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Villenbach: Kirchenrenovierung: Seltene Einblicke und ein Rätsel in Villenbach

Villenbach

Kirchenrenovierung: Seltene Einblicke und ein Rätsel in Villenbach

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    Dieser zersplitterte Dachsparren gibt Rätsel auf. Rechts und links davon sind die Auflaschungen zu erkennen.
    Dieser zersplitterte Dachsparren gibt Rätsel auf. Rechts und links davon sind die Auflaschungen zu erkennen. Foto: Elli Höchstätter

    Es sind die kleinen Geschichten, die eine Kirchenrenovierung spannend machen. Es sind Rätsel, auf die es keine historisch fundierte Antwort gibt. So wie in Villenbach. Dort findet sich über dem Kirchenschiff ein Dachsparren, der auf drei Metern Länge fehlt.

    Ein Stück des Querbalkens ist ebenfalls abgerissen

    Auch von einem Querbalken ist ein Stück abgerissen. Beide sind deshalb mit einer sogenannten Auflaschung versehen.

    Diese beschädigten Balken, die über 250 Jahre alt sind, geben Kirchenpfleger Bernhard Lernhard ein Rätsel auf. Er vermutet, dass der Einschlag eines Geschosses zum Ende des Krieges für die schadhafte Stelle verantwortlich ist. „Vermutlich haben damals Panzer aus Richtung Riedsend nach Villenbach geschossen. Ich gehe davon aus, dass dieses Geschoss den Sparren getroffen hat, weil das Holz richtig rausgesplittert ist“, erklärt er. Lernhard lässt dieses Rätsel nicht los. Er will deshalb mit Zeitzeugen sprechen, um mehr zu erfahren. Ein Bürger aus Villenbach hatte ihm bereits erzählt, dass zu Kriegszeiten einmal gelber Rauch aus dem Kirchendach aufgestiegen sei und die Leute damals befürchteten, die Kirche brenne. Mit den rätselhaften Balken beschäftigen sich nun auch Experten. Diese müssen klären, ob man sie aus Gründen des Denkmalschutzes so belässt, wie sie derzeit sind, oder ob sie saniert werden dürfen.

    Die Balken sind nur ein kleiner Mosaikstein im Gesamtwerk der Kirchensanierung, die in Villenbach angelaufen ist. Derzeit geht es vor allem um den Dachstuhl. Das Gerüst am Gotteshaus ist schon von Weitem zu erkennen. In den vergangenen Tagen wurde auch im Inneren der Kirche ein Decken-Schutzgerüst aufgestellt, berichtet Lernhard. Der 65-jährige ehemalige Berufsschullehrer bildet mit seinem Vorgänger Alfred Filbrich eine Doppelspitze für das Amt des Kirchenpflegers. So ist beispielsweise Filbrich der Ansprechpartner für die Ingenieure, während sich Lernhard um das Organisatorische und die Spenden kümmert. „Außerdem können wir uns die Termine auf der Baustelle aufteilen“, erklärt Lernhard.

    Im Inneren der Kirche St. Jakobus in Villenbach wurde ein Decken-Schutzgerüst aufgebaut. Von dort bietet sich ein ungewöhnlicher Blick auf die Gemälde.
    Im Inneren der Kirche St. Jakobus in Villenbach wurde ein Decken-Schutzgerüst aufgebaut. Von dort bietet sich ein ungewöhnlicher Blick auf die Gemälde. Foto: Elli Höchstätter

    Bei der Kirchenrenovierung in Villenbach packen auch einige Gläubige ehrenamtlich mit an, damit die Pfarrgemeinde die anteiligen Kosten der Renovierung stemmen kann. Freiwillige halfen beispielsweise beim Abdecken der Dachplatten oder entfernten im Vorfeld die Dämmwolle aus dem Dachstuhl. Mittlerweile wurde ein Wetterschutzdach angebracht und ein Zimmermann kümmert sich um die morschen Abschnitte der Balken. Diese müssen vor allem im Bereich der Fußpunkte saniert werden. Lernhard betont in diesem Zusammenhang: „Wir sanieren einen über 250 Jahre alten Dachstuhl, der bis auf kleinere Kriegsschäden noch original erhalten ist.“ Laut Zeitplan soll zunächst die Nordseite gemacht werden. Rund vier Wochen später soll die Südseite folgen. Außerdem stehen noch Arbeiten an den Sparren im Bereich des Chorraums und im Kirchenschiff an.

