![](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/modal-user-780w.jpg)
Wo ist der Biber vom Mollenbach?
![Der idyllische Mollenbach bei Villenbach. Der idyllische Mollenbach bei Villenbach.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Anlieger erstatten Anzeige wegen einer Aufräumaktion in Villenbach. Warum das den Biber-Manager auf den Plan ruft.
Der Mollenbach ist ein sehr kleiner Strom, der westlich von Ellerbach losströmt, um dann rund 40 Meter tiefer im Osten von Villenbach in die größere Zusam einzubiegen. Natur-Idylle pur am etwa sechs Kilometer langen Rinnsal, zwischen grünen Wiesen und dunklen Wäldern. Doch das positive Bild, das der Spielzeughersteller Playmobil mit seinem Modell „6541 – Biberbau am Fluss“ in putziger Weise offeriert, scheint trügerisch. Was sich am Ortsende von Villenbach in den Tagen des vergangenen Februar – auf Höhe eines ziemlich ausgelichteten Fichtenwäldchens – ereignet hat, weiß neben Fuchs und Hase nur noch der Baggerfahrer eines von der Gemeinde beauftragten Unternehmens. Die Polizei ermittelt.
Ausdrückliche Genehmigung des Landratsamtes
Was war da geschehen? Villenbachs Bürgermeister Werner Filbrich weiß es. „Da wurde ein Biberdamm entfernt, mit ausdrücklicher Genehmigung vom Landratsamt, da ist nichts Gesetzwidriges passiert“, stellt der erste Mann der Gemeinde von seiner Warte aus klar. Das Polizeiprotokoll der Anzeige von einem Anwohner mit Panoramablick auf den stillen Bach spricht eine andere Sprache. Katharina von Rönn, Sprecherin der Polizeiinspektion Dillingen, verweist auf die „Tatzeit 22. Februar 2020“ und weitere Angaben, die von dem Bürger gegenüber den Ordnungshütern gemacht wurden. Da ist von dem Umstand die Rede, dass auf einer Länge von 50 Metern das Bachbett ausgeräumt und gleichzeitig mit der Biberbehausung bis zu fünf Tiere „plattgemacht“ wurden. „Schon das Entfernen der Biberburg stellt eine Straftat dar“, betont jetzt kein Geringerer als der Biber-Manager für Südbayern, Gerhard Schwab. Am Mollenbach angekommen, blickt der studierte Biologe mit großer Auslandserfahrung voller Sorgenfalten auf den Boden, an dem deutliche Spuren von umfangreichen Erdbewegungen zu erkennen sind.
Der gebürtige Lauinger – stattliche Statur, mit weißem Vollbart und im Wind tanzenden Locken – kennt sich als ehemaliger Bundeswehr-Soldat des Heeres mit Bodenschichten aller Art bestens aus. Wichtiger ist aber, dass der nachdenklich wirkende Mann mit Jahrgang 1961 seit mehr als drei Jahrzehnten für Deutschlands größtes Nagetier kämpft. Das bis zu 1,40 Meter lange und mehr als 30 Kilogramm schwere Geschöpf wurde früher wegen seines Pelzes unerbittlich gejagt und verfügt über ein einzigartiges Fell, auf dem pro Quadratzentimeter rund 23000 Haare sprießen. Zum Vergleich: Der Mensch bringt es gerade mal auf 600.
Biber gerät immer wieder ins Visier von Landwirten
Der perfekt an stehende wie fließende Gewässer angepasste Biber muss sich seit langem auch in anderer Hinsicht eine stabile Hülle zulegen, zumal er landauf, landab immer wieder ins Visier von Landwirten und Kommunalpolitikern gerät. So weiß auch der Wissenschaftler Gerhard Schwab um die feindliche Stimmung vor allem in Bayern: „Er wird hier für alles verantwortlich gemacht.“ Dennoch bedarf es im Umgang mit dem als Bäumefäller kritisierten Säugetier der besonderen Vorsicht: Es ist streng geschützt, seine Aktivitäten beim Dammbau können unter Umständen und nur mit dem Segen der unteren Naturschutzbehörde, also dem Landratsamt (LRA), eingeschränkt werden. „Ich fürchte, dass da zu viel herausgebaggert wurde“, meint Leo Schaudi, der seit fünf Jahren als Biber-Berater für das Landratsamt arbeitet und im Wochentakt wegen Biber-Zwischenfällen gerufen wird. Er warnt vor übertriebenen Aktionen und fordert Alternativen zum Ausbaggern wie etwa Drainagen und Rohrgitter.
Die Kreisgruppe im Bund Naturschutz (BN) unter der Leitung von Heidi Terpoorten fuhr nun mit dem Ex-Soldaten Gerhard Schwab schweres Geschütz auf, um den „Fall“ Villenbach zu klären Der prominente Gast ließ jedoch offen, ob sich die gemeindliche Aktion so abgespielt haben könnte, wie vom aufmerksamen Beobachter zu Protokoll gegeben.
Es wurde mächtig aufgeschichtet
Davon überzeugt, gab sich dagegen der Stellvertreter von Terpoorten, Thomas Hefele. „Da ist etwas absichtlich zugeschüttet worden, wir sollten da nachgraben“, fordert der Zweite Vorsitzende beim BN, dabei wohl wissend, dass es sich um privates Gelände handelt. Dennoch stellt der engagierte Naturschützer beim Eindrücken einer Eisenstange fest, dass hier am plätschernden Mollenbach mächtig aufgeschichtet wurde. Auch Schaudi glaubt, es könne ein Biberbau existiert haben. Während Villenbachs Bürgermeister darauf hinweist, dass es bachaufwärts bereits wieder solche Pflanzenansammlungen gibt, bleibt der Bund Naturschutz auf den Spuren des putzigen Tieres und sucht nun Zeugen und Fotos.
Infos und Fotos erbittet der BN unter dillingen@bund-naturschutz.de.
Lesen Sie dazu auch:
Die Diskussion ist geschlossen.