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Wertingen: Biogasanlage: Das Kopfschütteln in Roggden ist noch immer groß

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Biogasanlage: Das Kopfschütteln in Roggden ist noch immer groß

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    Diese Biogasanlage im Wertinger Stadtteil Roggden steht direkt neben der Staatsstraße 2027 und südlich  vom Creaton-Werksgelände.
    Diese Biogasanlage im Wertinger Stadtteil Roggden steht direkt neben der Staatsstraße 2027 und südlich  vom Creaton-Werksgelände. Foto: Günther Herdin (Archiv)

    Ein ganzer Bus machte sich am Donnerstagnachmittag von Roggden aus auf den Weg ins Landratsamt Dillingen. Dort fand das gewünschte Fachgespräch zur Biogasanlage statt. Über mehrere Wochen hinweg hatte der Wertinger Stadtteil unter einem schweflig-süßen Geruch gelitten, der von dem Kraftwerk ausgestoßen wurde. Die Anlage läuft nach Angaben des

    Verschiedene Experten beim Gespräch dabei

    Das Amt hatte nach dem Vorfall verschiedene Fachstellen um eine aktuelle und damit außerplanmäßige Kontrolle der Anlage gebeten. Laut Pressemitteilung haben an dem Informationsgespräch neben Bürgern zudem verschiedene Experten teilgenommen, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Wertingen sowie vom Verein Renergie Allgäu, der sich auf die Betreuung von Biogasanlagen spezialisiert hat.

    Ein großes Kopfschütteln und viele Fragen bleiben trotzdem, sagte Bettina Kirner. Die Anwohnerin folgte gemeinsam mit 40 anderen Roggdenern der Einladung ins Amt. „Das Landratsamt war sehr bemüht“, erklärte Kirner auf telefonische Nachfrage unserer Zeitung. Dass aber erst ein solch enormer Druck von dem Ort ausgehen musste, damit die Sorgen der Anlieger Ernst genommen wurden, macht Kirner stutzig.

    Keine großen Mängel in Roggden

    Auf die Anlage in Roggden bezogen betonte Marx, dass Regelüberwachungen in den letzten Jahren keine größeren Mängel ergeben hätten. Kleinere Beanstandungen seien jeweils umgehend behoben worden. Die aus aktuellem Anlass vorgenommene Überprüfung des Aufbachs durch das Wasserwirtschaftsamt habe keine Hinweise auf eine Gewässerverunreinigung durch die Biogasanlage ergeben. Ebenso wenig seien bei der Überprüfung durch den Naturschutz am Baumbestand Schädigungen festgestellt worden.

    Thematisiert wurden auch die Sorgen der Roggdener Bürger wegen möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch den Gestank während der vergangenen Wochen. Die Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Dr. Uta-Maria Kastner, konnte die Bürger hier beruhigen. Zwar seien die intensiven, unangenehmen Gerüche durch Schwefelwasserstoff für Menschen durchaus belästigend und könnten im Einzelfall ab bestimmten Konzentrationen auch zu Reizungen von Augen und Nasen- oder Rachenschleimhäuten führen. Dauerhafte Gesundheitsgefahren oder gesundheitliche Risiken könnten aber nahezu ausgeschlossen werden.

    Geruchsbelästigungen in Roggden

    Die Roggdener bemängelten laut Pressemitteilung in dem Gespräch die immer wieder auftretenden Geruchsbelästigungen sowie die aus ihrer Sicht unzureichende rechtliche Handhabe der Behörden. Dabei räumte Ottmar Hurler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Wertingen ein, dass die Fortschreibung der Sicherheitsstandards für solche Anlagen mit der rasanten Entwicklung in der Branche nicht Stand halten konnte. Ein Grund für die schubweisen Geruchsbelästigungen könnte mit der Befütterung der Anlage zusammenhängen, mutmaßen die Fachleute. Die Anlage in Roggden sei laut Pressemitteilung in einem guten funktionalen Zustand. Allerdings würden die Nachrüstung bei der Fütterung sowie der Bau eines Havarie-Walls gefordert. Neben den ohnehin vorgeschriebenen und durch das Landratsamt unangemeldet stattfindenden Kontrollen, werde auch der Betreiber regelmäßig die Gasdichtigkeit der Anlage überprüfen, sagte Marx.

    Neben Infos und Aufklärung zum aktuellen Vorfall Anfang Oktober wollten die Roggdener bei dem Gespräch mehr zu den Kontrollmechanismen der Anlage erfahren. Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier sprach sich bei dem Gespräch im Landratsamt für eine politische Initiative aus, um künftig Standards festzuschreiben und gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Genehmigungsbehörden ermöglichen, bereits im Verfahren die Tauglichkeit des Betriebskonzeptes zu prüfen und sinnvolle Auflagen festzuschreiben. „Ziel muss sein, die Sicherheit der Bevölkerung im Umgriff solcher Anlagen bestmöglich sicherzustellen und die Anlagen selbst vor Havarie zu schützen“, sagte Lehmeier.

    Weiteres Treffen in Roggden

    Wie geht es in Roggden weiter? Die betroffenen Anlieger werden sich in den kommenden Tagen treffen, um das Gespräch nochmals zu reflektieren. Dabei werde auch über eine mögliche Petition, die eine Meldepflicht von Schwefelstoffunfällen und ein Sicherheitskonzept für solche Vorfälle vorsieht, beraten, sagte Kirner. Für Staunen bei den Bürgern sorgte, dass das Landratsamt keine Proben von den rötlichen Ablagerungen auf Rollladen und Dachrinnen nehmen wird. Der Grund dafür sei laut Kirner, dass das Landratsamt kein geeignetes Labor finde. Dieses Argument überzeugt die Anwohnerin aber nicht.

    Der betroffene Roggdener Landwirt nahm an dem Gespräch nicht teil. (pm/ande)

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