    Finanziell von der Diözese abgesegnet ist die Außensanierung. Lernhard und seine Mitstreiter hoffen aber, dass sie zeitnah auch die Arbeiten im Innern angehen können. Denn auch dort gebe es einiges zu tun und das Gerüst stehe bereits. „Sonst müssen wir die Kosten dafür doppelt aufbringen“, so Lernhard.

    Im Inneren sind die Schäden deutlich zu sehen

    Die Schäden im Inneren sind deutlich zu sehen, im Gegensatz zu den morschen Balken im Dachgebälk. Ein Riss über dem rechten Seitenaltar ist dem Kirchenvorstand schon länger aufgefallen. Außerdem seien von dem Gesimse oberhalb schon kleine Teile abgebröckelt, berichtet Lernhard. Mittlerweile läuft in diesem Bereich seit zwei Jahren ein Monitoring, um genau zu beobachten, ob der Riss größer wird. Nach dem derzeitigen Stand der Auswertung bewege sich dieser nicht sehr viel, so der Kirchenpfleger. Dieser Riss und weitere in der Decke sollen bei der Innensanierung beseitigt werden.

    Die Schäden waren aufgefallen, als die Diözese in allen Kirchen eine statische Prüfung vornahm. Die Folge waren einige Renovierungen wie beispielsweise in den Gotteshäusern in Wengen, Riedsend oder Zusamaltheim. Die Mitglieder der Kirchenverwaltung schätzen die Gesamtkosten für die Innen- und Außenrenovierung in Villenbach auf rund 500.00 Euro. Trotz verschiedener Zuschüsse wird es laut Lernhard am Ende eine Finanzierungslücke geben, die mit Spenden geschlossen werden muss. Wie groß diese Lücke ist, kann Lernhard nicht genau sagen, da dies von den eingebrachten ehrenamtlichen Stunden und den Zuschüssen abhängig ist. Grob geschätzt sei man bislang von einem Fehlbetrag von rund 35.000 Euro ausgegangen, erklärt der Kirchenpfleger. Bislang gebe es Spenden in Höhe von 17.000 Euro.

    Pfarrer Mathew Biju (oben), die Kirchenpfleger Bernhard Lernhard (rechts) und Alfred Filbrich (links) sowie Verwaltungsleiterin Christiane Kanefzky verfolgen gespannt die Renovierungsarbeiten.
    Pfarrer Mathew Biju (oben), die Kirchenpfleger Bernhard Lernhard (rechts) und Alfred Filbrich (links) sowie Verwaltungsleiterin Christiane Kanefzky verfolgen gespannt die Renovierungsarbeiten. Foto: Elli Höchstätter

    Kürzlich besuchte der CSU-Landtagsabgeordnete Georg Winter aus Höchstädt in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Arbeitsausschusses der Bayerischen Landesstiftung die Baustelle. Er erklärte, dass die Außenrenovierung aus verschiedenen Töpfen finanziert werden solle.

    Neben Eigenmitteln habe die Katholische Kirchenstiftung einen Antrag auf Förderung bei der Diözese, der Gemeinde, dem Landkreis, dem Bezirk, dem Landesamt für Denkmalpflege und der Bayerischen Landesstiftung gestellt. „Als denkmalgeschütztes Objekt von überregionaler Bedeutung erfüllt sie alle Voraussetzungen für eine Förderung“, so Winter. Er sicherte zu, sich mit der Diözese in Verbindung zu setzen, damit auch die Innensanierung zeitnah angegangen werden könne. Es sei erfahrungsgemäß von Vorteil, Außen- und Innensanierung gemeinsam zu beantragen.

    Für Lernhard und seine Mitstreiter bleibt die Baustelle spannend – nicht nur wegen der Finanzen. „Mal sehen, was noch alles für Schäden ans Licht kommen“, sagt er. Manche Dinge entdecke man erst, wenn die Sparren aufgedeckt werden. Wer weiß, vielleicht kommt noch eine weitere außergewöhnliche Geschichte dazu.

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