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Wertingen: Anderswo skatet es sich besser als in Wertingen

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Anderswo skatet es sich besser als in Wertingen

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    Jeremy Noone aus Wertingen ist – wie viele andere Skater aus der Zusamstadt – lieber auf anderen Skateplätzen unterwegs als in seiner Heimatstadt. In Wertingen müssten sich die Skater mit den Hinterlassenschaften von anderen Personen herumschlagen, die Müll abladen und die Geräte kaputtmachten. Auf dem Skatepark in Gersthofen (Bild) ist außerdem die Ausstattung viel besser.
    Jeremy Noone aus Wertingen ist – wie viele andere Skater aus der Zusamstadt – lieber auf anderen Skateplätzen unterwegs als in seiner Heimatstadt. In Wertingen müssten sich die Skater mit den Hinterlassenschaften von anderen Personen herumschlagen, die Müll abladen und die Geräte kaputtmachten. Auf dem Skatepark in Gersthofen (Bild) ist außerdem die Ausstattung viel besser. Foto: Jeremy Noone

    Wertingen Skater sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Das ist in Wertingen genauso wie in Augsburg, in Gersthofen oder in Ulm. Doch in Wertingen müssen sich die Fans der Trendsportart mit anderen Problemen herumschlagen als in den übrigen genannten Städten. Denn die Situation am Wertinger Skaterplatz ist schlecht – und deshalb fahren viele in andere Städte, um ihrem Hobby nachzugehen.

    Jugendliche berichten von zugemülltem Wertinger Skaterplatz

    Jeremy Noone hat schon mehrfach selbst Mülltonnen am Wertinger Skaterplatz – gelegen hinter dem Autohaus Rossmanith – aufgestellt, doch es nützt wenig. Der Skaterplatz wird vollgemüllt, und zwar nicht von denen, die ihn tatsächlich benutzen. So berichten es mehrere aktive Jugendliche und junge Erwachsene unserer Zeitung in einem gemeinsamen Gespräch via Videoschalte. Der Frust ist groß: Die Skater erzählen von zerschlagenen Flaschen, massenweise Müll und mutwilliger Beschädigung der ohnehin schon überschaubaren Ausstattung des Skateparks.

    Der Skaterplatz in Wertingen ist klein, unterdurchschnittlich ausgestattet und wird regelmäßig zugemüllt, berichten Skater. Entsprechend ist er wenig beliebt.
    Der Skaterplatz in Wertingen ist klein, unterdurchschnittlich ausgestattet und wird regelmäßig zugemüllt, berichten Skater. Entsprechend ist er wenig beliebt. Foto: Jeremy Noone

    Sogar eine Rampe aus Beton, eigentlich überaus robust, sei von unbekannten Randalierern demoliert worden. „Da muss man richtig Gewalt anwenden, um das so kaputt zu kriegen“, glaubt Jeremy Noone. Der 21-Jährige ist, wie viele andere auch, verärgert darüber, dass der Skater-Community unterstellt werde, dass sie eben nicht gut genug mit ihrem Skaterplatz umgehen würde. „Da müssen wir klar sagen: Es sind nicht wir, die den Platz so verkommen lassen“, sagt Noone.

    Der Wertinger Skaterplatz hat in der Szene einen sehr schlechten Ruf

    In der Szene, die neben Skateboardern auch Roller-, BMX-, Inliner und Rollstuhlfahrer umfasst, hat der Skaterplatz in Wertingen deshalb einen maximal schlechten Ruf, wie auch Wertingens Jugendreferent Matthias Buhl bestätigt. Er und Jugendzentrumsleiter Tobias Kolb wirken deshalb darauf hin, dass am Fuß des Judenbergs ein neuer, schöner Skaterplatz entstehen soll. Beide Männer sind Stadträte – und überaus froh darüber, dass im Haushalt der Stadt nun 240.000 Euro für einen neuen Skatepark eingeplant sind. Bald soll es Vergangenheit sein, dass Skater zur Ausübung ihres Hobbys weite Wege in andere Städte zurücklegen müssen.

    Für den Standort am Fuße des Judenbergs sprechen laut Tobias Kolb dabei vor allem zwei Faktoren. Erstens gehöre das Grundstück der Stadt – es müsse zwar bis zu einem gewissen Grad eingeebnet werden, damit dort ein Park entstehen könne, doch sei es ansonsten gut geeignet. Zudem befinde es sich in direkter Nähe zum Freibad. Buhl und Kolb schwebt ein „Freizeitgelände“ am Stadtrand vor, bei dem Interessierte verschiedener Hobbys bunt gemischt zusammenkommen können. Das Argument, dass der Platz damit zu weit „ab vom Schuss“ sei, können die Stadträte nicht nachvollziehen. Das Freibad werde ja auch von den jungen Leuten wunderbar angenommen.

    Tobias Kolb: "Wertinger Jugendliche wissen am besten, was sie wollen und brauchen"

    Auf dem Gelände am Fuß des Judenbergs können sich Tobias Kolb (links) und Matthias Buhl gut einen Skaterplatz vorstellen.
    Auf dem Gelände am Fuß des Judenbergs können sich Tobias Kolb (links) und Matthias Buhl gut einen Skaterplatz vorstellen. Foto: Jeremy Noone

    Sehr wichtig ist beiden, dass die Skater selbst ihre Vorstellungen einbringen können. „Die wissen ja am besten, was sie haben wollen und brauchen“, sagt Kolb. Denn mit einer 08/15-Ausstattung sei niemandem gedient, so der einhellige Tenor der Skater im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Skater motivierten sich stets gegenseitig, neue und bessere Tricks auszuführen. Wenn dafür die Möglichkeiten nicht da seien, müsste weiterhin auf andere Plätze ausgewichen werden. In Ulm oder Gersthofen seien die Gegebenheiten einfach besser, und entsprechend seien dort auch mehr motivierte Skater anzutreffen, berichtet Ian Koke.

    Auf der Wunschliste der Skater stehen eine Halfpipe – ein U-förmiges Konstrukt, in dem besonders gut anspruchsvolle Tricks ausgeführt werden können – sowie „Rails“, also Geländer, und Rampen. Und der Boden muss eine gewisse Beschaffenheit haben – er darf nicht zu „körnig“ sein, denn dann führt ein Sturz schnell zu größeren Schürfwunden und Schnittverletzungen. Es brauche einen relativ feinen, glatten Beton, bestätigt auch Stadtrat Matthias Buhl, denn von grobem Beton lösten sich bei längerem Gebrauch eben diese kleinen Splitter, die den Skatern zusetzten.

    Planungsphase des Wertinger Projekts wird konkret

    Das alles muss natürlich in das Gesamtbudget passen. Doch alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass sich nun endlich etwas bewegen wird. Die Bürokratie arbeitet den Skatern in Wertingen kaum schnell genug, doch es dauere eben alles seine Zeit, sagt Tobias Kolb diplomatisch. Mittlerweile ist die Planungsphase schon dabei, konkret zu werden. Es laufen erste Gespräche mit Spezialfirmen, die Skaterparks bauen können, sagt Kolb.

    Dann brechen im kommenden Jahr, falls es gut läuft, bessere Zeiten für die Zusamtaler Rollensport-Begeisterten an. Nach den Erfahrungen der Wertinger Skater-Gruppe ist das anderswo nicht nur ein Thema für Jugendliche. Da wo Jeremy Noone, Marco Wiedemann und Ian Koke (noch) bevorzugt skaten – in Gersthofen und Ulm – ist der Sport oft Familiensache. „Da geht auch mal der 50-jährige Papa mit seinen Kindern zum skaten“, sagt Noone.

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