame Schnittarbeiten durchgeführt werden, um das Naturdenkmal zu erhalten.

    Spaziergängern bietet sich auf dem ehemaligen Schlossgelände im Wertinger Stadtteil Hohenreichen ein prachtvolles Bild. Mächtige, ehrwürdige Riesen rahmen mit einem rauschenden Blätterwerk die Kapelle auf dem Schlossberg ein. Ob sie die Edlen von „Richen“ noch kannten, die einst in dem stattlichen Schloss über dem Dorf residierten, ist nicht bekannt. Heute zeugen nur noch die an einen Wall erinnernden, mit Gras und Gestrüpp überwucherten Hügel von den Glanzzeiten dieses Adelsgeschlechts. Die betagten Linden auf dem Gelände mit einem Stammumfang bis zu sieben Metern gehören zu den ältesten Bäumen im Stadtgebiet von Wertingen und werden von den Bewohnern des Ortsteils gehütet wie ein Schatz.

    So sorgt sich Kirchenpfleger Hans Schuster nach einem stürmischen Ostermontag um den Zustand einer alten Linde hinter der Kapelle. „Sturmböen haben sie arg zugerichtet, ein großer Ast ist abgebrochen,“ berichtet er der Umweltreferentin des Stadtrats, Hertha Stauch. Schuster, Kirchenpfleger der Pfarreiengemeinschaft Bliensbach, zu der Hohenreichen gehört, ist auch für die Schlosskapelle zuständig und überzeugt davon, dass die Linden rundum schon standen, als die im Spanischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen zerstörte Burganlage langsam zu Ruinen zerfiel.

    Eine der beiden alten Linden auf dem Hohenreichener Schlossberg wurde bei einem Sturm Anfang April beschädigt. Jetzt müssen behutsame Schnittarbeiten durchgeführt werden, um das Naturdenkmal zu erhalten.
    Eine der beiden alten Linden auf dem Hohenreichener Schlossberg wurde bei einem Sturm Anfang April beschädigt. Jetzt müssen behutsame Schnittarbeiten durchgeführt werden, um das Naturdenkmal zu erhalten.

    Der herabgefallene Ast ist einen halben Meter dick

    300 Jahre alt könnten die Bäume sein, meint Schuster. Aufgrund ihres Alters sind die Linden als Naturdenkmal geschützt und obliegen deshalb der Zuständigkeit der Naturschutzbehörde am Landratsamt. Kreisfachberater Manfred Herian ist sich mit Stauch einig, dass schon allein das hohe Alter den Erhalt der Bäume rechtfertigt. Herian hat eine Baumpflegefirma veranlasst, den beschädigten Methusalem zu begutachten und zu stützen. Es sei ein Glücksfall, so Herian und Stauch, dass die Bäume auf dem dicht bewachsenen Schlossberg abseits von viel frequentierten Wegen stehen. So seien Spaziergänger oder Passanten nicht durch herabfallende Äste gefährdet.

    Auch Herian schätzt das Alter des Baumes auf über 300 Jahre, allein aufgrund seiner mächtigen Statur. Rund 30 Meter hoch ist der Baum. Der Ast, den er verloren hat, ist rund einen halben Meter dick. Nun wurde der Bereich rund um den Baum vom Wertinger Betriebshof abgesperrt, sagt Herian. Eine Firma werde nun beauftragt, einen sogenannten „Erhaltungsschnitt“ am Baum durchzuführen. Der werde nötig sein, da sonst Gefahr besteht, dass weitere Teile abbrechen. In der jüngeren Vergangenheit wurden schon einmal größere Arbeiten durchgeführt – vor drei Jahren schlug ein Blitz in den Baum ein, er musste aufwendig an der Krone zusammengebunden werden, sagt Herian.

    Manfred Herian
    Manfred Herian

    Die Naturdenkmäler im Kreis Dillingen sind vielfältig

    Die gewaltige Linde habe zahlreiche Einhöhlungen und diene vielerlei Tieren als Lebensraum. Sie ist in Herians Augen auch für Spaziergänger sehr sehenswert, mit dem im Lauf der Zeit freigelegten, ausufernden Wurzelwerk, das hier auch durch die Hanglage besonders gut sichtbar sei.

    Nicht umsonst ist der Baum auf dem Hohenreichener Schloss ein sogenanntes „Naturdenkmal“. Das bedeutet, dass der Landkreis sich um den Erhalt und die Sicherheit kümmern muss. Einmal im Jahr muss jedes Naturdenkmal im Landkreis inspiziert werden. Derer gibt es rund 130 Stück, sagt Herian.

    Manfred Herian erklärt die Hintergründe: Praktisch alles, was in der Natur vorkommt, kann ein Naturdenkmal werden. Zumindest theoretisch, denn es „muss schon etwas Außergewöhnliches sein“, wie Herian sagt. Die meisten Naturdenkmäler im Kreis sind Bäume. Entweder sind diese besonders alt – meistens 150 Jahre aufwärts – oder selten. Am Obermedlinger Kirchberg steht etwa eine Schwarznuss. Der Baum, der sehr schmackhafte, aber schwer zu knackende Früchte trägt, ist in heimischen Gefilden eigentlich gar nicht zu finden, sagt Herian.

    Auch Felsen können ein Naturdenkmal sein

    Aber auch Felsformationen können Naturdenkmäler werden, oder Gehölzbestände. Bei Mödingen etwa befinde sich mitten in einem Acker eine Riesscholle, die zum Naturdenkmal erklärt wurde. Ähnlich der Osterstein in Finningen, der auch eine frühgeschichtliche Kultstätte war.

    Jeder kann einen Vorschlag beim Landratsamt einreichen, was ein Naturdenkmal werden soll. Das kann auch ein außergewöhnlicher Baum im eigenen Garten sein. Wird dieser in einem längeren Prozess von den Behörden anerkannt, wird er ein Naturdenkmal und damit unter Naturschutz gestellt. (weiterer Bericht folgt). (mit pm)

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